Literatur/ Presse

Stefano Benni
 
Stefano Benni (geboren am 12. August 1947 in Bologna) ist einer der be­kann­testen ita­lie­ni­schen Au­to­ren auf dem Ge­biet der po­li­ti­schen Sa­ti­re. Er ist nicht nur Ro­man­cier, Dra­ma­ti­ker und Ly­rivker, son­dern auch Journalist und Regisseur. In Italien gilt er als ein erfolgreicher Autor, von seinen Büchern wurden mehr als 2,5 Millionen Exemplare verkauft.

Ich las „Bar Sport“, das erste (1976) und im­mer noch be­kann­teste Buch von Stefano Benni, vor vielen Jahren. Es gilt in Italien inzwischen als Klassiker der hu­mo­ristischen Literatur. Dieses Buch beschreibt auf surrealistische und dennoch völlig glaub­wür­dige Art die Realität der ita­lie­ni­schen Bars, be­sonders jener in der Provinz. Wenn man sich durch das Buch blättert, lernt man skurrile Gestalten kennen, von denen man meinen könnte, es könnte sie doch gar nicht ge­ben. Den Angeber, das Lügenmaul, den Cara­binie­re, den Fußballfanatiker, der alle Mann­schaf­ten aller Ve­reine in- und auswendig kennt, den schüchternen Buchhalter, der unsterblich in die Kassiererin verliebt ist, und Dutzende andere Personen, jede für sich inte­res­sant und doch völlig normal.
In diesem Buch wird die Bar als Hort der ge­leb­ten Demokratie und politischen Diskussion beschrieben, als Treffpunkt und Bühne. Zu schade, dass es keine deutsche Übersetzung dieses Werkes gibt.
Bennis letztes, jetzt auch auf Deutsch erschienenes Buch „Pane e tem­pes­ta“ (Brot und Unwetter) ist erneut eine Hommage an die italienische Insti­tu­tion par excellence, die Bar.
Welche sind die siebenundzwanzig Tätigkeiten, die den zivilisierten Menschen ausmachen? Das kann der Leser dieses Buches, das quasi ein Nachfolger des berühmten Bar Sport" ist, im Ort Montelfo entdecken, dem zauberhaftesten und fantastischsten Ort der Welt. In einem Roman von ungebremster Heiterkeit baut Stefano Benni einen Zirkus mit unvergesslichen, unverwechselbaren Gestalten auf, in einem Kaleidoskop typischen italienischen Charakteren: den Großvater „nonno stregone“, Ispido Manidoro, Trincone Carogna, Sofonia, Rasputin und viele andere.

Geister
Stefani Benni
Geister
Der Zeitenspringer

Beim Film „Mu­sica per vecchi animali“ führte Benni 1989 Regie. Von 1992 an schrieb er auch einige Theaterstücke, von denen viele am Teatro dell'Ar­chi­volto in Genua uraufgeführt wurden. Als Kolumnist schreibt er regelmäßig für das Wochen­ma­gazin „Panorama“ und die Tageszeitung „Il Manifesto„.
Seine Kurzgeschichten und Romane sind oft surreal, makaber bis brutal, aber gerade deshalb wider­spie­geln sie die Realität des italienischen Alltags sehr gut. Bennis Werke – Romane, Erzählungen, Gedichte, Sketche, Thea­ter­stücke, Politthriller, Märchen und Filmskripts – überschreiten mit Absicht die Grenzen der verschiedenen Gen­res.
Seine Satire greift nicht selten die ver­logenen Politiker und die ange­passten Massenmedien an. Aber immer handeln seine Geschichten auch von Freundschaft, Solidarität und Fan­tasie. Bennis Scharfsinn beim Erfassen der merkwürdigsten Aspekte der modernen Ge­sell­schaft, seine verwirrte Komik und seine unerschöpfliche Fantasie machen das Lesen seiner Bücher zum reinsten Vergnügen.

Bennis Stil ist charakterisiert durch eine originelle Verwendung der Sprache, mit zahlreichen Wort­spielen, Wortneubildungen und Anspielungen auf Ereig­nisse, Personen und andere literarische Werke.

„Bar Sport" wurde verfilmt []

Die Mediensatire „Baol“ (1990) spielt deutlich auf George Orwells „1984" an: So ist das „Ministerium der Wahrheit“ bei Benni ein TV-Archiv, das mit ge­fälschten Aufnahmen die Massen kontrolliert. Mit schwarzem Humor entfaltet sich in seinen Romanen eine Medien- und Politsatire, die die triste Welt der Großstadt, den gierigen Neoliberalismus, sowie die Folgen der Globalisierung spöttisch überzeichnet. Dieser moralische Anspruch, der unter der grellen Oberfläche seiner Romane ein ernstes und bisweilen melancholisches Bild vermittelt, unterscheidet Benni von den Autoren der Popliteratur.
Bennis kürzlich in Deutschland erschienener Roman „Achille piè veloce“ (Der schnellfüßige Achilles) erzählt von der spannungsvollen Freundschaft zwi­schen einem frustrierten Verlagslektor und einem fantasiebegabten Schwerst­be­hin­derten. Voller un­er­warteter Wendungen und gespickt mit zahl­rei­chen An­spie­lungen auf Literatur und Politik wird mit abgründigem Humor und bisweilen derber Sprache eine anrührende Geschichte erzählt.
 
 
 
Von allen Reichtümmern
Von allen Reichtümmern
 
Bar Sport
Bar Sport []