Johannes XXIII.
(1881 - 1963), bürgerlicher Name Angelo Giuseppe Roncalli,
war Papst vom 28. Oktober 1958 bis zu seinem Tod am 3. Juni
1963.
„Sotto
il Monte" (unterm Berg) heißt die Häusergruppe,
in der Nähe des norditalienischen Bergamo, in der
Angelo Giuseppe im November 1881 geboren wurde. Angelos
Vater war dagegen, seinen Sohn Priester werden zu lassen,
da er auf dessen Arbeitskraft nicht verzichten konnte. Die Begabung
des Knaben wurde aber vom Gemeindepfarrer
Don Rebuzzini erkannt und gefördert. So trat
Angelo Roncalli 1892 ins Vorbereitungsseminar in Bergamo
ein. 1901 leistete er eine einjährige Militärdienstzeit
ab. Anschließend studierte er in Rom, wo er am 18. Dezember
1903 zum Diakon geweiht wurde. Ein Jahr später schloss
er sein Studium mit der Promotion zum Dr. theol. ab. Es ist
die Zeit der starken Gegnerschaft zwischen dem Staat und der
Kirche. Die Kirche war durch den jungen italienischen Staat
ihrer weltlichen Macht beraubt worden, und den Italienern
wurde von der Kirche auch das Wählen verboten.
Am 10. August 1904 wurde Roncalli zum Priester geweiht.
Von 1905 bis 1914 war er Sekretär des Bischofs Graf Radini-Tedeschi
von Bergamo. Mit ihm unternahm Roncalli viele Auslandsreisen,
u. a. 1906 ins vom osmanischen Reich besetzte Palästina.
Er blieb seinem Seminar in Bergamo weiterhin verpflichtet
und lehrte dort Kirchengeschichte.
Bei Kriegsbeginn 1915 wurde
Roncalli eingezogen. Erst diente er als Sanitätssoldat,
später als Militärseelsorger. Nach dem Krieg wirkte
er als Jugend- und Studentenpfarrer. Von Papst Benedikt XV.
1921 nach Rom versetzt, wurde er zum Präsidenten des Zentralrates
des Päpstlichen Missionswerkes in Italien und zum Bischof
ernannt.
Papst Johannes XXIII. - Filmtrailer
Auf den Pfeil in der Mitte klicken. Zum Vergrößern auf klicken
Nach der Bischofsweihe
begann er 1925 als Apostolischer Visitator in Bulgarien
seine diplomatische Karriere, die bis 1952 dauerte. In den Ländern
Osteuropas wirkte er mit großem Erfolg zugunsten
der kleinen katholischen Minderheiten, nicht zuletzt durch das
Knüpfen erster ökumenischer Kontakte mit den Orthodoxen.
In der Türkei und Griechenland konnte er während des
Krieges deportierten Juden und der hungernden griechischen Bevölkerung
helfen. Im Dezember 1944 wurde er von Papst Pius XII. als Apostolischer
Nuntius nach Frankreich versetzt. Dies war eine äußerst
schwierige Aufgabe, da sein Vorgänger im Amt mit dem Vichy-Regime
zusammengearbeitet hatte. Durch seine ihm eigene Art konnte
Roncalli trotzdem überzeugen. Es gelang ihm, die meisten
seitens der französischen Republik unerwünschten Bischöfe
im Amt zu halten.
Immer noch unter Pius XII.
wurde er am 12. Januar 1953 zum Kardinal und zum Patriarchen
von Venedig ernannt. Nun gehörte der kleine Bauerjunge
aus Norditalien zu den wahrscheinlichen Kandidaten für
die Nachfolge Pius XII. Nach dem Tod dieses Papstes im Oktober
1958 wurde Roncalli trotz seines fortgeschrittenen Alters
am 28. Oktober 1958 zum Papst gewählt. Er gab sich den
Papstnamen Johannes, auch zu Ehren seines Vaters Giovanni Battista
(Johannes, der Täufer) und des Patrons der Kirche, in der
er getauft worden war.
Roncalli wurde wegen seines
hohen Alters und seiner konservativen Frömmigkeit
in der Presse als Übergangspapst und Kompromisslösung
bezeichnet, er erwies sich jedoch bald als einer, der Mut zu
historischen Veränderungen hatte. Als erster Papst
seit der Reformation entwickelte er ein Bewusstsein für
Ökumene. Er berief unerwartet das Zweite Vatikanische Konzil
ein, das am 11. Oktober 1962 feierlich eröffnet wurde.
Das war eine Tat von historischer Bedeutung.
Was wollte Johannes XXIII.
mit dem Konzil erreichen? Entgegen mancher Meinung war der „Papa
buono“ ein sehr konservativer Priester, der die lateinische
Sprache liebte und den Fortschritt nicht gut heißen konnte.
Dieser Fortschritt, so behauptete er, lenke von der Suche
nach den höheren Gütern ab, schwäche die geistigen
Energien, führe zum Nachlassen auf dem Gebiet der Disziplin
und der alten guten Ordnung - zum Schaden der Kirche und ihrer
Kinder. Er sah also das, was er vereinfacht mit dem Namen „Fortschritt"
bezeichnete, als Übel an.
Als Leitmotiv des Zweiten
Vatikanischen Konzils (Vaticanum II), das von 1962 bis 1965
tagte, sollte der „aggiornamento“ (Anpassung
an heutige Verhältnisse) dienen. Dieser
Begriff wurde von Papst Johannes XXIII eingeführt. Er sollte
die notwendige Öffnung der katholischen Kirche bezeichnen
(besonders was ihre Liturgie, ihre äußere Erscheinung
und das Kirchenrecht betraf), um der Kirche den Dienst in der
modernen Welt besser zu ermöglichen. Beispielsweise wurde
vom zweiten Vatikanische Konzil der Ritus, bei dem der Priester
sich dem Altar zuwendet, also mit dem Rücken zur Gemeinde
steht, und die Hauptgebete auf Latein spricht, de facto abgeschafft.
Es sollte aber keinesfalls
ein „aggiornamento“ sein im Sinne einer Aufweichung
der Lehre oder der Sitten. All das war nur Wunschdenken mancher
Konzilsinterpreten. Johannes XXIII. war nach dem strengen Pius
XII. eine väterliche Gestalt auf dem Petrusstuhl in der
schlimmsten Zeit des Kalten Kriegs. Er vermittelte den Menschen
seiner Zeit die Sicherheit des Glaubens, die menschliche Nähe
und die Hoffnung, dass man nicht wegen seiner Herkunft
Den Mut zu historischen
Veränderungen zeigte er auch im alltäglichen Leben
als Papst. In einer seiner ersten Amtshandlungen erhöhte
er die Gehälter der Angestellten, schaffte den Fußkuss
ab sowie die bislang vorgeschriebenen drei Verbeugungen bei
Privataudienzen. Historische Verdienste erwarb er sich bei die
Überwindung der Kubakrise und durch zahlreiche Friedensinitiativen,
zum Beispiel mittels seiner Enzyklika Pacem in terris.
Den Abschluss des Konzils
erlebte Johannes XXIII. nicht mehr, denn er erlag am 3. Juni
1963 einem Krebsleiden. Sein von ihm stark favorisierter Nachfolger,
der von ihm zum Kardinal erhobene Erzbischof Montini,
Paul VI., führte das Konzil 1965 zu Ende.
Papst Paul VI., der die
Ziele seines Vorgängers als Orientierung aufnahm, begrenzte
einerseits den „aggiornamento", indem er die
Grundzüge der katholischen Tradition bekräftigte
(z.B. im Credo des Gottesvolkes von 1968, das er ausdrücklich
als verbindlich bezeichnete), ging andererseits aber auch über
die Konzeption Johannes XXIII. hinaus, so in Fragen der Religionsfreiheit
und der Liturgiereform.
Am 27. April 2014, dem Weißen Sonntag, wurde Johannes XXIII. gemeinsam mit Johannes Paul II. von Papst Franziskus heiliggesprochen. An der Zeremonie auf dem Petersplatz nahmen rund eine Million Menschen teil.
Angelo Roncalli
Er wurde im VOlksmund auch
„il Papa buono“ (der „gute Papst“)
genannt, „der gütige Prophet“, oder „der
Konzilpapst“. 1963 wurde ihm der Balzan-Preis für
Humanität, Frieden und Brüderlichkeit verliehen.
Er wurde - und das nicht nur von den Katholiken - vor allem
wegen seiner Herzlichkeit geschätzt, seiner persönlichen
Ausstrahlung, seines Engagements für
den Frieden, seiner Toleranz und seines Optimismus.
Die bisherige hohe Hemmschwelle vor der unnahbaren
Autorität des Papst-Amtes minderte er erfolgreich
und öffnete so dem Glauben Türen beim Volk.
Am 3. September 2000 wurde er von Papst Johannes Paul II. selig
gesprochen.
Papst Johannes XXIII. begegnen
von Alexandra von Teuffenbach
(Aufs Bild klicken, um
das Buch zu bestellen ...)
Das Zweite Vatikanische Konzil. Vorgeschichte,
Verlauf,
Ergebnisse, Nachgeschichte
von Otto H. Pesch
(Aufs Bild klicken, um
das Buch zu bestellen)
Johannes XXIII.
Für eine Welt in Frieden
Ein Spielfilm, keine Dokumentation
(Aufs Bild klicken, um
die DVD zu bestellen ...)
Papst Johannes XXIII
Ein Leben für den Frieden
Ein Spielfilm, keine Dokumentation
(Aufs Bild klicken, um
die DVD zu bestellen ...)