Wissenswertes

Pasqua (Ostern)


Ostern in Italien ist vor allem ein wichtiges religiöses Fest, eine faszinierende Mischung aus Tradition, Glauben und kultureller Vielfalt, ein Kaleidoskop an Bräuchen und kulinarischen Genüssen, die in jeder Region des Landes ein­zig­artig sind. Die Osterwoche ist – be­sonders im Süden des Lan­des – geprägt von religiösen Prozessionen und Feierlichkeiten.
Eine be­son­dere Tra­dition ist die „Messa di Resurrezione“, die Messe der Aufer­steh­ung, die am Ostersamstagabend stattfindet.

Jede Region hat ihre eigenen traditionellen Ostergerichte, aber im All­ge­meinen findet man Eier, Spargel und/oder Artischocken überall in den Gerichten, die auf den Tisch kommen. So wie Lamm in den meisten italie­ni­schen Familien auf dem Ostermenü am Ostersonntag nicht fehlen darf. An diesem Tag gibt es oft große Fami­lien­essen mit traditionellen Speisen, die regional sehr unter­schied­lich ausfallen können.
In der Region Umbrien ist die „Torta di Pasqua“ eine traditionelle Speise, die während des Frühstücks am Ostermorgen gegessen wird. Im Grunde handelt es sich um ein gewürztes Brot, das mit geriebenem Parmesan und Pecorino, ge­wür­feltem Emmentaler, Eiern und nativem Olivenöl extra oder Schmalz angereichert ist.
Lammgerichte dürfen nirgendwo fehlen: In der Region Latium und ins­be­son­dere in Rom ist Lamm ein traditionelles Hauptgericht zu Ostern. „Abbacchio allo scottadito“ sind knusprige Lammkoteletts, die oft mit frischen Artischocken serviert werden. „Abbacchio alla romana“, in Wein, Sardellen, Rosmarin und Knoblauch gekochtes Lamm ist eine weitere Spezialität. Ebenso ist sind gebratene Lammkeulen mit Kartoffeln ein Klassiker der römischen Küche.
In Venetien gibt es zu Ostern die „Fugassa“, ein süßes, briocheähnliches Brot. Eine weitere Delikatesse sind die „Frittelle“, frittierte Teigbällchen, die oft mit Rosinen oder Apfelstückchen zubereitet werden.
In der Toskana ist die „Schiacciata di Pasqua“ eine Tradition, ein süßer, brot­ähnlicher Kuchen, der traditionell zu Ostern gebacken wird. Er wird oft mit Anis und Orangenschale aromatisiert und passt sehr gut zu einem Glas Vin Santo.
Aus Ligurien ist die „Torta Pasqualina“ (Oster­kuchen) nicht wegzudenken, eine herzhafte Pastete, typisch für Genua und die ligurische Küche, die eine Füllung aus Man­gold- oder Spinat, Ricotta und ganzen Eiern enthält.
Die Colomba Pasquale (wörtlich Ostertaube) ist das österliche Pendant zum Weihnachtspanettone. Dieser süße, brotähnliche Kuchen ist reich an kandierten Nüssen, Mandeln und Perlzucker. Seine Form, die einer Taube ähnelt, symbolisiert den Frieden. Sie ist zur klassischen Süßspeise in Italien avanciert.

Traditionell wird wird zwar Ostern in Italien im Kreis der Familie gefeiert, aber es ist kein Muss wie zu Weihnachten. Es gilt das Motto: „Natale con i tuoi, Pas­qua con chi vuoi“, also „Weihnachten mit deiner Familie, Ostern mit wem du willst“.

Was in Italien völlig unbekannt ist, das ist der Osterhase! Ebensowenig ist das Verstecken und Suchen von Ostereiern eine Tradition
Stattdessen sind in Italien große, poppig verpackte und mit Geschenken gefüllte Schokola­de­eier Tradition. Zu Ostern beschenkt man vor allem Kin­der damit. In den zwei Scho­ko­ladenhälften finden die Kinder dann „Sor­pre­se“ (Überraschungen), zum Bespiel kleines Spielzeug oder Spiel­fi­gu­ren. Nirgends sind die Schoko-Eier zu Ostern so groß und und so bunt wie in Italien.

Jedes Jahr findet In Castiglione in Teverina ein Wettbewerb um das größte Schokoladen-Osterei statt. Das Öffnen des übergroßen Eies wird dem Pfarrer und dem Bürgermeister der Stadt anvertraut, die mit einem Nudelholz Kraft beweisen müssen, indem sie mehrmals auf das Ei schlagen, um die Schokolade zu zerschlagen, die anschließend an die Menschen auf dem Platz verteilt wird. Die Überraschung im Ei? Streng geheim, versteht sich.

Wir Österreicher in Italien feierten das Oster­fest weiterhin nach un­se­ren Tra­di­tio­nen. So such­ten wir als Kin­der die bunt be­mal­ten ver­steck­ten Eier und die Sü­ßig­kei­ten, die der „Os­ter­ha­se" ver­steckt hatte. Weil aber die ita­lie­ni­schen Kin­der rie­sige Scho­ko­la­de­eier ge­schenkt be­ka­men mit darin ent­hal­te­nen klei­nen „Über­ra­schun­gen“, blieb es auch un­se­ren El­tern nicht er­spart, uns mit die­ser über­teu­er­ten Art, Scho­ko­la­de zu ver­mark­ten, zu be­schen­ken. Eben­so gab es dann bald die tra­di­tio­nel­le „Colomba“ (Tau­be), den tau­ben­for­mi­gen Oster­ku­chen aus leich­tem He­fe­teig, der, ur­sprüng­lich aus der Lom­bar­dei stam­mend, sich im Lau­fe der Zait in ganz Ita­lien durch­gesetzt hatte.
Der Legende nach wollte der König der Langobarden Alboin, nachdem er Pavia erobert hatte, die Stadt für ihren Widerstand bestrafen. Einer jungen Frau ge­lang es aber, mit einem Kuchen, der die Form einer Friedenstaube hatte, das wilde Pfer des Königs zu zähmen. Beeindruckt durch dieses „Wunder" ver­zichtete Alboin auf seine mörderischen Absichten.

Karwoche
Zu Ostern finden in Italien mehr als dreitausend „lebendige“ Aufführungen der Passion Christi statt. Vom Norden bis in den Süden ist es eine Abfolge von Prozessionen, Volksfesten und Passionsspielen. Ganze Ortschaften gehen während der Settimana Santa (Karwoche) auf die Straße.

In der Nacht des Karfreitags sind die Straßen vom Licht der Fackeln be­leuch­tet und von men­schen­über­füll­ten Prozessionen durchzogen. Dann ziehen Bü­ßer­gemeinschaften in Erinnerung an die Passion Christi durch die Ort­schaf­ten. Nicht selten gehen die Büßenden barfuß oder in Ketten, um den Weg zur Erlosüng zu erschweren.
Rote Prozession in Piano di Sorrento
Allein in Sorrent und Umgebung finden während der Karwoche mehr als zwanzig Prozessionen statt. Unter ihnen die faszinierenden Prozessionen der Kapuzenträger. Die liturgischen Osterprozessionen sind der Ausdruck des tiefen religiösen Glaubens der Bewohner der Amalfitanischen Küste.
Karfreitagprozession in Amalfi
Auch in Sizilien finden in der Karwoche ein­drucks­vol­le Prozessionen statt. Zu den schönsten ge­hö­ren die Mys­te­rien­pro­zes­sio­nen von Caltanissetta am Grün­donnesrtag und vor allem die Kar­frei­tags­pro­zes­sion von Trapani. Unter den Mysterien sind die Stationen des Leidensweges Christi zu verstehen. Die je­wei­li­gen Ereignisse sind in überlebensgroßen Fi­gu­ren­grup­pen dargestellt, die während der Prozession durch die Straßen getragen werden. Am Kar­freitag wird in Gela ein Passionsspiel im Freien aufgeführt.
Karfreitagsprozession in Vallata (Kampanien)
Abruzzen: In Sulmona findet die Karfrei­tags­pro­zession und die „Madonna che corre in piazza“ (die rennende Madonna) statt: Die Apostel Petrus und Jo­han­nes – das sind Statuen, die von den Teil­neh­mern getragen werden – be­rich­ten der trau­ernden Jungfrau Maria (dargestellt von einer in ein schwar­zes Gewand ge­hüll­ten Statue mit einem weißen Taschentuch in der Hand), von der Au­fer­steh­ung.
Maria erkennt ihren Sohn und läuft ihm freudig über den Platz entgegen, um ihn zu umarmen. Während sie läuft, fällt ihr das schwarze Gewand und das Ta­schentuch herunter. Dabei wird ihr prächtiges grünes Kleid enthüllt, aus dem Frie­dens­tauben in den Himmel steigen.
Madonna che corre in piazza

Eier-Bräuche
In Cividale, in der Provinz Udine, findet an Ostern und Ostermontag das Eierspiel „Gioco del Truc“ statt. Bei diesem Spiel lässt man Eier in große Sand­mul­den rollen. Wer das Ei eines anderen trifft, darf weiter machen, wessen Ei ge­trof­fen wird, muss sich in der Reihe der Spieler hinten anstellen und 10 Cent „Strafe“ zahlen an den erfolgreicheren Spieler. Der Name Truc ist abgeleitet vom Geräusch, das die Eier machen, wenn sie aneinanderstoßen.
In San Leonardo, einem Teil der Gemeinde Badia, findet in den Tagen vor Ostern die sogenannte "noza da paur" statt, ein Ereignis, das eine Bauernheirat her­vor­bringt: Die Jungen machen sich auf der Suche nach Mädchen und bitten diese um ein Ei. Diejenigen, die 12 bekommen, werden in­ner­halb eines Jahres heiraten. Die Mädchen, denen Eier übrig bleiben, müssen diese bis Dienstag nach Ostern be­gra­ben, sonst bleiben sie unverheiratet.

Pasquetta
Ostermontag, der Tag, der an die Begegnung der zum Grab gekommenen Frauen mit dem Him­mels­bo­ten erinnert, wird „Lunedì dell'Angelo“ (Montag des Engels) genannt. An diesem Tag erklingt die Botschaft der Auferstehung Jesu: „Fürchtet euch nicht! Ich weiß, ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten. Er ist nicht hier; denn er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her und seht euch die Stelle an, wo er lag“ (Mt 28, 5–6).
Pasquetta
Der Ostermontagspicknick
Im Volksmund wird dieser Tag auch „Pasquetta“ (das kleine Ostern) genannt und er ist traditionell einem Ausflug gewidmet, bei dem man mit der Familie ein großes Picknick veranstaltet.
Der Osternausflug wird mit dem Emmaus Os­ter­spa­zier­gang oder Emmaus­gang in Verbindung gebracht, dem Gang der beiden Jünger Christi von Jeru­sa­lem nach Emmaus, bei dem ihnen der auferstandene Jesus von Nazaret begegnete, den sie jedoch nicht erkannten.