Die etwa 2000 km² große Halbinsel Gargano liegt an der Adria in der Region Apulien. Anfang der 1960er Jahre begann auf dem Gargano die Entwicklung des Tourismus, und es entstanden entlang der Küste zahlreiche Campingplätze, Ferienbungalow-Dörfer und Hotels. Die Küste südlich von Vieste weist die abwechslungsreichste und schönste Küstenlinie des Gargano auf, mit hellen, steilen Felsen und das darüber wuchernde Grün der üppigen Mittelmeervegetation. Eine noch weitestgehend unversehrt gebliebene Landschaft.
Vieste selbst ist eine entzückende kleine Stadt mit etwa 13.000 Einwohnern, die mit ihren zwei langen, schönen Sandstränden in den letzten Jahren zum begehrten Reiseziel für Touristen geworden ist. Vergeblich sucht man aber hier hässliche Hotelklötze wie in vielen anderen Regionen des Landes.
Vieste kann mit einer malerischen Altstadt auf einer felsigen Halbinsel aufwarten. Die besonderen und eindrucksvollen engen Gassen des historischen Zentrums vermitteln nicht nur das Gefühl, in ein Land eingetaucht zu sein, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint, sie sind auch an den Sommerabenden mit Touristen gefüllt, die vor so viel Schönheit beeindruckt stehen bleiben.
TIPP: Seit einigen Jahren werden am Gargano – so auch in Vieste – zu Ehren des Heiligen Josefs die charakteristischen „Fanoje di San Giuseppe“, die stimmungsvollen Freudenfeuer gezündet, die in den Tagen um dem Fest von San Giuseppe (19. März) organisiert werden. Begleitet wird die Veranstaltung von traditioneller Musik.
TIPP: Beginnend in der Vorsaison gibt es täglich Bootstouren, die zu den zahlreichen Meeresgrotten führen, die entlang der Küste gelegen sind. Diese Grotten stehen der berühmteren „Grotta Azzurra“ bei Capri in nichts nach. Es gibt ungefähr zwanzig solcher Höhlen, deren Entdeckung aus dem Jahr 1954 stammt, in dem es noch keinen Massentourismus am Gargano gab. Nach einigen Jahren (1963) wurde mit der touristischen Erschließung begonnen, was der Wirtschaft des Landes eine entscheidendn Wende vom Landwirtschaftlich-pastoralen hin zum Touristischen brachte. Die Meereshöhlen von Vieste und des Gargano inspirierten aufgrund ihrer Schönheit und Form die alten Fischer, die ihnen einzigartige und merkwürdige Namen gaben, wie:
Die Grotta Campana (Glockenhöhle), die die Form einer 70 Meter hohen Glocke hat; die Grotta dei contrabandieri (Grotte der Schmuggler) mit doppeltem Ausgang, die einst die Flucht der Schmuggler erleichterte; die Grotta delle rondini (Schwalbengrotte), in der die Vögel ihre Nester gebaut haben; die Grotta due occhi (zwei-Augen-Höhle), die sich durch zwei kleine öffnungen auszeichnet; die Grotta smeralda (Smaragdgrotte), in der das Meer und das Licht suggestive Farbeffekte erzeugen; die Grotta delle sirene (Die Grotte der Sirenen), in der der Legende nach einst die Meerjungfrauen lebten.
Der 27 m hohe, 1867 erbaute Leuchtturm, der auf einem Felseninselchen vor dem Hafen steht (Scoglio di Santa Ofemia), sendet noch immer seine regelmäßigen Lichtsignale über 25 Seemeilen ins Meer hinaus.
Der Strand von Pizzomunno ist eines der Ziele, die man gesehen haben muss. Nicht jeder Besucher weiß jedoch, dass hinter dem weißen „faraglione“ (einem dünnen, aus dem Meer ragenden Fels) sich eine Legende verbirgt. Was für den weniger aufmerksamen Blick wie ein steriler Monolith erscheint, wäre demnach ein Fischer, der in einen Fels verwandelt wurde. Dieser Pizzomunno (ein Stück von der Welt) genannte weiße Kalkfelsen ist das Wahrzeichen der Stadt. Der Legende nach soll sich ein Fischer vor Schmerz über den Verlust seiner Geliebten, die eifersüchtige Nixen in die Tiefe gezogen hatten, in Stein verwandelt haben. 2018 widmete der Sänger Max Gazzé der Legende von Cristalda und Pizzomunno ein eigenes Lied.
Ein Jahr darauf wurden im Rahmen eines „Festivals der Liebe“ auf die Stufen, die das Rathaus mit dem oberen Teil der Stadt verbinden, nebst zahlreiche Herzen Strophen der „canzone“ „La leggenda di Cristalda und Pizzomunno“ von Max Gazzè in roter Farbe verewigt.
Vieste ist ein ideales Ziel für diejenigen, die Entspannung und Meer suchen. Die Strände sind in der Regel Sandstrände mit seichtem Wasser, ideal für jene, die einen Familienurlaub planen. Die dem Stadtzentrum am nächsten gelegenen und zu Fuß erreichbaren Strände sind der Strand „San Lorenzo“ (auf der Nordseite in Richtung Peschici) und (auf der Südseite in Richtung Mattinata) der Strand „Scialara“, auch „spiaggia del castello“ genannt. An diesem Abschnitt befindet sich der Pizzomunno-Kalkfelsen. Weiter südlich findet man schöne und wildere Strände, während im Norden die Küste sanfter und flacher ist.
TIPP: Ab Mai gibt es meist schon gutes Badewetter, das sich dann bis in den Oktober hält. Es ist nicht unbedingt zu empfehlen, in der Hochsaison, die am 15. August (Ferragosto ) seinen Höhepunkt erreicht, hier Urlaub zu machen. Traditionell ist dann ganz Italien am Meer und dementsprechend ist der Ort überlaufen und die Preise sind entsprechend hoch. Sein schönstes Gesicht zeigt der Gargano in der Nebensaison!
An der Küste des Gargano begegnet man merkwürdige Holzkonstruktionen, die an Pfahlbauten erinnern, die sogenannten „Trabucchi“ (Mehrzahl von Trabucco). Sie wurden entlang der adriatischen Küste errichtet und zum Fischfang mit Netzen genutzt. In Apulien sind sie ausschließlich am Gargano zu sehen. Wie überdimensionierte Spinnenbeine ragen zwei dünne, drehbare „Antennen“ aus Holz hoch über dem Meer, auf denen die Fischer sitzen und auf die Bewegung der Fischschwärme achten. Unter ihnen liegt das horizontal im Wasser liegende Netz, das – per Hand – mit Seilwinden blitzartig hochgezogen werden kann, wenn Fische darüberziehen.
Etwas unterhalb der sehenswerten San-Francesco-Kirche am Abschluss des lang gestreckten Altstadtfelsensporns befindet sich der „Trabucco San Lorenzo“, eine weitere Sehenswürdigkeit in der Stadt Vieste, die man auf jeden Fall gesehen haben sollte.
TIPP: Ein Dutzend Kilometer nördlich von Vieste, kurz vor und in Peschici, findet man eine Reihe solcher Trabucchi. Angeschlossen an zwei von ihnen haben sich rustikal-romantische Restaurants etabliert:
Die apulische Küche ist einfach, rustikal und leicht. Sie zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass alle Zubereitungsarten darauf abzielen, die Grundaromen der verwendeten Produkte zur Geltung zu bringen und nicht zu verändern. Man findet das gesamte Gemüse der Saison, vom Stängelkohl bis zum Grünkohl, zu den Paprikaschoten, den Auberginen, den Artischocken, allen Hülsenfrüchten, von den Bohnen über die Linsen bis zu den Saubohnen sowie alle Produkte des Meeres.
Die Basis der „primi“ (des ersten Ganges) sind handgemachte Nudeln, was kein Wunder ist, weil Apulien den Großteil des Hartweizenmehls liefert, das in ganz Italien zur Herstellung von Pasta benötigt wird. Typisch für Apulien sind die „Troccoli“, lange und flache Spaghetti-ähnliche Nudeln mit einer groben Oberfläche und einem ovalen Querschnitt. Die „Orecchiette“ (öhrchen) sind freilich die bekannteste apulische Pastasorte. Sie sind hutförmig, 2 bis 3 Zentimeter im Durchmesser und haben einen verdickten umlaufenden Rand und eine leicht gerunzelte Oberfläche. In Apulien wird diese Pasta traditionell mit „cime di rapa“ (Stängelkohl), einem mit Broccoli verwandten Kreuzblütler, oder mit einer Tomatensoße zubereitet.
REZEPT:
ZUTATEN (2 Personen)
ZUBEREITUNG
Cime di rapa säubern, die harten Blätter und Stängel entfernen. In reichlichem kochenden Salzwasser die orecchiette etwa 10 Minuten kochen, danach die Cime di rapa hinzufügen und für ein paar Minuten weiterkochen lassen. Inzwischen lässt man in einer Pfanne das Öl erhitzen und dünstet die Knoblauchzehen, den peperoncino und die Sardellenfilets bis Letztere sich aufgelöst haben. Jetzt die abgetropften Orecchiette (mit den Cime di rapa) hinzugeben, vermengen und kurz sautieren.
Auf dem Servierteller mit geriebenem Pecorino bestreuen. Achtung: Puristen aus Apulien versichern, dass für das Originalrezept kein Käse vorgesehen ist.
PASSENDER WEIN: Salice Salentino rosato (12-14°C)
Fische stehen auf den Speisekarten in allen Variationen. Als Antipasti, gegrillt, frittiert, gratiniert oder geröstet. Berühmt ist die „Ciambotta“ genannte Fischsuppe. Neben kleinen Stücken von Rotbarsch, Rochen, Zackenbarsch und Rotbrasse gehören auch die typisch roten Krebsschwänze, Tintenfische und Miesmuscheln dazu.
Eine in anderen Regionen Italiens weniger bekannte Gemüsesorte sind die „Lampascioni“, ein aromatisches, leicht bitteres Gemüse. Es handelt sich um die Zwiebeln der Schopfigen Traubenhyazinthe. Die Lampascioni werden in Apulien gerne geröstet, in Olivenöl oder Essig eingelegt für Antipasti, frittiert, oder gekocht und in Essig mariniert für Salate.
Typisch für die Gegend ist auch die „Paposcia“, ein knusprig gebackenes Focaccia-Sandwich, gefüllt mit Pecorino-Käse und Olivenöl oder anderen Zutaten wie Rucola, Tomaten, rohem Schinken und Mozzarella.
Zu den preiswerteren, und dennoch zu empfehlenden Restaurants gehört die Trattoria il Paniere. Ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bietet auch die Pescheria Adriatica, ein schlichtes Lokal zum Genießen des Sonnenuntergangs, das ein echtes lokales gutes Essen bietet, alles Fisch, der von der einheimischen Familie zubereitet wird. Das Restaurant Sapore di Mare befindet sich in einer der schönsten Ecken des historischen Zentrums von Vieste und bietet frische Fleisch- unf Fischgerichte zu wettbewerbsfähigen Preisen an. Empfehlenswert ist auch das (etwas teurere) Ristorante Taverna Al Cantinone im historischen Zentrum. Hier findet man die klassische apulische Küche, auf moderne Weise überarbeitet in einem rustikalen und gemütlichem Ambiente. Ebenso das Ristorante Vecchia Vieste, in dem sich alles um Fisch und Meeresfrüchte dreht.
MEINE HOTELTIPPS:
Hotel Rocca sul mare |
Palace Hotel Vieste |
Bed & Breakfast Quintessenza |