Monte Oliveto Maggiore liegt einsam auf einer mit Zypressen bewachsenen Hochebene am Rande der Crete Senesi, einer durch Erosion geprägte Landschaft der Toskana südlich von Siena. Gegründet wurde das Kloster Anfang des 14. Jahrhunderts vom Rechtsgelehrten Bernardo Tolomei, der im Alter von 40 Jahren zusammen mit zwei Gleichgesinnten sich in diese Einöde zurückzog und die Benediktinerabtei gründete. Sie wurde im Lauf der Jahre zu einem der größten und wichtigsten Klöster Italiens. Die Mönche tragen ein weißes Ordensgewand und gehören zu den „Benediktinern“. Wobei es sich hier um einen Zweigorden handelt, jener der „Olivitaner“.
Der Eintritt in die Abtei ist kostenlos. Gruppen können sich frei bewegen.
Das Kloster ist eine Oase der Ruhe und des Friedens. Viele Touristen fahren achtlos vorbei und wissen gar nicht, welcher Prachtbau ihnen entgeht. Die alte Bibliothek, das Refektorium und die historische Apotheke sind den Besuchern zugänglich. Der Bestand der Bibliothek umfasst insgesamt rund 40.000 Bände, darunter Inkunabeln und Bilderhandschriften. Im kleinen Klosterladen können sie Souvenirs und von den Mönchen selbst hergestellte Produkte wie Wein, Honig und Oliven erstehen. Auch der mittelalterliche Weinkeller lädt zu Weinproben ein.
Die Monumentalbibliothek
Berühmt ist die Abtei vor allem wegen des Kreuzgangs und der dreistöckigen Loggia. Der Kreuzgang ist geschmückt mit einem Zyklus von 36 Fresken von Luca Signorelli und Giovanni Antonio Bazzi, genannt Sodoma. Die wandhohen Gemälde aus der Renaissance schildern das Leben des heiligen Benedikt von Norcia und gelten als einer der schönsten Freskenzyklen der Renaissance. Um die Bilder zu schützen, wurden die Arkadenöffnungen zum Innenhof mit Gitterfenstern verschlossen.
Von Luca Signorelli sind acht Lünetten (als Lünette bezeichnet man halbkreis- oder bogenförmig gerahmte Wandfelder, die sich über Fenstern oder Türen befinden). Er arbeitete von 1497 bis 1498 daran. Von Sodoma die weiteren Lünetten. Es handelt sich um eine der vollständigsten Beschreibungen des Lebens des heiligen Benedikt, die auf der Erzählung seitens des heiligen Gregor basieren. Papst Gregor I. (540 - 604) war von 590 bis zu seinem Tod der 64. Bischof von Rom und Papst der katholischen Kirche.
Eines Tages befand sich Benedikt in seiner Zelle und betete. Placidus ging zum See, um Wasser zu holen. Beim Gebet hatte Benedikt eine Vision: Placidus war aus Unachtsamkeit in den See gefallen. Also segnet er den Heiligen Maurus, damit dieser ihn retten kann. Rechts im Bild sieht man, vor einer herrlichen Landschaft, den Heiligen Maurus auf dem Wasser gehen, um Placidus vor dem Ertrinken zu retten. Ein symbolischer Vogel fliegt über den Schauplatz des Wunders.
Einsiedlermönche lebten in völliger Isolation und nur durch das Läuten einer Glocke erhielten die Mönche Essen von anderen Mönchen oder Laien. Auf dem Bild betet Benedikt vor einer Höhle, während ein Mönch einen Korb mit Essen herabseilt. Am Seil hängt eine Glocke, die läutet. Aber der Teufel hat diese mit einem Stein zerschlagen, sodass der Mönch nicht mehr um Nahrung bitten kann, es sei denn, er bricht sein Gelübde.
Ein Mönch erzählt Benedikt, dass Fiorenzo unter den Trümmern seines vom Teufel zerstörten Hauses gestorben sei.
Das Fresko ist in drei vertikale Szenen unterteilt. Links überreichen die Mönche, die es bereuen, den strengen Heiligen Benedikt zum Abt gewählt zu haben, ihm ein Glas vergifteten Wein. Der heilige Benedikt rezitiert den Segen über dem Getränk und zerschmettert das Glas zum Leidwesen der Mönche. In der Mitte des Bildes wählen zwei Mönche die Pflanzen aus, mit denen ihr Abt vergiftet werden soll. Rechts nimmt der Heilige Bernhard barfuß seinen Wanderstock und verlässt das Kloster.
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Von den zwölf Klöstern, die Benedikt errichten ließ, befanden sich drei auf einem Berg, sodass es mühsam für die Mönche war, das Wasser vom See zum Kloster zu bringen. Diese kamen also auf Benedikt zu und beschwerten sich, dass die drei Klöster von dort verlegt werden müssten. Benedikt ging in der Nacht mit Placidus auf den Berg und betete sehr lange. Dann stellte er drei Steine aufeinander, um den Ort des Gebets zu kennzeichnen. Am Morgen danach beschwerten sich die Mönche wieder, und Benedikt befahl ihnen, die aufeinander gestapelten Steine zu suchen. Und tatsächlich, als die Mönche die Steine fanden und sie verschoben, kam daraus Wasser hervor.
In einem Kloster in der Nähe von Subiaco wohnte ein undisziplinierter Mönch. Er konnte sich nicht auf Arbeit und Gebet konzentrieren. Benedikt ermahnte ihn, aber der Mönch änderte sich nur vorübergehend. Benedikt sah, dass ein schwarzer Knabe am Gewandsaum des süündhaften Mönches umherzog. So entschloss sich Benedikt, den Mönch mit einer Rute zu schlagen. Danach wagte es der Teufel nicht mehr, die Gedanken des Mönches zu stören, als ob er selbst die Schläge bekommen hätte.
Sollten Sie das Thema vertiefen wollen, ist der folgende Text empfehlenswert:
Die Fresken von Sodoma in Monte Oliveto Maggiore.
Die Abtei ist offen für Gäste, wie es die tausendjährige benediktinische Tradition vorsieht. Sie bietet Einzelpersonen und Gruppen, Familien, Pilgern und kulturellen Vereinigungen körperliche und geistige Erfrischung. Alle Besucher können zusammen mit der Klostergemeinschaft an der Liturgie teilnehmen.
Die Einzelzimmer teilen sich die Gemeinschaftsbäder und die meisten Doppel-/Drei- und Vierbett-Zimmer haben ein privates Bad. Die Mahlzeiten werden im benachbarten Restaurant eingenommen.
Wenn Sie einige Zeit in einer von Schönheit umgebenen Region verbringen möchten, eingetaucht in der Atmosphäre von Stille und Gebet, schreiben Sie an: casaospitiSB@monteolivetomaggiore.it.
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