M E I N   I T A L I E N

Wege zur Kunst

 


SOFONISBA ANGUISSOLA


Während der Renaissance haben einige bemerkenswerte Malerinnen in Italien trotz der ge­sell­schaftlichen Barrieren für Frauen in der Kunstwelt Anerkennung gefunden. Diese Künst­le­rinnen haben trotz der widrigen Umstände ihrer Zeit bedeutende Beiträge zur Kunst­ge­schichte geleistet und werden heute als herausragende Vertreterinnen der Renaissance-Kunst gefeiert. Zu diesen zählen unter anderen Fede Galizia (1578-1630) und Lavinia Fontana (1552-1614).


Sofonisba Anguissola (etwa 1531/32-1625) war eine italienische Malerin der Renaissance und die er­folg­reichs­te Künstlerin dieser Epoche. Sofonisba wurde in eine wohlhabende Familie ge­bo­ren und erhielt eine um­fas­sende Ausbildung, die für Mädchen ihrer Zeit ungewöhnlich war.


Selbstportrait (1556-1557) / Lancut Museum, Poland


Ihre Eltern Amilcare und Bianca Anguissola erzogen ihre Töchter in einem – für damalige Zeiten – „neuen Sinn“: Sie ließen ihnen eine humanistisch geprägte Bildung zukommen sowie eine Aus­bil­dung, wie es sonst nur für männ­li­che Fa­mi­lien­mit­glieder üblich war. Sofonisbas Schwes­tern Lucia, Europa und Anna Maria wurden Ma­le­rinnen, Minerva wurde eine anerkannte Literatin, Elena trat dem Dominikanerinnen-Orden bei.


Familienportrait / Nivaagaards Malerisamling (Dänemark)

Das Anguissola-Familienporträt ist ein Gemälde von Sofonisba Anguissola, auf dem ihr Vater Amilcare (1492-1573), ihr Bruder Asdrubale und ihre Schwester Minerva zu sehen sind, die kurz zuvor verstorben war, als Vasari das Gemälde sah. Basie­rend auf dem Alter von Asdrubale, von dem wir wissen, dass er 1551 geboren wurde, kann das Gemälde auf das Jahr 1558 datiert werden.


Sofonisba studierte bei Bernardino Campi, einem bekannten Maler in Cremona, bevor sie nach Rom ging, um bei Michelangelo zu studieren. Obwohl sie nicht direkt von Mi­chel­an­gelo un­ter­richtet wurde, war sie stark von seinem Werk beeinflusst.

Sof­onisba Anguissola wurde bekannt für ihre Porträts, insbesondere von Mitgliedern der kö­nig­lichen Familien und anderen prominenten Persönlichkeiten. Sie war eine der ersten be­kann­ten weiblichen Künstlerinnen, die internationalen Ruhm erlangte.


Sofonisba genoss bereits einen ausgezeichneten Ruf als Porträtmalerin, als sie im Jahr 1559 auf Empfehlung des Herzogs von Alba, Fernando de Toledo, an den spanischen Königshof berufen wurde. Dort sollte sie Philipp II. und seine Familie malen sowie die erst 14-jährige Elisabeth von Valois als Hofdame unterrichten. Die junge Königin verbrachte bald die meiste Zeit vor der Staf­felei.

Während ihrer Zeit am spanischen Hof wurde sie Hofmalerin von Königin Isabel de Valois, der dritten Frau von König Philipp II. von Spanien. Sie genoss das Privileg, eine der führenden Ma­le­rin­nen am Hof zu sein und hatte großen Einfluss auf die Kunstszene ihrer Zeit.


Die Infanten Isabella Clara Eugenia und Catalina Micaela (1570)


Anguissolas Erfolg ebnete den Weg für andere weibliche Künstlerinnen und trug dazu bei, die Rol­le von Frauen in der Kunstwelt zu verändern. Sie war eine Pionierin in einer Ära, in der Frauen in der Regel keine öffentliche Anerkennung für ihre künstlerischen Fähigkeiten erhielten.


Isabel de Valois (um 1565) / Museo del Prado, Madrid

Isabel de Valois war die Tochter von König Heinrich II. von Frankreich und Katharina von Medici. Sie wurde 1546 geboren und heiratete 1559 Felipe II., was zur Konsolidierung des Frie­dens­pro­zesses zwischen Spanien und Frankreich beitrug. Sie war die Mutter der Infantinnen Isabel Clara Eugenia und Catalina Micaela.

Sofonisba hatte eine enge emotionale Bindung zur Königin. Als Isabel 1568 während ihrer dritten Schwan­ger­schaft starb, versank Sofonisba in tiefe Depressionen und bat um ihre Entlassung. Gemäß ihrem Vertrag sollte der Hof sich um einen „standesgemäßen“ Ersatz für die Hofdame kümmern. So entschied sie sich, nach Sizilien zu ihrem ersten Ehemann, dem sizilianischen Edelmann Fabrizio di Moncada, zu gehen. Nach dessen Tod kehrte sie nach Spanien zurück, doch auf dem Weg dorthin verliebte sie sich in den Genuesen Orazio Lomellini. Ohne die Erlaubnis des Königs heiratete sie ihn und zog mit ihm nach Genua.


Anguissolas Werke zeichnen sich durch ihre feine Detailarbeit und ihre Fähigkeit aus, die Per­sön­lichkeit und das Wesen ihrer Modelle einzufangen. Ihre Porträts sind für ihre Realismus und emotionale Tiefe bekannt.


Drei Schwestern beim Schachspielen / National Museum in Poznań

Anguissolas bekannteste Bild ist „Drei Schwestern beim Schachspiel“ (1555), das als erste Darstellung einer Alltagsszene in der italienischen Malerei gilt. Es zeigt Lucia (links), Minerva (rechts) und Europa (in der Mitte), sowie am rechten Bildrand eine Gouvernante. Nach Ansicht einzelner Kunsthistoriker enthält es mit dem Lachen Europas zudem die erste Darstellung von Schadenfreude in der euro­pä­ischen Kunst.


Sofonisba Anguissola hat einen wichtigen Platz in der Geschichte der Kunst, nicht nur we­gen ihrer eigenen Fähigkeiten und Leistungen, sondern auch wegen ihrer Pionierarbeit als weibliche Künst­lerin in einer von Männern dominierten Branche.


Anna von Österreich / Museo del Prado, Madrid

Anna von Österreich (1549 – 1580) war Königin von Spanien, als sie ihren Onkel, König Philipp II. von Spanien, heiratete. In den letzten Tagen ihres Lebens war sie für kurze Zeit Königin von PorNachdem ihr Mann verstorben war, zog sie sich aus dem Hofleben zurück und verbrachte ihre letzten Jahre in Palermo, wo sie auch weiterhin malte und als angesehene Künstlerin galt.