Francesco Hayez (1791 -1882) war ein italienischer Maler, Historienmaler, Lithograf und Kupferstecher. Er war ein wichtiger Vertreter des Romantizismus. Besonders bekannt ist er wegen seines Bildes „Der Kuss„. Viele der Werke von Hayez sind „verschlüsselt“, denn sie haben eine verborgene Botschaft, meist politischer Natur, denn zu jener Zeit war es verboten, Szenen mit politischem Hintergrund darzustellen. Aus diesem Grund entschloss sich Hayez, seine Bilder zu tarnen oder zu verschlüsseln, indem es sie in vergangene Epochen versetzte. „Der Kuss“ wurde zum Manifest der italienischen Romantik.
Der Kuss (ital. Il bacio) ist ein Gemälde von Hayez aus dem Jahr 1859. Das 112 × 88 cm große Bild zeigt ein Liebespaar in mittelalterlicher Kleidung in inniger Umarmung. Sein Thema und die handwerklichen Perfektion sind typisch für die italienische Romantik. Das Bild, das sich in der Pinacoteca di Brera in Mailand befindet, gilt als das berühmteste Werk von Hayez. Auf den ersten Blick zeigt sich das Bild als meisterlich ausgeführtes, aber vom Motiv her nicht sehr bemerkenswertes Werk. Historisierende Gemälde waren in der Romantik weit verbreitet, besonders das Mittelalter wurde dabei idealisiert. Auf den zweiten Blick jedoch entpuppt sich „Der Kuss" als politische Allegorie.
Weitere Bilder von Francesco Hayez
Um das Gemälde zu verstehen, muss man wissen, dass zum Zeitpunkt seiner Entstehung Italien in mehrere regionale Königreiche aufgeteilt war, unter denen das Königreich Sardinien die Führungsrolle beanspruchte.
In dieser Zeit (etwa zwischen dem Wiener Kongress von 1814/15 und 1870), die als Risorgimento (ital. für „Wiedererstehung“) bekannt ist, wurde mit mehreren Erhebungen und Aufständen vor allem gegen die Vorherrschaft der spanischen Bourbonen im Süden Italiens und die der habsburgischen Österreicher im Norden versucht, die italienische Einheit in einem unabhängigen Nationalstaat Italien durchzusetzen. 1861 wurde dieses Ziel schließlich mit der Gründung des Königreichs Italien als konstitutionelle Monarchie erreicht. 1870 wurde die Einheit Italiens mit der militärischen Einnahme des Kirchenstaats und Rom durch italienische Truppen vollendet.
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Il Bacio drückt viele der Aspekte, der Passionen und der Ideale aus der Zeit des Risorgimento aus, es ist eine Ikone dieser Bewegung. Das Bild weist einen hohen symbolischen Inhalt auf. Die umschlungenen Geliebten und die Farben ihrer Kleidung (die in den jeweiligen Nationalfarben gehalten sind) stehen für das zwischen Italien und Frankreich eingetretene Bündnis, das mit dem Abkommen von Plombières zwischen Kaiser Napoleon III von Frankreich und Camillo Benso Graf von Cavour, dem Premierminister des Piemonts, unterzeichnet worden war, welches die Voraussetzungen für den Zweiten Italienischen Unabhängigkeitskrieg (1859) schuf.
Die Pinacoteca di Brera ist ein Museum für mittelalterliche und moderne Kunst in Mailand, das seinen Sitz in dem barocken „Palazzo Brera“ hat, in dem u.a. die Akademie der Schönen Künste untergebracht ist.
Das Gemälde „Il bacio" wurde – besonders in Italien – sehr populär, es inspirierte zahlreiche Künstler und Schaffende. In den 1920er Jahren ließ sich Federico Seneca, Art Director des (später vom Nestlé-Konzern übernommenen) italienischen Confiserie-Herstellers Perugina von Hayez' Bild inspirieren bei der Gestaltung der typischen blauen Schachtel der BACI PERUGINA (Perugina-Küsse). Er überarbeitete dafür die Figuren der Liebenden des berühmten Gemäldes.
Im Jahr 1954 ließ sich auch der berühmte italienische Filmregisseur Luchino Visconti vom Gemälde inspirieren. Und zwar für die Szene des Kusses zwischen Alida Valli und Farley Granger im Film Senso (Sehnsucht).