Kunst/ Architektur

Amedeo Modigliani


Was mich anfangs zu Modigliani geführt hatte, wa­ren seine Akte. Die Ruhe und die sinn­liche Wär­me, sowie die morbide Schön­heit seiner in Gold ge­ba­de­ten lie­genden Akte ver­mittelen eine Erotik, die fast etwas Trans­zendentes hat. Und doch sind sie gleich­zei­tig auch von äußerst begeh­rens­wer­ter Körper­lich­keit.
Amedeo Modigliani wurde am 12. Juli 1884 in einer großbürgerlichen Familie im italienischen Li­vor­no geboren. Er war ein Zeichner, Maler und Bild­hau­er jüdischer Ab­stam­mung. Seine Bekannt­heit ver­dankt er haupt­säch­lich seinen sinnlichen Akt­ge­mäl­den und seinen Porträtzeichnungen von Frauen mit auffallend in die Länge ge­zo­genen Ge­sichtern.
Seine in warmen rötlichen Tönen gehaltenen Akte wurden zu seiner Zeit als skandalös empfunden und fanden erst später Akzeptanz. In Italien studierte Modigliani die Kunst der Antike und der Renaissance. Von 1898 bis 1900 war er Schüler des Malers Gu­gliel­mo Micheli, von 1902 und 1903 studierte an den Kunstakademien in Florenz und in Venedig. 1906 zog er nach Paris, wo er be­deutende Künstlern kennen lernte wie van Dongen, Tou­louse-Lautrec, Ma­tis­se, Gris und Cezanne, deren Wer­ke ihn sehr beeindruckten.
1895 bekam Modigliani eine Rippenfellentzündung, 1899 folgte eine Typhus­erkrankung und 1900-1901 kam Tuberkulose dazu. Die Tuberkulose setzte Ame­deo Modiglianis Gesundheit so schlimm zu, dass er sein ganzes Leben lang daran litt. In einem Fie­ber­traum soll er seine Berufung zur Kunst er­kannt ha­ben, mit 35 Jahren starb er an Tu­ber­ku­lo­se. Man weiß über Mo­di­glia­nis Le­ben nicht allzu viel, so dass es vor allem nach seinem Tod zur Le­gen­den­bil­dung um ihn kam.
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Sitzender Akt Jacques Lipchitz mit seiner Frau
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Liegender Akt Liegender Akt
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Elena Pavlowsky Rothaarige Frau in Abendkleid
Obwohl sich Modigliani von 1909 bis 1915 sehr in­ten­siv der Bildhauerei wid­mete, umfasst sein Werk vor allem Gemälde und Zeichnungen. Seine Haupt­motive waren immer die Menschen, nur selten be­fasste er sich mit der Land­schaft- oder Still­le­ben­ma­le­rei. Modigliani ließ sich einerseits stark von der Renaissance inspirieren, nahm aber an­drer­seits auch Elemente der afri­ka­nischen und oze­a­ni­schen Kunst auf, auf die er (wie auch auf die Bild­hau­erei) durch die Freund­schaft mit dem rumänisch-fran­zö­sischen Bildhauer Con­stan­tin Brâncuşis ge­kommen war. Aus der afrikanischen Stil­rich­tung ent­wick­el­ten sich die großflächigen Formen seiner Porträts. Wegen der Staub­ent­wick­lung bei den Bildhauerarbeiten musste er aus gesundheitlichen Gründen diese Technik aufgeben.
Modiglianis Bilder sind wesentlich von der Zeichnung geprägt. Während seine Akte mit sinnlicher Emo­tio­na­lität geladen sind, findet man hin­ge­gen in sei­nen Por­traits das Be­mühen, eine Art abstraktes, ent­per­so­ni­fi­zier­tes Gesicht zu erschaffen.
Trailer „Modigliani" []
Modigliani trank sehr viel und kam mit seinem Leben nicht immer zurecht. Oft malte er auch unter Dro­gen­einfluss. Er machte sich zwar Sorgen um seine Ge­sund­heit und seine Drogenabhängigkeit, tat aber nichts Entscheidendes dage­gen. Modiglianis Le­bens­lauf entspricht nahezu völlig dem, was man sich konventionell bei einem echten Bohemien vorstellt: ein entzücktes, rauschhaft kurze Leben eines gut aussehenden jungen Mannes, der sich kom­pro­miss­los für die Lie­be und die Kunst verzehrt.
Gut aussehend, wie er war, kam er tatsächlich bei den Frauen von Paris blendend an. Er hatte zahl­rei­che Beziehungen zu verschiedenen Frauen und be­wegte sich dabei immer in den bes­ten Krei­sen. Ge­nau so ent­spricht es dem Kli­schee, dass er, wie es bei vie­len an­de­ren Künst­ler je­ner Zeit war, manch­mal nicht ein­mal ge­nü­gend Geld hatte, um die Miete zu zahlen.

Modigliani
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und seine Modelle
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Amedo Modigliani starb in Paris am 24. Januar 1920 an tuberkulöser Menin­gitis. Seine im achten Monat schwangere Geliebte Jeanne Hébuterne (1898-1920), die mit ihm bereits ein Kind hatte, beging Selbstmord, indem sie aus dem fünften Stock eines Hauses sprang.

Bereits wenige Stunden nach Modiglianis Tod – wie Gustave Coquiot in sei­nem Werk „Des Peintres Mau­dits“ festhielt – rissen sich die Kunsthändler, die das Gewinnpotential des Künstlers längst erkannt hatten, jedes Gemälde, jede Zeichnung und jede Skulptur, derer sie habhaft werden konnten, unter den Nagel. Während seines Lebens hatte Amedeo Modigliani nur wenig Erfolg mit seiner Kunst, seine große Popularität erlangte er erst nach seinem Tod.
Heute sind Modiglianis Werke in den bekanntesten Museen der Welt zu sehen, wie bei­spiels­weise im Pariser Musée d'Art Moderne, dem Museum of Modern Art in New York und in der Londoner Tate Gallery.
 
Modigliani
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