Sangiovese ist eine italienische Rebsorte und (zusammen mit Barbera) auch eine der in Italien am meisten verbreiteten. Die Anbaufläche (etwa 88.000 ha) macht etwa 11% der gesamten italienischen Anbaufläche aus. Sie wird von der Romagna bis hin nach Kampanien angebaut und ist die am häufigsten angebaute Rebe in der Toskana.
Sangiovese ist Hauptbestandteil des Chianti (mindestens 80%) und des Sangiovese di Romagna (85%), sowie des Vino Nobile di Montepulciano (70% - 80%).
Sortenrein wird der Sangiovese im Brunello di Montalcino und dem Morellino di Scansano verwendet. Er ist auch Bestandteil des Carmignano (mindestens 50%), des Rosso Piceno Superiore (30% - 50%)und von vielen anderen weniger bekannten aber ebenso wertvollen Weinen. Weltweit sind etwa 96.000 ha (1999) mit dieser Rebsorte bestockt. Italienische Auswanderer brachten die Rebsorte auch nach Argentinien, wo sie immer noch in guter Qualität angebaut wird.
Die Rebe gilt als Qualitätstraube mit schwarz-violetten, etwas weichschaligen, runden, fruchtigen und fleischigen Beeren. Sie wird vielfach nicht sortenrein gekeltert, sondern mit anderen roten und weißen Trauben vermischt. Eine langsame und späte Reife ist ein Hauptmerkmal des Sangiovese. Die Lese begann schon immer erst Ende September und findet auch heute noch oft bis Mitte Oktober statt, wenn nicht sogar darüber hinaus. Werden die Trauben sehr spät gelesen, kann dies allerdings gelegentlich zu Problemen führen.
Zum Ursprung des Namens Sangiovese gibt es verschiedene Mutmaßungen. Einige Forscher vermuten, er komme von „Sangiovannese“, aus San Giovanni Valdarno stammend. Andere nehmen Bezug auf das Fest des Heiligen Johannes (San Giovanni Battista ) im Juni, weil der Rebstock sehr früh austreibt.
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Uneinig sind sich die Experten auch über den Ursprung der Rebsorte. Die (vermuteten) römischen Ursprünge scheinen durch den Namen bestätigt (laut einigen Forschern kommt dieser nämlich aus dem Lateinischen „Sanguis Jovis“, was Jupiters Blut bedeutet). Es gibt auch Vermutungen, dass die Rebsorte bereits vor 2500 Jahren von den Etruskern kultiviert wurde. Jedenfalls findet man den ersten schriftlichen Hinweis erst im 15. Jahrhundert in den Schriften von Giovan Vettorio Soderini, in denen er die Rebsorte "Sangiogheto" erwähnte: Sie sei eine Sorte mit sehr gleichmäßigem Ertrag, schrieb er. Soderini machte auch darauf aufmerksam, dass der Wein, wenn nicht sorgfältig behandelt, leicht zu Essig wird.
Die Rebsorte sollte aber erst im 18. Jahrhundert weite Verbreitung in der Toskana erlangen, wo sie zusammen mit der Malvasia- und der Trebbiano-Rebe zur am meisten angebauten Sorte der Region avancierte.
José Vouillamoz, ein Biologe aus der Schweiz, wies im Jahr 2004 nach, dass die Rebsorte Sangiovese aus einer Kreuzung der aus Süditalien stammenden Sorten Ciliegiolo und Calabrese di Montenuovo entstand.
Romagna e Sangiovese (bekannter Walzer)
Die Sangiovese-Rebe hat hohe Bedeutung erlangt und ist so begehrt, dass sie in den „Adel" der Weinwelt aufrückte und als Edelrebe bezeichnet wird. Man spricht ganz allgemein von Sangiovese, aber in Wahrheit definiert dieser Begriff eine große Zahl von Sorten (Klonen), die im Lauf der Zeit ausgewählt und systematisch vermehrt wurden. Eine grobe Einteilung in zwei Familien ist möglich: Sangiovese Grosso (Brunello, Prugnolo Gentile und Sangiovese di Lamole) und Sangiovese Piccolo (Chianti), wobei sich dies auf die Größe der Beeren bezieht und keine automatische Qualitätseinteilung bedeutet.
Sangiovese-Weine besitzen eine kräftige, rubinrote Farbe, sind trocken, leicht tanninhaltig und fruchtig – aber auch tiefgründig und elegant. Sie eignen sich gut für den Ausbau in Holzfässern. Die Rebe ist bestens zum Verschnitt geeignet. Einige der besten italienischen Rotweine sind Verschnitt-Weine aus Sangiovese und Cabernet Sauvignon.