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Monti Sibillini |
Im Süden der italienischen Region Marken, an der Grenze zu Umbrien, weist der Gebirgszug der Apenninen einen alpinen Charakter auf. Die bis fast 2500 m hohen Monti Sibillini (Berge der Sibyllen) mit ihren Schluchten, markanten Felsgipfeln, kahlen Hängen und weiten Hochebenen bilden ohne Zweifel den landschaftlichen Höhepunkt der Marken. Die Täler sind grünes Hügelland mit von Obstbäumen durchsetzten Wiesen, Getreidefeldern und Weinbergen. Jahrhunderte lang glaubten die Menschen, dass diese unzugängliche und raue Bergregion von Feen, Dämonen, Hexen und Sagengestalten bewohnt wäre. |
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Die zehn Sibyllen (Achtung, nicht: „Sybillen“) waren dem Mythos nach Seherinnen und weise Frauen, die im Gegensatz zu anderen göttlich inspirierten Prophetinnen unaufgefordert die Zukunft weissagten. Ihre Prophezeiungen waren rätselhaft und doppeldeutig und in einem Zustand von unwillentlich und unkontrolliert auftretenden Ekstasen geäußert. Michelangelo malte fünf der Sibyllen an die Decke der Sixtinischen Kapelle. |
Blick auf die Monti Sibillini vom Osten |
Der Sage nach lebte in einer Grotte nahe dem heutigen Monte Sibilla die apenninische Sibylle, eine Gestalt aus der römischen Mythologie, die vor dem Eingang dieser Grotte die Zukunft vorhersagte und deshalb viele Rat suchende Menschen anzog. Heute noch ist es wegen der Steilheit und Unzugänglichkeit des Geländes, äußerst schwierig, ins Innere der Grotte zu gelangen. |
Der Nationalpark der Monti Sibillini schließt die höchste Gebirgsgruppe des Apennins Umbriens und der Marken sowie den höchsten Gipfel des Gebiets, den 2.479 m hohen Monte Vettore, ein sowie mehrere Gemeinden der Regionen Umbrien und Marken. |
Der Monte Vettore |
Am Nordhang des Monte Vettore befindet sich, auf einer Höhe von 1.941 m, der „Lago di Pilato“ (Pilatussee). Der Name leitet sich von der Sage ab, nach der Körper des sterbenden römischen Staatsmannes Pontius Pilatus von Büffeln in das Wasser des Sees getragen worden sein soll. Obwohl ziemlich klein – der Durchmesser des Sees erreicht kaum 500 m – ist der See von großem Interesse für Naturforscher und Biologen. Denn er ist Biotop für ein endemisches Krustentier namens Chirocephalus marchesoni, eine etwa 10 mm lange Süßwassergarnele, die sonst nirgendwo auf der Welt vorkommt. |
Die kahlen Hänge der Monti Sibillini |
Die Gipfel der Monti Sibillini umgeben seit jeher Geheimnisse und Legenden, wie auch aus vielen Ortsbezeichnungen zu erkennen ist: „Pizzo del Diavolo" (Teufelsspitz), „Cime del Redentore“ (Erlöserspitzen), „Lago di Pilato“ (Pilatussee), „Grotta delle Fate“ (Feengrotte), „Gola dell'Infernaccio“ (Höllenschlucht), Monte Sibilla. |
Die Vegetation im Nationalpark besteht bis ca. 1000 m Höhe aus Eichen-, Buchen- und Eschenwäldern. Darüber wachsen Buchenwälder, die bei 1750 m Höhe in natürliche Weiden übergehen, auf denen seltene und wertvolle Pflanzenarten zu finden sind, wie Türkenbund, Eugeniaveilchen, Bärentraube, Edelweiß des Apennins und die Zwergweide, die als der kleinste Baum der Welt betrachtet wird. |
Nationalpark Monti Sibillini |
Im Park sind wegen ihres Blumenreichtums die Wiesen von Ragnolo zu erwähnen, in denen im Sommer Orchideen, Liliengewächse und Narzissen blühen. Interessant ist auch die Tierwelt. So findet man Wölfe, Wildkatzen, Stachelschweine und Rehe (die zu Beginn der 50er Jahre wieder angesiedelt wurden). Unter den Vögeln sind Steinadler, Hühnerhabicht, Sperber und Wanderfalke zu erwähnen. |
Jedes Jahr im Frühsommer, zwischen Ende Mai und Anfang Juli, kann man in der Hochebene von Castelluccio di Norcia (Umbrien) ein faszinierendes Phänomen beobachten: die „Fioritura“ („Blütezeit“). Mehrere Wochen lang wird die Farbeneintönigkeit der Wiesen und Felder von einer faszinierenden Farbenexplosion weggefegt, die auf die gleichzeitige Blüte mehrerer Wildblumensorten zurückzuführen ist. |
Das ist darauf zurückzuführen, dass Castelluccio di Norcia ein Zentrum des Linsenanbaus ist. Zu Füßen des Ortes reiht sich Linsenfeld an Linsenfeld. Weil beim Linsenanbau keine Herbizide eingesetzt werden, kommt es zur Verunreinigung des Linsensaatguts mit den verschiedensten Wildblumensamen, deren Blütezeit der Frühsommer ist. Es sind nicht die Linsen selbst, die hier farblich Akzente setzen, denn deren Blüten bestehen aus völlig unspektakulären weißen Sternchen. Es sind hauptsächlich der rote Klatschmohn (papavero), die blaue Kornblume (fiordaliso,) und die gelbe Rapsblüte (colza), die auf den Feldern ihre faszinierende Farbenpracht entwickeln. |
Die „Fioritura„ |
Das Erstaunliche an der „Fioritura“ ist, dass die Farben ziemlich genau auf die einzelnen Felder begrenzt sind, wodurch die Ebene das Aussehen eines polychromen Flickenteppichs annimmt. Das erklärt sich damit, dass die einzelnen Bauern jeweils nur ihre eigenen Felder pflügen. Das führt dazu, dass die Samen der Blumen ziemlich genau auf denselben Feldern bleiben. Und weil die Anbauzeitpunkte der einzelnen Felder sich auch noch unterscheiden, blühen die verschiedenen Blumenarten auch zeitversetzt von Feld zu Feld. |
Castelluccio und seine Blütenpracht |
Traditionsgemäß wird in der dritten Juniwoche, wenn der Höhepunkt der Blüte erwartet wird, die Fiorita, das Fest zur Blüte, gefeiert, obwohl der genaue Zeitpunkt, an dem diese oder jene Blumen erblühen, nicht voraussehbar ist, da alles von der Wetterentwicklung abhängt. |
Der Wermutstropfen: Der Tourist erwarte nicht, diese fast überirdische Naturschönheit für sich allein genießen zu können. Scharen von Fotografen treten sich besonders an den Juniwochenenden gegenseitig auf die Füße. Und der vom Tal aus so hübsch aussehende Ort Castelluccio besteht mehr aus Parkplätzen als aus historischer Substanz. |
Die Linsen von Castelluccio di Norcia sind übrigens ein typisches Produkt der Ebenen von Castelluccio mit Geschützter geografischer Angabe (DOP). |
Unter den sehenswerten Ortschaften in den Monti Sibillini ist Visso, Sitz des Nationalparks. Visso wurde über 900 Jahre vor Rom gegründet und ist von einem malerischen historischen Zentrum gekennzeichnet. Unweit von hier werden die Besucher von der Valnerina Schlucht, ein Naturschauspiel des Flusses Nera, angezogen sowie von Monte Bove, ein Gebirgsmassiv, das den Dolomiten ähnelt. Wegen seiner besonderen Lage ist auch Arquata del Tronto sehenswert, ein Ort, dass in Europa die einzige Gemeinde ist, die in zwei Nationalparks liegt, im Nationalpark Monti Sibillini im Norden und im Nationalpark Gran Sasso und Monti della Laga, Abruzzen, im Süden. |
Landschaft am Rande des Nationalparks |
In den Monti Sibillini gibt es viele Wanderwege unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade. In den Hochebenen um Castelluccio sind die Wege eher flach, andernorts geht es steil hinauf. Der Grande Anello ist ein 120 km langer Rundweg durch die Sibillinischen Berge, der in neun Tagesetappen zu bewältigen ist. |