Rosalba (Licia Maglietta)
glaubt, sie sei die tolpatschigste Frau Italiens. Weil ihr in einer Autobahnraststätte ein Missgeschick passiert,
wird sie von ihrer Reisegruppe übersehen und verpasst deshalb
die Abfahrt des Busses, der mit ihrem Mann Mimmo, ihren zwei
Söhnen und der ganzen Reisegesellschaft nach
einem Ausflug zurück nach Pescara fährt.
Als ihr Mann sie telefonisch ermahnt, auf alle Fälle dort
zu warten und sich nicht von der Stelle zu rühren, weckt
das in Rosalba den Abenteuerinstinkt. Per Anhalter will sie
zunächst zurück nach Hause, fährt dann aber doch
spontan nach Venedig, um dort einen Tag Urlaub zu machen.
Immerhin war sie noch nie dort, obwohl sie es immer schon wollte. Dem tobenden Mimmo versichert sie am Telefon, dass sie am nächsten
Tag zurückkehren werde.
In Venedig sucht Rosalba
zunächst
eine Unterkunft. Sie hat sehr wenig Geld, und die Freundlichkeit
und Güte des skurrilen Kellners Fernando (Bruno Ganz) helfen
ihr weiter. Er bringt sie bei sich unter, formvollendet, distanziert
und ausgesprochen höflich. Sie lernt die Nachbarin Grazia (Marina Massironi) kennen, eine Kosmetikerin und Masseurin für
Handgriffe aller Art, deren Badezimmer gerade unter
Wasser steht. Not verbindet, die beiden sind sehr schnell befreundet.
So beginnt in Venedig ein völlig neues Leben für sie,
ohne ihre schlecht geratenen Söhne und ihren nervigen Mann.
Sie findet sogar einen Job bei einem alten Blumenhändler,
der nur deshalb beschließt, sie einzustellen, weil
sie große Ähnlichkeit mit der anarchistischen
Russin Vera hat.
So richtet sie sich auf
einen längeren Aufenthalt bei Fernando ein. Ihrem Mann schreibt
sie, dass sie „ein paar Tage Urlaub" nimmt. Sie ist
zufrieden, wahrscheinlich sogar glücklich. Alles gelingt,
sie arbeitet gerne im Blumenladen und sitzt noch viel
lieber bei Fernando, diesem unglücklichen Mann, der von
seinem geplanten Selbstmord erst einmal absieht und ihr jetzt
lieber Gedichte zitiert. Ein Geheimnis umwittert ihn, für
Rosalba ist er spannend.
Brot und Tulpen - Trailer
Inzwischen dreht Mimmo in Pescara fast durch. Seine Geliebte
weigert sich, ihm die Hemden zu bügeln, und der Haushalt
droht, gänzlich zu verkommen. Und als ein junger Mann vor
ihm sitzt, der sich als Klempner für das Unternehmen
bewerben will, und er auch noch herausfindet, dass der füllige
junge Mann schon mehr als 260 Kriminalromane gelesen hat, beschließt er, diesen Costantino seiner Frau auf den Hals zu hetzen. Nun muss
Rosalba auch noch mit dem Privatdetektiv fertig werden!
Der Regisseur Silvio Soldini entdeckt
in diesem unspektakulären Film mit seiner wunderbaren
Hauptdarstellerin Licia Maglietta zusammen Venedig. So wie sie
sich durch die Stadt bewegt, so wandelt auch der Film durch
Seitenstraßen und Nebengassen, immer mit einem offenen
Herzen für Menschen, die auf den ersten Blick unattraktiv
wirken, sich schließlich aber als authentische und liebenswerte
Charaktere entpuppen.
Brot und Tulpen
Agata und der Sturm
111 Gründe, Italien zu lieben
Silvio Soldini studierte an der New York University Film und lieferte
dort im Jahr 1982 mit dem Kurzfilm „Drimage" sein erstes
Werk ab. Kurz darauf kehrte er nach Mailand zurück.
In Mailand drehte
er Low-Budget-Filme und Videoproduktionen, 1989
seinen ersten Spielfilm „L'aria serena dell'ovest“, der unter anderem mit dem Preis der Jugendjury des Festivals
Locarno ausgezeichnet wurde.
Weitere augezeichnete Filme folgten: „Un' anima divisa in due" (Die gespaltene
Seele) und „Le acrobate" (Akrobatinnen).
2000 kam mit Pane e Tulipani („Brot und Tulpen“) der bisher
erfolgreichste Film des Regisseurs heraus. Er wurde
neunmal mit dem David di Donatello,
dem italienischen Gegenstück zum Oscar, ausgezeichnet.