Hätte man vor 1997 jemanden außerhalb
Italiens gefragt, wer Roberto Benigni sei, er hätte nur
den Kopf geschüttelt. Dann kam La vita è bella (Das Leben ist schön) und plötzlich war er weltweit
bekannt.
Roberto Benigni ist nicht der Regisseur,
der von Intellektuellen so ohne weiteres
ernst genommen wird. Denn seine Filme strotzen nur so von Klamauk
und seichten Witzen. Die meisten seiner Filme wurden deshalb
von der Kritik mit äußersten Zurückhaltung aufgenommen.
Kaum jemand hätte ihm deshalb
zugetraut, dass er mit dem Film „Das Leben ist schön“
(1998), einen Film über den Holocaust machen würde,
der dieses heikle Tema mit Menschlichkeit, Feingefühl und
Humor darstellt, und demzufolge in aller Welt
mit Preisen überschüttet wurde und zum internationalen
Erfolg wurde.
„Tollpatschiger Poet verliebt sich in eine Schriftstellerin,
die zunächst auf seine romantischen, aber
hartnäckigen Annäherungsversuche abweisend reagiert."
So oder ähnlich könnte man den Anfang der meisten
von Benignis Filme zusammenfassen.Es ist der Kern all seiner Handlungen. Und es ist in Wahrheit
auch eine Hymne an die Liebe zu seiner Frau Nicoletta Braschi,
die in vielen seiner Filme die weibliche Hauptrolle
spielt.
Bei „La tigre e la neve“ („Der
Tiger und der Schnee“) könnte man die Kurzbeschreibung
dann folgenderweise vervollständigen:
Er folgt ihr nach Bagdad, wo sie lebensgefährlich verwundet
wurde ... und tut alles, was in seiner Kraft steht, um sie
zu retten."
Bei dem Film handelt sich um eine
romantische Komödie, die im Frühjahr 2003 in Rom und
im kriegsversehrten Bagdad spielt. Die Geschichte wird als doppelgesichtiger
Traum mit überraschendem Schluss erzählt, in Anlehnung
an das Märchen von Dornröschen.
Trailer
Der Beginn des Irakkrieges steht unmittelbar bevor. Alle
Welt spricht darüber, aber Atillio de Giovanni
(Roberto Benigni), ein komischer, aber talentierter
Literaturprofessor und geschiedener Vater von zwei Töchtern
im Teenageralter, hat nur seine angebetete
Vittoria (Nicoletta Braschi) im Kopf. Jede Nacht träumt
er von einer surreal romantischen Hochzeit mit ihr, doch am
nächsten Morgen wacht er wieder allein in seinem Bett
auf. Denn sein eifriges Werben um Vittoria bleibt erfolglos,
da sie seine Gefühle gar nicht zu teilen scheint. Ihr
Interesse gilt vielmehr den realen Ereignissen in der Welt,
die ihr reichlich wenig Raum für Träumereien lassen.
Für ein Interview mit dem irakischen Schriftsteller
Fuad (Jean Reno), an dessen Biographie sie gerade arbeitet,
reist sie nach Bagdad und wird bei einem Bombenanschlag lebensgefährlich
verletzt.Als
Atillio von Fuad benachrichtigt wird, zögert er keine
Sekunde.
Der Tiger und der Schnee
Das Leben ist schön
Das Monster
Himmel und Hölle werden in Bewegung gesetzt,
um Vittoria in den Irak folgen zu können. Er schafft
es dank eines Hilfsflugs des italienischen
Roten Kreuzes nach Bagdad. Dort findet er Vittoria in
einem Krankenhaus im Koma. Wie tausende Iraker droht sie aus
Medikamentenmangel zu sterben.
Fuad führt Attilio zu einem alten irakischen
Apotheker, der eine herkömmliche Behandlungsweise vorschlägt,
um sie am Leben zu halten.
Als dies nichts bewirkt, schlägt
sich Attilio auf eigene Faust zum Hauptquartier des Italienischen
Roten Kreuzes durch und erhält dort eine Menge an wichtigen
Medikamenten. Dadurch kommt Vittoria wieder zu Bewusstsein.
Noch bevor Attilio sie wieder zu Gesicht bekommt, eilt er
zu Fuad, der sich inzwischen jedoch erhängt hat. Darauf
gerät Attilio unter irakische Widerstandskämpfer
und wird von der U-S-Armee gefangen genommen. Erst sein lautstarker
Hinweis auf seine italienische Staatsbürgerschaft bringt
ihm die Freiheit wieder.
Zurück in Italien gerät
er gleichwohl wegen eines Justizfalls, in den er vor seiner
Abreise bereits verwickelt war, ins Gefängnis, bis ihn
sein Anwalt dort herausholt. Endlich bietet sich nun in Rom
die Gelegenheit zu einem Wiedersehen mit seiner geliebten
Vittoria, die noch nichts von Attilios irakischen Abenteuern
ahnt.
Wieder dominiert Benigni in diesem
Film als zentraler, komischer Protagonist. Seine klar definierte
Figur des Narren, welcher sich den Regeln des Alltags widersetzt,
wirkt sicherlich als Sympathieträger fürs Publikums.
Der Film gibt sich den Anschein eines Märchen, im dem die
Tiere dem Helden in seinem Kampf gegen das Böse zur Hilfe
kommen. Sie stehen für die letzten Überbleibsel
einer Kommunikation ohne Worte, wie sie die Menschheit schon
längst verlernt hat.
Der sentimentalen Komödie entsprechend ist die komplette
Geschichte auf ihre Protagonisten und deren Gefühle konzentriert.
Wer eine romantische, satyrische Liebesgeschichte mit einem
Schuss Galgenhumor sucht, dem wird der Film gefallen, wer
einen glaubhaften politischen Ansatz erwartet, der wird enttäuscht.
Auch können die stereotypischen Verhalten Benignis auf
die Dauer ermüdend wirken.