Giuseppe Tornatore, am 27. Mai 1956
in Bagheria (Sizilien) geboren, gehört zu den talentiertesten
europäischen Filmemachern. Bereits mit seinem zweiten
Film Cinema Paradiso erhielt er im Alter von nur 33
Jahren den Oscar für den besten fremdsprachigen
Film. Er gewann Preise für seine Filme auf den Filmfestivals
in Cannes und Venedig.
In nostalgischen Bildern erzählt
der Film "Der Zauber von Malena" die Geschichte einer sizilianischen Jugend während
der Kriegswirren.
Im Provinznest Castelcutò kümmert sich der 13-jährige
Renato (Giuseppe Sulfaro) wenig um die Begleitumstände
des gerade ausgebrochenen 2. Weltkrieges. In seinem Leben gibt
es viel wichtigere Dinge: ein aus Ersatzteilen zusammengeschraubtes
Fahrrad, die Clique Halbstarker, der er angehören
möchte, und natürlich seinen überstrengen Vater
(Luciano Federico), der als einziger im Dorf kein Sympathisant
der Faschisten ist. Doch wenn Renato, bei dem es zum Tragen
langer Hosen oder zum Rasieren noch nicht reicht, bisher von
einer schönen Welt des Erwachsenseins geträumt hat,
so ändert sich diese Welt von einem Tag auf den anderen,
als sein Blick zum ersten Mal auf die schöne Malèna (Monica Bellucci) fällt. Eine zugezogene Schönheit,
die sich um ihren Vater, den tauben Professor Bonsignore (Pietro
Notarianni) kümmert, während ihr Mann an der Front
in Nordafrika gegen die Engländer kämpft.
Der Zauber von Malèna
Die große Tornatore-Edition
Das Jahrhundert des Kinos -
100 Jahre Film: Italien
In Castelcutò ist
die begehrenswert schöne Malena der Blickfang für
alle Männer, ob jung oder alt, ob verheiratet oder ledig.
So begehrenswert und fraulich, so nah und doch so unsagbar
fern ist die stolz und ernst wirkende Malèna für
den jungen Renato, dass sie ihm nicht aus dem Kopf geht -
was kaum kontrollierbare, juvenile Hormonwallungen auslöst.
Aber im Gegensatz zu den Männern des Dorfes, die Malena
lediglich als ein Objekt betrachten, weiß Renato, der
mitten in der Pubertät steckt, seit dem Tag, an dem er
sie das erste Mal sah, dass er sie liebt.
Während Malènas Aussehen bei den Männern
Lust erzeugt, erweckt er bei den Frauen ausschließlich
Neid.
Renato folgt Malèna
unauffällig, wohin sie auch geht, und träumt von einer
unmöglichen Liebe. Denn sie beachtet ihn kaum und eine
Beziehung wäre gesellschaftlich ohnehin unmöglich.
Als die Nachricht das Dorf erreicht, dass Malenas Mann an der Front gefallen sei, lässt
das schiere Erscheinen Malenas bald keinen mehr
kalt in dem Städtchen, das sonst kaum Ablenkung bietet.
Die Männer beginnen Malèna nun unverhohlen
hinterher zu starren und ein Schwarm von halbwüchsigen
Verehrern haftet sich an ihre Fersen, sobald sie das Haus
verläßt. Währenddessen steigert sich der Neid
und die Eifersucht der Frauen. Wurde sie bisher von Castelcutòs
Frauen zwar kritisch und ängstlich beäugt, aber wenigstens
in Ruhe gelassen, so ändert sich jetzt für sie alles:
Das Misstrauen der Frauen schlägt in blanken Hass um. Sie
zerreißen sich die Mäuler über die viel zu attraktive
Witwe. Bald macht schlimmer Klatsch über Malènas
angebliche Affären die Runde.
Renato beobachtet die sich zuspitzende Situation, kann jedoch
nicht eingreifen und Malèna vor der immer feindseeliger
werdenden Dorfgemeinschaft beschützen. Er hält aber
in bedingungsloser Treue und Liebe zu ihr, auch wenn er es bislang
nicht gewagt hat, auch nur ein einziges Wort an den Traum seiner
schlaflosen Nächte zu richten.
Trailer
Malèna wird schließlich wegen Ehebruchs
vor Gericht gestellt. Eine Farce von Gerichtsprozeß
beraubt Malèna endgültig ihres Ansehens und man
weigert sich sogar, ihr weiterhin Lebensmittel zu verkaufen.
Ihr Vater verliert auch noch seine Stelle als Lehrer. Schließlich
bleibt Malèna nichts anderes übrig, als ihr gutes
Aussehen einzusetzen und sich von einem hochrangigen deutschen
Soldaten als Geliebte aushalten zu lassen.
Beim Einmarsch der Amerikaner entlädt sich
der aufgestaute Hass auf grausame Weise. Von den Dorfbewohnern,
die bis vor kurzem noch faschistische Parolen skandierten,
wird Malèna als Verräterin aus dem Ort gejagt.
Fassungslos muss Renato ansehen, wie der Mob auf sie losgeht,
ohne dass er ihr beistehen und sie beschützen kann.
Das überraschende Finale möchte ich an dieser Stelle
den Lesern allerdings vorenthalten.
Der Film „Der
Zauber von Malèna", für den es zwei „OSCAR"-Nominierungen
gab, ist großes Kino der Emotionen mit
viel Sinnlichkeit und Humor.
Er vereinigt gekonnt den historischen Hintergrund und die Beschreibung
der von Vorurteilen beherrschten Kleinstadt mit einer herzergreifenden
Außenseitergeschichte und den Erfahrungen eines Jungen
am Scheideweg zwischen Kindheit und Erwachsenwerden mit der
ersten Liebe.
Alle Darsteller brillieren in ihren Rollen, so dass man über
eineinhalb Stunden hinweg vollkommen in eine andere Welt entführt
wird. Tornatores Bildsprache ist virtuos und kombiniert mit der
brillianten Melancholie der Musik von Ennio Morricone ergibt sich ein Filmgenuss, der Verstand und Gefühle gleichermaßen anspricht.