Im Widerspruch zum gängigen Spruch „Die
Macht verschleißt" war einer der bekanntesten
Sprüche ves langjährigen Ministerpräsident Italiens Giulio Andreotti: „Die Macht verschleißt den, der
sie nicht hat“.
„Il divo“ von Paolo Sorrentino erzählt die Geschichte Italiens vom Ende der Ersten Republik bis zum Beginn des Mafia-Prozesses gegen den ehemaligen Ministerpräsidenten Giulio Andreotti. Der mittlerweile 90 Jahre alte Christdemokrat wurde seit 1946 insgesamt sieben Mal ins italienische Parlament gewählt, war an 33 Regierungen beteiligt und insgesamt 21 Mal Minister und sieben Mal Ministerpräsident. 1992 wurde er zum Senator auf Lebenszeit ernannt.
Der Film ist ein Bericht bei dem Andreotti der Hauptdarsteller ist, und um ihm herum bewegen sich seine Frau Livia, die Sekretärin Enea und die zahlreichen Toten aus diesen Jahren (Moro, Dalla Chiesa, Ambrosoli, Falcone, Sindona). Im Mittelpunkt steht Andreotti, Symbol der absoluten Macht, der sich auch in den dunkelsten Labyrinthen der Macht wie ein Fisch im Wasser bewegt.
Il Divo
[DVD]
Giulio Andreotti. Aufstieg und Fall
eines Mächtigen
Loro [DVD]
Andreotti gilt als prominentestes Symbol der Verstrickung der italienischen Nachkriegspolitik und besonders der Democrazia Cristianamit dem organisierten Verbrechen. Es wurde behauptet, dass Andreotti in seiner Zeit als führender italienischer Politiker Kontakte zur Mafia hatte. So soll er sich 1980 mit dem Mafiaboss Stefano Bontade getroffen haben, um gegen die Ermordung seines Parteifreundes Piersanti Mattarella zu protestieren; 1987 soll ein Treffen mit Salvatore Riina, dem damals mächtigsten sizilianischen Mafiaboss, stattgefunden haben.
Ab dem Jahr 1993 gab es Prozesse wegen Andreottis mutmaßlichen Mafiabegünstigungen. Der erste Prozess wegen der 1979 erfolgten Ermordung des Journalisten Mino Pecorelli endete im September 1999 mit einem Freispruch. In zweiter Instanz wurde Andreotti im November 2002 in Perugia zu 24 Jahren Haft verurteilt, ein Urteil, das aber im Mai 2003 in der Berufungsverhandlung aufgehoben wurde.
Im selben Jahr wurde Andreotti aufgrund zwischenzeitlich eingetretener Verjährung der Tat vom Vorwurf der Verbindung zur Mafia freigesprochen.
Im Urteil des Berufungsgerichts vom 15. Oktober 2004 wurde später festgestellt, dass es keinen Beweis für ein Treffen Andreottis mit Salvatore Riina gebe. Die entsprechenden Aussagen des Kronzeugen Di Maggio seien „konfus und widersprüchlich" gewesen.
Trailer von „Il Divo"
Zum Film
„Italien nennt ihn Giulio, den Star, den Buckligen, den Fuchs, den schwarzen Papst, die Ewigkeit, den Mann im Dunkeln, den Beelzebub. Ruhig, listig und undurchschaubar ist Andreotti ein Synonym für die Macht Italiens in den letzen vier Dekaden. Für seinen Erfolg gibt es ein Rezept: Verschwiegenheit. Und sein privates Archiv über die Achillesfersen der anderen. Jahre würde es dauern, bis er alle Geheimnisse ausgeplaudert hätte, die er kennt.“ (Quelle: Delphi Filmverleih)
"Der Film begreift sich nicht als Dokumentarfilm, sondern steht sozusagen im Dienst einer symbolischen Wahrheit, der Abrechnung mit einem politischen System. Anders als die Berlusconi-Satire "Der Italiener", die so sehr von Nanni Morettis Verachtung geprägt war, dass ein schlechter Film dabei herauskam, hat sich Paolo Sorrentino seinen Blick nicht trüben lassen: Man spürt seine Faszination für Andreottis Intelligenz und Gerissenheit - und die Tragödie dieses Mannes ohne ethische Prinzipien." (Quelle: WELT ONLINE)
Andreotti war ganz und gar nicht begeistert von diesem Film. Insbesondere die Traumsequenz, wo der Film-Andreotti zugibt, dass Böses zu tun manchmal notwendig sei, um Gutes zu erreichen, regte ihn sehr auf: Der Film sei eine „mascalzonata“ (Schurkerei), die versuche, die Realität zu verdrehen, wetterte er.
Drei Wochen nach dieser Aussage relativierte Andreotti diese Aussage, indem er zugab, in der Hitze des Augenblicks übertrieben zu haben. Es „war eine der wenigen Momente, wo ich mich gehen ließ“, gab der Senator zu.