Im Gegensatz zum Spruch „Die
Macht verschleißt“) war einer seiner bekanntesten
Sprüche: „Die Macht verschleißt den, der
sie nicht hat“.
Giulio Andreotti (geb. in Rom,
am 14. Januar 1919, gest. ebenfalls in Rom am 6. Mai 2013) war einer der bekanntesten italienischen
Politiker, ferner Journalist, Schriftsteller und einer der wichtigsten
Persönlichkeiten der ehemaligen Democrazia Cristiana (DC) / Christdemokratischen Partei.
Andreotti hat wie kein anderer
die politische Szene Italiens in der zweiten Hälfte des
Zwanzigsten Jahrhunderts bestimmt. Er hat zahlreiche wichtige
Ämter bekleidet: Andreotti war insgesamt in 33 Regierungen.
Er war sieben Mal Ministerpräsident, 8 Mal Verteidigungsminister,
5 Mal Außenminister, mehrmals Finanzminister
und Industrieminister, 1 Mal Innenminister. Zwei seiner Amtsperioden
mit 8 bzw. 10 Tagen stellten einer Rekord durch ihre Kürze auf. Seit 1946 ist er im Parlament. 1991
wurde er vom italienischen Parlament zum Senator auf Lebenszeit
ernannt.
Obwohl man es ihm niemals nachweisen konnte, sagte man Andreotti nach, dass er konkret mit der Mafia zusammengearbeitet habe. Deshalb galt er in Italien als das berühmteste Symbol der Verstrickung
der Politik mit dem organisierten Verbrechen.
Nach dem
Studium der Rechtswissenschaften wurde Andreotti, beginnend 1944, enger
Mitarbeiter von Alcide
De Gasperi, der später Ministerpräsident wurde. Im Jahr 1946 wurde er Mitglied der verfassunggebenden Versammlung.
1947 wurde er zum ersten Mal ins Parlament gewählt.
1968 war er dann Fraktionsvorsitzender der DC sowie von 1979
bis 1983 Vorsitzender des Ausschusses für auswärtige
Angelegenheiten.
Italienischer
Ministerpräsident
17. Februar
1972 26. Februar 1972
26. Juni 1972
12. Juni 1973
29. Juli 1976
16. Januar 1978
11. März
1978 31. Januar 1979
20. März
1979 31. März 1979
22. Juli 1989
29. März 1991
12. April 1991
24. April 1992
Im April 2006
bewarb sich Andreotti für das Parteienbündnis Casa della Libertà (Haus der Freiheit) von Ministerpräsident
Berlusconi bei der Wahl zum Senatspräsidenten. Er erhielt aber nicht die erforderliche
absolute Mehrheit, obwohl die Casa della Libertà noch in der Regierung war, und unterlag dem Kandidaten der Linke Franco
Marini.
Giulio Andreotti
Aufstieg und Fall
eines Mächtign
Kleine Geschichte Italiens.
Von 1943 bis zur Ära
nach Berlusconi
Italien-Lexikon
In keinem anderen demokratischen
Land in Europa war ein Politiker so lange an der Macht
wie Andreotti. Es wird vermutet, dass er in fast alle größeren
Skandale der italienischen Nachkriegszeit
verwickelt war (beispielsweise in die gigantische Fehlplanung
des Flughafen Fiumicino, in die Affäre mit den fingierten
Kriegsschäden und die Affäre der illegalen Waffenlieferungen
an Libyen), doch trotz 27 gegen ihn ermittelnden parlamentarischen
Untersuchungskommissionen
erreichte er immer einen Freispruch. Bei diesen Untersuchungen ging es meistens um Korruption, Misswirtschaft, Vetternwirtschaft,
Subventionsbetrug oder illegale Auftragsvergaben.
Andreotti war auch in den Skandal der Loge P2 verwickelt, obwohl
ihm - wie gewohnt - eine Mitgliedschaft in der Loge niemals nachgewiesen werden konnte.
Verwicklung
mit der Mafia
Andreotti konnte es 28 Mal verhindern, dass seine parlamentarische
Immunität aufgehoben wird. Erst beim 29. Versuch gelang es, seinen Gegnern dies zu erreichen. So konnten im Jahr 1993 die Prozesse wegen seiner vermeintlichen Mafiabegünstigungen anfangen. Der erste Prozess betraf die Ermordung des Journalisten Mino Pecorelli im Jahr 1979.
Pecorelli wurde etwa ein Jahr nach der Entführung (und Ermordung) des italienischen Politikers Aldo Moro selbst ermordet. Die Staatsanwaltschaft warf Andreotti vor, dass er den Tod Pecorellis gewollt hatte, weil dieser versucht hatte, die Briefe Aldo Moros in die Hand zu bekommen, die Andreottis politisches Ende bedeutet hätten.
Der Prozess endete im September 1999 allerdings mit einem Freispruch.
Erst in zweiter Instanz wurde Andreotti am 17. November 2002 in
Perugia zu 24 Jahren Haft verurteilt. Dieses Urteil wurde wiederum am 2. Mai 2003
in der Berufungsverhandlung in Palermo aufgehoben. Damit bestätigte das Gericht das Urteil der ersten Instanz von 1999. Im selben Jahr wurde Andreotti aufgrund der Verjährung
vom Vorwurf der Verbindung zur Mafia freigesprochen.
Trailer von „Il Divo“ Paolo Sorrentinos Film über Andreotti
Andreotti
soll, während der Zeit, als er führender Politiker war, Kontakte
zur Mafia gehabt haben. Angeblich hatte er sich 1987 mit SalvatoreRiina getroffen haben, dem
damaligen „Boss der Bosse" der sizilianischen Mafia, der jahrzehntelang flüchtig war und für etwa 1000
Morde verantwortlich war.
Dass Andreotti sich mit Riina habe, wurde aufgrund der Aussagen des „pentito“ (Kronzeugen) Baldassare Di Maggio mtrmaßt. Die Aussagen des Kronzeugen seien aber sehr „konfus und widersprüchlich" gewesen.