Gianmaria Testa (1958 in Cavallermaggiore, Piemont, geboren, gestorben am 30. März 2016) zählte in Italien schon seit Längerem zu den populärsten „cantautori“ (Liedermacher). Als Sohn einer musikalischen Bauernfamilie, in der alle Familienmitglieder sangen, kam er ganz von allein zur Musik und begann, nachdem er Gitarre zu spielen gelernt hatte, zu komponieren. Vor Beginn seiner musikalischen Karriere war er Stationsvorsteher des Bahnhofs Cuneo (Piemont).
„Come le onde del mare"
Gianmaria Testa ist ein Dichter, der die Tradition eines Georges Brassens oder eines Bob Dylan fortsetzt. Er spricht über die Liebe mit einer leisen, zuweilen fast flüsternden Stimme. Seinen Texten fehlt jegliche unnötige Verzierung, sie sind knapp und präzise und beschwören die Melancholie des frühen Morgens, wenn man manche Träume vergessen hat.
Montgolfieres
Da questa parte del mare
Extra-Muros
Testa ist romantisch, ein bewegungsloser Reisender und feinsinniger Komponist. Er erschafft eine Melange von zarten Pinselstrichen und bewegenden Emotionen. Seine poetische Sprache ist laut eigener Aussage von der Expressivität der Gedichte von Giuseppe Ungaretti und der Skulpturen von Alberto Giacometti inspiriert. Sein sanfter und melancholischer Stil bewegt sich zwischen dem eines klassischen Liedermachers, Jazz und Folk.
1993 und 1994 gewann er den ersten Preis beim Nachwuchswettbewerb beim Festival von Recanati. Seine ersten großen Erfolge feierte er aber in Paris, wo ihm seine beiden ersten Alben "Montgolfières" (1995) und "Extra-Muros" (1996) u.a. zu Auftritten im ehrwürdigen Olympia verhalfen. Erst danach begann auch ein breites italienisches Publikum seine in Jazz, Bossanova, Walzer oder Tango eingebettete Poesie zu bewundern. Heute hat Testa seinen festen Platz in der italienischen Liedermacherszene. Die Themen seiner Lieder ranken sich oft um Einsamkeit, Ferne, verlorene und wiedergefundene Liebe.
„Dimestichezze d'amor"
Viele vergleichen Gianmaria Testa mit Paolo Conte. Und in der Tat ist der Vergleich nachvollziehbar. Testas dunkle, raue Baritonstimme erinnert an Paolo Conte (übrigens auch aus dem Piemont und ein Quereinsteiger in Sachen Musik). Gemeinsam ist ihnen auch die Liebe zu Jazz und Chansons. Und auch dass man die italienische Sprache beherrschen muss, um die volle Ausdruckskraft ihrer Chansons erleben zu können.
„Potrai"
Die Süddeutsche Zeitung schrieb über ihn: "Seine im Plauderton zur akustischen Gitarre vorgetragenen Lieder haben den Charme des mediterranen Intellektuellen, der Chanson mit Canzone verknüpft und dafür aus dem lyrischen Fundus von Generationen schöpft. Liebe und Verlust, Freude und Abschied – kleine Themen werden bei Testa zu großen Liedern, melancholisch, mit einem Hauch von Ironie, der Poesie des Alltags auf der Spur."