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| Giuseppe Tomasi di Lampedusa | ||
Wenige Autoren fangen erst
mit über 60 Jahren an zu schreiben. Der 1896 in Palermo
geborene Giuseppe Tomasi di Lampedusa erlebte
die Veröffentlichung seines einzigen,
in seinen drei letzten Lebensjahren entstandenen
Romans „Il Gattopardo" nicht mehr. Das Manuskript
war von mehreren Verlagen zurückgewiesen worden. |
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| Ich habe mich immer schon gefragt, aus welchem Grund der berühmte Roman „Il Gattopardo“ von Giuseppe Tomasi di Lampedusa auf Deutsch den Titel „Der Leopard“ bekommen hat. Die korrekte Übersetzung wäre nämlich „Der Ozelot“ gewesen. Der Ozelot (Leopardus pardalis) ist eine in Mittel- und Südamerika lebende Raubtierart aus der Familie der Katzen (Felidae). | ||
Nicht ohne Grund wurde
vom Autor dieser Titel gewählt. Denn damit ist das Wappentier
der Familie Salina gemeint, deren letzter Fürst
Fabrizio Corbèra im Mittelpunkt des Romans steht. Er
war übrigens der Urgroßvater des Autors. Der
Leopard ist ein viel mächtigeres Tier als der Ozelot, eine
kleine Raubkatze, die wegen ihres wunderbaren Fells fast ausgerottet
wurde. Der Ozelot ist im Unterschied zu seinem gewaltigen Verwandten
ein Nachttier, das aufgrund einer anatomischen Merkwürdigkeit
nicht brüllen kann. Mit diesem zoologischen Diminutiv bekommt
das Meisterwerk vom Glanz und Untergang eines Fürstengeschlechts
bereits zu Anfang eine bitter-ironische Anspielung. |
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Die jetzt vorliegende Neuübersetzung des Buches von Giò Waeckerlin Induni (der erstmals der auch in Italien erst vor zwei Jahren veröffentlichte vollständige Text zu Grunde liegt) hat nun auch ihren Originaltitel zurückbekommen. |
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| Waeckerlin Indunis schwungvolle Übersetzung macht gleich mit zwei Irrtümern Schluss. Zum einen mit der Annahme des Originaltitels, zum anderen indem sie den Text um zwei umstrittene, endlich von den Erben Tomasis freigegebene Fragmente erweitert und den Roman fast fünfzig Jahre nach seiner posthumen Erstveröffentlichung komplett präsentiert. Auch sonst wirkt Inunis Übersetzung so stark und frisch, dass selbst Freunde des „Leoparden“ „ihren" Roman wieder neu entdecken können. | ||
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Zugegeben, ich habe zuerst die Visconti-Verfilmung kennen gelernt. Erst daraufhin habe ich mich für das Originalwerk interessiert. Immerhin gehört die Verfilmung von Luchino Visconti zu den schönsten Kinoerlebnisse und ist somit auch eine gute Gelegenheit, einen der größten italienischen Klassiker des 20. Jahrhunderts kennen zu lernen. Nur schade, dass die vorliegende Langfassung in DVD-Form einige Macken aufweist. Beispielsweise ist der Wechsel von deutsch zu italienisch bei den neu eingefügten Szenen ärgerlich. In einem Moment deutsche Synchronstimmen, im nächsten dann Italienisch mit Untertiteln. |
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| Trailer [ |
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| „Il Gattopardo“ ist eine glühende Hommage an das alte Europa: Von seiner eigenen Familiengeschichte inspiriert, schuf Lampedusa diesen literarischen Meilenstein um Glanz und Untergang eines Adelsgeschlechts im 19. Jahrhundert. Seine erste Fassung, die 1958 nach dem Tod des Autors erschien, wurde um einige vermeintlich kompromittierenden Passagen gekürzt, auf Wunsch von Lampedusas Witwe. Bis heute zählt der Roman zu den wichtigsten und erfolgreichsten Werke der italienischen Literatur. | ||
| Die Handlung des Romans | ||
| Der Gattopardo, das ist der Fürst Don Fabrizio Corbèra, unangefochtener Patriarch der Familie Salina. Um ihn herum seine bigotte und unterwürfige Ehefrau Maria Stella, die jungfräulichen Töchter, der missratene Sohn Paolo und der Lieblingsneffe und Mündel Tancredi, der Draufgänger, der sich Garibaldis tausend Freiheitskämpfern anschließt, die am 11. Mai 1860 in Marsala landen, um die Bourbonendynastie im Königreich Neapel-Sizilien zu stürzen. | ||
| Don Fabrizio ist sich bewusst, dass das Land neuen Zeiten entgegenstrebt. Tancredi ist bereits ein Vertreter der neuen Generation: Der verarmte Adelige heiratet ein reiches Mädchen bürgerlicher Herkunft. Gedient ist damit beiden: Die schöne Angelica will den gesellschaftlichen Aufstieg, Tancredi ihre Mitgift. | ||
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Don Fabrizio sieht es mit Wehmut, aber er weiß, dass selbst er den Lauf der Zeit nicht aufhalten kann. Di Lampedusa beschreibt in seinem einzigen Roman die Geschichte seiner eigenen Familie, Don Fabrizio ist seinem Großvater nachempfunden. |
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Ein letztes Mal zeigt der Autor die Feudalgesellschaft in all ihrer Herrlichkeit, beschreibt ihre Rituale und ihre Lebensweise: die Speisenfolge beim Mittagessen, einen prunkvollen Ball, das Verhältnis der armen Pächter zu ihrem Grundherren, den Aufenthalt auf der Sommerresidenz. Das alles beschreibt er in einer klaren, detailreichen Sprache, die die Atmosphäre der Vergangenheit bewahrt, ohne altmodisch zu wirken. |