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Eduardo de Filippo (1900 1983), Darsteller und Regisseur in einer Person, war in Italien so populär wie es hierzulande Heinz Rühmann oder Inge Meysel waren. Er hat zahlreiche neapolitanische Volksstücke geschrieben, die wie bei Luigi Pirandello den
Alltag der Kleinbürger zeigen und in ihren Figuren und
Konflikten universelle Geltung beanspruchen. Sie sind in Deutschland
so gut wie unbekannt: Sein Stück „Samstag, Sonntag, Montag“
ist vor einigen Jahren in Düsseldorf inszeniert worden,
von „Filumena Marturano“ gibts immerhin
eine DDR-Verfilmung mit Gisela May. |
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„'E figlie so'
figlie e so' tutt'eguale!“ (Neapolitanisch für:
„Die Kinder sind Kinder und sind alle gleich!“) |
„Filumena Marturano“
ist das wohl populärste Theaterstück des italienischen
Autors und Schauspielers Eduardo de Filippo, der es 1946 in
neapolitanischem Dialekt schrieb. Die Komödie wurde in mehrere Sprachen übersetzt. In der englischen Version wurde sie 1977 von Franco Zeffirelli auf die londoner Bühne gebracht, und von Joan Plowright (die Ehefrau von Laurence Olivier) interpretiert. 1979 brachte Joan Plowright die Komödie auf den Broadway, diesmal unter der Regie ihres Mannes. |
Filumena, eine
nicht mehr ganz junge „signora“ mit einer Vergangenheit
als Prostituierte, lebt bereits seit dreißig Jahren mit
ihrem Geliebten, Don Domenico Soriano (Mimì), einem reichen Feinbäcker, der früher ihr Kunde war. In all den Jahren war sie für Mimì
Haushälterin und zugleich Verwalterin seiner
Firma, letztlich eine richtige Ehefrau. |
Um Mimì von seinenzahlreichen
Affären mit jungen Mädchen endgültig abzubringen
und sich heiraten zu lassen, spielt Filumena ihm vor, sterbenskrank zu sein, unterstützt von einem Priester und einem Arzt. Daraufhin heiratet Mimì sie endlich. Aber kaum ist die Trauung vorbei, schon wird Filumena wieder quicklebendig. Domenico ist wütend und will sofort
die Ehe annullieren lassen, weil, so behauptet sein Rechtsanwalt, die Eheschließung wegen der
Täuschung ungültig ist. |
Filumena Marturano will aber unbedingt ihr Ziel erreichen. So beichtet
sie Mimì, dass sie drei Söhne habe, die zwar nicht wüssten, dass sie ihre Mutter sei, die sie aber über die Jahre immer finanziell unterstützt habe. Diesen Kindern möchte sie jetzt eine
legitime, geschützte Existenz verschaffen.
Sie konfrontiert Domenico zugleich mit der Aussage, dass er der Vater eines dieser
drei Kinder sei. |
„Filumena Marturano“ in einer Theateraufführung |
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Don Mimì glaubt ihr zuerst nicht, aber Filumena
erinnert ihn an eine Nacht, als sie nur aus
Liebe mit ihm schlief. Er verstand das damals nicht und bezahlte
sie wie üblich. Aber Filumena behielt den Geldschein,
und schrieb auch das Tagesdatum jener Nacht darauf.
Jetzt gibt sie ihm den Schein zurück: „perchè
i figli non si pagano (Weil man die Kinder nicht bezahlen
muss)“. |
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Dieses Theaterstück
von Eduardo De Filippo wurde mehrmals verfilmt. Die bekannteste (und sehr erfolgreiche) Verfilmung ist die
des Regisseurs Vittorio de Sica (1964), „Hochzeit auf Italienisch“, in dem Sophia Loren und Marcello Mastroianni die Hauptrollen spielten. Der Film wurde sowohl in Italien als auch im Ausland preisgekrönt, darunter mit dem Nastro d’Argento und dem Golden Globe Award. |
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Filumena beschließt, ihren Kindern, inzwischen drei junge Männer, endlich zu gestehen, dass sie ihre Mutter ist, und sie Don Mimì vorzustellen. Dieser versucht vergeblich herauszufinden, welcher ihrer
Söhne der Seine ist. Filumena wird es ihm aber niemals sagen, damit nicht der wahre Sohn allein von ihm bevorzugt werde. Wenn also
Domenico wirklich Vater sein will, muss er es für alle
drei werden. Letztendlich beschließt Domenico in seiner Unsicherheit Filumena doch zu heiraten und der Vater ihrer Söhne zu sein.
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Der energische Einsatz
für ihre Kinder erhebt diese tapfere Frau
moralisch weit über ihren Partner Domenico, einen schwächlichen,
eigensüchtigen Kleinbürger.
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