Bacci Pagano |
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Ob mir die Krimis von Bruno Morchio hauptsächlich deshalb so gefallen, weil sie in meiner zweiten Heimatstadt Genua spielen, ist schwer zu sagen. Zu gut kann ich Bacci Pagano, den anarchistisch angehauchten Privatdetektiv, der auf einer roten Vespa durch die alte Hafenstadt fegt, auf seinen täglichen Wegen durch das Straßenlabyrinth von Genua gedanklich begleiten. Ich brauche weder einen Stadtplan noch viel Fantasie, um Pagano auf den Fersen zu bleiben und in jeder Szene anwesend zu sein und sie mir bildlich so gut vorstellen zu können, dass ich in Nostalgie schwelge. |
Bruno Morchio (Aussprache Morkio), Jahrgang 1954, lebt als Autor, Psychologe und Psychotherapeut in seiner Heimatstadt Genua. Seine Romane mit dem Genueser Privatdetektiv Bacci Pagano sind in Italien äußerst erfolgreich. |
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Wölfe in Genua
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Kalter Wind in Genua |
Der Tod verhandelt nicht |
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Morchios eigentliches Thema ist in einem gewissen Sinn Genua selbst, mit den engen Gassen ihrer Altstadt (den „Caruggi“), den zum Meer fuuml;hrenden gewundenen und von Mäuerchen gesäumten Wegen (den „Crêuze“), mit den Farben, Gerüchen, kulinarischen Köstlichkeiten, Menschen und Lebensvorstellungen, die zwar etwas typisch Italienisches haben und doch unverwechselbar genuesisch sind. Morchio schildert seine Stadt alles andere als beschaulich, aber mit sehr viel Liebe. Und in diese Stadt mit seiner Eigenwilligkeit und seinem politischen und gesellschaftlichen Hintergrund setzt er seine Kriminalgeschichten. |
In den Gassen von Genua |
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Das berühmte Caffé degli Specchi, beispielsweise, in dem sich Bacci Pagano mit seinem Freund, dem Vicequestore Pertusiello, öfters trifft, existiert nicht nur, es ist ein wunderbarer Ort, um einen Aperitif zu trinken und das Geschehen in der Gasse zu beobachten. |
Bereits der Vorname des Protagonisten (Bacci) ist urgenuesisch. Es ist nämlich die Abkürzung von Baciccia, das wiederum von Giovanni Battista hergeleitet wird (Johann der Täufer). |
„Creusa“ zum Hafen |
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Dieser Bacci Pagano, also, ist ein Privatdetektiv ohne Illusionen, aufgeklärt und ironisch, er liebt Mozart, die Literatur, guten Wein, gutes Essen und die Frauen. Mara, seine Freundin nennt ihn dennoch einen „Analphabeten in Gefühlsdingen". Er ist in den „Caruggi“ aufgewachsen, in jenem Teil der Stadt, der früher (und zum Teil noch heute) das Armenviertel der Stadt war. |
Hier leben mittellose Menschen aus allen Herren Ländern, die meist in tiefer Depression und oft auch in der Kriminalität stecken. Dieses Viertel (übrigens die größte zusammenhängende Altstadt in Europa) ist immer noch ein Ort der unerfüllten Hoffnungen, ein Ort, an dem man, meist vergebens, nach einem Platz an der Sonne hungert. Dieses Mileu wurde von einem weiteren Genuesen, dem „Cantautore“ Fabrizio de Andrè in seinen Liedern mit viel Liebe und Feingefühl besungen. |
In der Altstadt |
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Bacci Pagano stammt aus einer bescheidenen Arbeiterfamilie. In seiner Jugend war er, wie auch sein Vater, Mitglied der Kommunistischen Partei. Als er bei einer friedlichen Demonstration versehentlich als gewalttätiger Regimekritiker festgenommen wurde, kam er für ein paar Jahre ins Gefängnis. Obwohl er erfolgreich Literaturwissenschaft studiert hatte, ging seine mögliche intellektuelle Karriere jäh zu Ende. Auch privat ging bei ihm vieles in die Brüche. Er, der einmal verheirat war, wurde von seiner Frau verlassen, und durfte deshalb sein Kind kaum sehen. Und so wurde er das Gefühl nie los, ein Verlierer zu sein mit viel Sympathie für andere Verlierer. |
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