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Wenn mir der Name Salgari vor Augen kommt, fällt mir ganz automatisch die Sekte der Thugs ein, der Schlingenmörder und Anbeter der schwarzen Todesgöttin Kali. So tief haben sich in meiner Kindheit diese Namen in mein Gedächtnis eingeprägt. | |||||
Wir haben Salgaris Bücher verschlungen. Er war Italiens Karl May. Und wie dieser hatte er sich auch kaum über die Grenzen seines Heimatlandes hinaus bewegt. | |||||
Emilio Salgari (Verona, 1862 - Turin, 1911) war ein erfolgreicher italienischer Schriftsteller von Abenteuerromanen. Salgari schrieb unzählige Bücher: In Erinnerung geblieben ist er vor allem für seinen Zyklus „Die Piraten von Malesien„. Er schrieb auch verschiedene fantastische Romane und wird als einer der Wegbereiter der Science Fiction in Italien angesehen. Es wurden etwa fünfzig film gedreht, die auf seinen Werken beruhen. | |||||
Der geografische Begriff „Malesien“, von dem die Rede in Salgaris Romanen ist, ist übrigens nicht zu verwechseln mit dem heutigen Staat „Malaysia“, Malesien ist eine Region in Südost-Asien, die den Malaiischen Archipel von Sumatra und dem Süden der Halbinsel Malakka bis Neuguinea und dem Bismarck-Archipel sowie die Philippinen umfasst. | |||||
Salgaris Bücher zu lesen, ist ein wenig wie eine Reise um die Welt zu unternehmen: Man erlebt alle Kontinente, von Europa bis Afrika, von Amerika bis Asien, man erreicht auch den Nord- und den Südpol. Man spring von einer Seite des Globus zur anderen und begegnet dabei die Kälte der Pole und die Hitze der afrikanischen Wüsten; man trifft auf die Löwen Algeriens und die Tiger Indiens, um schließlich im Wilden Westen in den unendlichen Prairien zu landen. | |||||
Emilio Salgari kam in Verona in einer Familie kleiner Tuchhändler auf die Welt. Er wuchs in Valpolicella, in der Gemeinde Negrar auf. Seit seiner Kindheit hatte er nur einen großen Traum. Er wollte Kapitän für Große Fahrt werden und ferne Länder und exotische Völker kennenlernen. Angeregt wurden diese Träume durch seine Jugendlektüren. Einen großen Einfluss übte dabei das Unterhaltungsblatt „Giornale illustrato dei viaggi e delle avventure di terra e di mare“ (Illustrierte Zeitung für Reisen und Abenteuern auf Meer und Land) auf ihn aus. | |||||
Angeregt durch diese Lektüre,
zog er zu seiner Tante nach Venedig, wo er das Königliche
Institut für Technik und Seefahrt (Istituto tecnico e nautico
„P. Sarpi") in Venedig von 1878 bis 1881 besuchte, um Kapitän zu werden. Als er bei der ersten Prüfung durchfiel, gab er aber nicht auf und heuerte als Schiffsjunge auf dem Schiff Italia Una an, auf dem er der Adria enttlang bis Brindisi reiste.
Nach diesem kurzen Abenteuer kehrte er 1883 nach Verona zurück und fing an zu schreiben.
Sein erstes Werk war die Erzählung in vier Folgen „I selvaggi della Papuasia“
(„Die Wilden des Papualandes“), das 1883 von der Mailänder Zeitschrift für Reise- und Abenteuerliteratur La Valigia veröffentlicht
wurde. Die Geschichte hatte erheblichen Erfolg und machte Salgari auf Anhieb bekannt. Darüber hinaus verhalf sie ihm zu weiteren Aufträgen. So veröffentlichte die Zeitschrift
Nuova Arena aus der Stadt Verona seinen Roman „La tigre della Malesia“ und bot ihm an, künftig all seine weiteren Erzählungen
zu veröffentlichen. Dadurch erlangte Salgari große
Popularität. |
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1889 fand der Selbstmord seines Vaters
Von 1893 bis 1897 arbeitete Salgari für verschiedene Jugendzeitschriften, wie Il Giovedì, Silvio Pellico, Il Novelliere illustrato und L'Innocenza. In diesen Jahren entstanden auch die bekannten Romane des Dschungel-Zyklus:
1895 „I misteri della Jungla Nera“ („Die Geheimnisse des schwarzen Dschungels“) und 1896 „I pirati
della malesia“ (Die Piraten von Malesien). 1898 zog die Familie Salgari nach Genua, es erschienen die Romane „Le stragi delle Filippine“ („Das Massaker auf den Philippinen“) und wenig später der Abenteuerroman, „Il corsaro
nero“ („Der schwarze Korsar“), der in Italien zu den bekanntesten seiner Art wurde. |
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In Genua lernte Emilio Salgari auch die späteren Illustratoren seiner Werke, Luigi Motta und Giuseppe Gamba, kennen. 1900 zog er wieder nach Turin, wo sein viertes Kind, Omar, auf die Welt kam. 1906 löste er – trotz einer Geldstrafe – seinen Vertrag mit seinem Verlag und schloss einen günstigeren Vertrag mit dem Verlag Bemporad aus Florenz ab. Ab 1906 begann Salgari mit einem weiteren Romane-Zyklus, der im Wilden Westen spielte. | |||||
Viele seiner Romane hatten großen Erfolg, was aber eher zum Vorteil des Verlages war, während Salgari selbst in anhaltenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten lebte. Dann traf ihn ein schwerer Schicksalsschlag. Im Jahr 1903 begann seine Frau, Anzeichen von Geisteskrankheit zu zeigen. Dies verschlimmerte wegen den Behandlungskosten Salgaris finanzielle Probleme. 1911 sah er sich gezwungen, seine Frau in eine Anstalt einweisen zu lassen. Es fiel ihm immer schwerer, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren, so dass er gegen 1909 einen Selbstmordversuch unternahm, aber gerettet wurde. Daraufhin stürzte er sich wieder mit Elan in die Arbeit, die ihm aber immer schwerer fiel. Er drohte zu erblinden und vermochte seine eigene, ausgesprochen kleine Schrift kaum noch zu lesen. | |||||
All diese Schicksalsschläge
verkraftete Salgari nicht mehr. Am 25. April 1911 schrieb
er zwei Abschiedsbriefe an seine Kinder und seinen Verleger,
bevor er sich zu einem Spaziergang aufmachte. Er sollte nicht mehr nach Hause zurückkehren. Er beging Selbstmord mit einem Rasiermesser, nach Art des japanischen
Harakiri. „Von euch, die Ihr Euch mit meiner Haut bereichert habt, und meine Familie in einem Zustand der Fast-Armut gehalten habt, erwarte ich nur eines: Dass Ihr an mein Begräbnis denkt. Ich grüße Euch und zerbreche meine Feder!„ |
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Leseprobe aus „Der schwarze Korsar" | |||||
Eine kraftvolle Stimme erscholl durch Dunkelheit und Wogengebraus. Sie rief einem auf den Wogen schaukelnden und sich mühsam vorwärts bewegenden Boote ein drohendes Halt zu. Die zwei Seeleute darin zogen die Ruder ein und schauten besorgt auf den riesigen Schiffsschatten, der urplötzlich aus den Fluten vor ihnen aufgetaucht war. | |||||
Beide Männer hatten markante, energische Züge, die durch den dichten, struppigen Bart noch kühner erschienen. Sie mochten wohl über die Vierzig sein. Ihre großen Filzhüte waren an vielen Stellen durchlöchert, und ihre zerrissenen, ärmellosen Wollhemden ließen die kräftige Brust sehen. Der rote Schal, den sie als Gürtel umgeschlungen hatten, war ebenfalls in miserablem Zustand, aber er enthielt ein Paar dicke, schwere Pistolen von jenem Ende des 16. Jahrhunderts gebrauchten Kaliber. Barfuß, mit Schlamm bedeckt, saßen sie in ihrem Kanu. | |||||
»Was siehst du?« fragte der eine von ihnen. »Du hast schärfere Augen als ich.« | |||||
»Ich sehe nur ein Schiff, kann aber nicht erkennen, ob Freund oder Feind, ob es von der Tortuga oder von den spanischen Kolonien kommt.« | |||||
»Nun, wer es auch sein mag – jedenfalls haben sie uns entdeckt, und werden uns nicht entschlüpfen lassen. Ein Kartätschenschuß würde genügen, um uns alle beide zum Teufel zu jagen.« | |||||
Jetzt erscholl dieselbe sonore Stimme von vorhin: »Wer da?« | |||||
Carmaux, der eine der Bootsleute, stieg auf die Bank und schrie aus Leibeskräften: »Wen die Neugierde plagt, der steige zu uns herab! Unsere Pistolen werden ihm antworten!« | |||||
Diese Entgegnung schien den Frager auf der Schiffsbrücke drüben nicht zu erzürnen. Im Gegenteil, er erwiderte belustigt: »Kommt nur herauf, ihr Helden! Die Küstenbrüder wollen euch ans Herz drücken.« | |||||
Die beiden Seeleute in dem Boot stießen einen Freudenschrei aus. »Die Küstenbrüder, also Freunde!« | |||||
»Das Meer soll mich verschlingen, wenn ich diese Stimme nicht kenne!« fügte Carmaux hinzu, der die Ruder wieder ergriffen hatte. »Nur einer ist so verwegen, bis zu den spanischen Festungen vorzudringen. Der Schwarze Korsar!« | |||||
»Donnerwetter! Ja, wirklich, er ist es!« sagte sein Gefährte aus Hamburg, mit Namen Stiller. »Aber was für eine schreckliche Nachricht müssen wir ihm bringen: Daß die Spanier nun auch seinen zweiten Bruder, den Roten Korsaren, an den Galgen gehängt haben! Vielleicht hoffte er, ihn noch zu retten. Wenn er ihn hängen sieht, wird er sich rächen wollen.« | |||||
»Und ich glaube, wir sind dabei, Stiller. Der Tag, an dem der verdammte Gouverneur von Maracaibo seine Strafe erleiden wird, soll der schönste Tag meines Lebens sein! Dann werde ich die beiden Smaragde, die ich in meine Hosen eingenäht habe, zu einem Schmause für die Kameraden spendieren. Sie müssen mindestens tausend Piaster bringen!« | |||||
Das Schiff, das man in der Dunkelheit nicht erkennen konnte, befand sich jetzt nur noch ein halbes Ankertau von der Schaluppe entfernt. | |||||
Emilio Salgaris Gesamtwerk umfasst mehr als 90 Romane und Erzählungen. | |||||
Zu Ehren Salgaris wurde ein am 25. Oktober 1998 entdeckter Asteroid (1998 UC23) zu 27094 Salgari umgenannt. | |||||
Literatur (eine Auswahl) | |||||
I misteri della jungla nera
Die Geheimnisse des schwarzen Dschungels |
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