„Wenn man an die mögliche
Ermordung von Salman Rushdie denkt, weiß man nicht, ob
der Täter aus Malaysia gekommen wäre oder aus Pakistan
oder Ägypten“, so Umberto Eco. Aber im Fall Saviano
wisse man ganz genau, von wem die Drohungen kommen. „Sogar
die genauen Namen sind bekannt! Sie stehen nämlich im Buch“,
sagt der Schriftsteller.
Im Süden des Landes hätten die Behörden nicht
viel zu melden. Wer gegen die Omertà, das Schweigegebot,
verstöße, der sei in Gefahr. Und jetzt, so Eco,
sehe es so aus, als würde sich Saviano in der gleichen
Situation befinden wie die Richter
Falcone und Borsellino. Beide waren Anti-Mafia-Richter, beide
erhielten zahlreiche Drohungen, und beide wurden schließlich
im Jahr 1992 ermordet.
Wenn man an Mafia und Camorra denkt, so fallen einem als
erstes illegaler Waffenhandel, Menschenhandel, Drogenhandel,
durch Korruption und Erpressung erlangte
Großaufträge im Baugewerbe, illegale Müllentsorgung
und Schutzgelderpressung ein. Savianos Buch macht auf einen
weiteren sehr ertragreichen Bereich
aufmerksam: die Produktpiraterie von Luxusgütern.
Auf sieben Milliarden
Euro Jahresumsatz schätzen Finanzpolizei und Hersteller
den Schwarzmarkt in Italien. Sehr profitabel - und nicht allzu
riskant. Vor etwa zehn Jahren ist die Camorra groß ins
Fälschergeschäft eingestiegen: In unzähligen
Schwarzbetrieben rund um den Vesuv stellen eingeschmuggelte
Chinesen - zum Teil unter Anleitung heimischer Schneidermeister
- perfekt gefälschte Designerkleidung her. Auch lassen
die Bosse im Zuge der Globalisierung
direkt in China produzieren. Die Ware wird dann mit breitem
Verteilernetz in aller Welt als authentische Markenware verkauft.
Oft wehren sich die Originalhersteller gar nicht, haken den
Handel mit ihrem gefälschten Label als unfreiwillige Image-Werbung
ab. |