Torquato Tasso (Sorrent, 1544 – Rom, 1595) Tasso ist beim
deutschen Publikum eher als Theaterstück von Johann Wolfgang
von Goethe bekannt. Der Protagonist, der Dichter Torquato
Tasso ist aber eine reale historische Figur. In Italien ist
er hauptsächlich wegen seines Werkes „Das befreite
Jerusalem“ bekannt.
Torquato Tasso war ein italienischer Dichter
der Zeit der Gegenreformation. Er gilt als der bedeutendste
Vertreter der italienischen Renaissance. Sein bekanntestes Werk ist „La Gerusalemme liberata" (Das befreite Jerusalem), in dem der heldenhafte Kampf um die Befreiung des Heiligen Grabes während des 1. Kreuzzugs besungen wird, und in dem
ein imaginäres Gefecht zwischen Christen und Muslimen während
der Belagerung von Jerusalem beschrieben wird.
Tasso studierte zunächst an der Universität
von Bologna und ab 1560 Jura und Philosophie in Padua. In Padua schrieb er seine ersten lyrischen Stücke und 1562
das Ritterepos „Rinaldo". 1565 trat er in den Dienst des Kardinals Luigi dEste in Ferrara und ab Anfang 1572 in den Dienst des Brudes des Kardinals, des Herzogs Alfonso II, zuerst ohne genau definierte Tätigkeit, ab 1576 offiziell als Historiker des Hofes.
Das befreite Jerusalem
Die Angehörigen der Familie dEste waren als Kunstmäzene
bekannt und bereits im 15. Jahrhundert als Förderer von
bedeutenden Dichtern hervorgetreten. In Ferrara entstand der
größte Teil von Tassos Werken: das Schäferspiel „Aminta“
(1573), zahlreiche Kanzonen und Sonette und 1575 sein Hauptwerk,
das Epos „Das befreite Jerusalem„.
Zunehmend verschlechterte sich aber Tassos Gesundheitszustand und es machte sich
bei ihm geistige Verwirrung bemerkbar. Er wurde Opfer von Wahnvorstellungen. Religiöse Skrupel
mündeten 1577 in eine Selbstanklage Tassos wegen Ketzerei
vor dem Inquisitor von Bologna. Die Absolution, die er vom Inquisitor erhielt, beruhigte ihn aber keineswegs, da er glaubte, man lasse ihn nur aus Mitleid in seinem Irrglauben verharren.
Zurück in Ferrara ließ man ihn in ein franziskanisches Kloster festhalten. Er lebte in ständiger Angst, beim Herzog in Ungnade gefallen zu sein, und dass ihn dieser ermorden lassen wolle.
In der Nacht vom 25. Juli 1577 zerstörte Tasso die Tür seiner Zelle und flüchtete zu seiner Schwester nach Sorrent. Dort erschien er zunächst als Schäfer verkleidet und kündigte seinen eigenen Tod an. Als er sich zu erkennen gab, wurde er mit Freude von ihr aufgenommen. Ende Januar 1578 ging er wieder nach Rom.
Nel 1579 kehrte er zurück nach Ferrara. Weil er aber am Hofe nicht den Empfang bekam, den er erwartete, bekam er bei den Hochzeitsfeierlichkeiten des Herzogs einen Tosuchtsanfall, so dass man ihn festnahm und ins Irrenhaus von St. Anna einlieferte, wo Tasso bis zum Juli 1586 blieb. 1586 wurde er auf Betreiben des Fürsten Vincenzo I. Gonzaga freigelassen und führte von da an ein unstetes Wanderleben.
Die meisten Werke seiner
späten Schaffensperiode haben religiös-moralisierenden
Charakter, wie beispielsweise sein Epos „Le sette giornate
del mondo creato“ (Die sieben Tage der Erschaffung
der Welt). Von seiner Beschäftigung mit Dichtungstheorie
zeugen die Abhandlungen „Discorsi del poema heroico“
von 1594. Tasso hinterließ außerdem Tragödien,
philosophische Dialoge und mehr als 1700 Briefe.
Torquato Tassos Leben gab Anlaß zu vielen Legenden und sein Werk inspirierte zahlreiche Autoren. Auch Goethe schrieb im Jahr 1790 sein
Torquato Tasso
(Goethe)
Schauspiel „Torquato Tasso“ in fünf Akten, das den Dichter in den Mittelpunkt der Handlung stellt.
„Ich hatte das Leben Tassos, ich hatte mein eigenes Leben, und indem ich zwei so wunderliche Figuren mit ihren Eigenheiten zusammenwarf, entstand mir das Bild des Tasso, dem ich als prosaischen Contrast den Antonio entgegenstellte, wozu es mir auch nicht an Vorbildern fehlte. Die weitern Hof-, Lebens- und Liebesverhältnisse waren übrigens in Weimar wie in Ferrara.“ (Goethe)
Das befreite Jerusalem
Mit diesem Werk nahm sich Torquato
Tasso vor, ein italienisches Epos zu schaffen,
das dem Werk des großen lateinischen Dichters Vergil
ebenbürtig sein sollte.
Den historischen Hintergrund lieferte der erste Kreuzzug. Damals, als die Türken ständig Italiens Küsten überfielen und Süleyman der Prächtige unaufhaltsam auf Wien marschierte, wurde ganz Europa von Kreuzzugsstimmung erfasst. Im Mittelpunkt des Epos
steht der Heerführer Goffredo di Buglione (Godefroy de Bouillon),
der die Christen in Folge einer Erscheinung des Erzengels Gabriel zum entscheidenden Angriff auf
die heilige Stadt Jerusalem sammelt. Neben der herausragenden Figur des Goffredo sind zwei weitere Figuren von Bedeutung: der unerschrockene und ruhmsüchtige Rinaldo und der ritterliche, religiöse und leidenschaftliche Tancredi.Tancredi geht eine Liebesbeziehung mit der Sarazenin Clorinda ein, tötet sie aber in einem Kampf, weil er sie durch die Rüstung nicht erkennen kann. Als letzten Wunsch möchte Clorinda getauft werden. So nimmt die Geschichte zwar ein tragisches Ende, im Sinne der Zeitgenossen von Tasso aber gleichzeitig ein positives. Denn Clorinda erfährt durch die Taufe die christliche Erlösung.
"Il Combattimento di Tancredi e Clorinda"
Tancredi e Clorinda
"Il Combattimento di Tancredi e Clorinda" (Der Zweikampf zwischen Tancredi und Clorinda) ist eine dramatische Komposition des italienischen Komponisten Claudio Monteverdi, deren Text aus der Dichtung „Das befreite Jerusalem“ von Torquato Tasso entnommen wurde. Es gilt als eines der wichtigsten und schönsten Werke von Claudio Monteverdi.