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Edmondo De Amicis |
Edmondo de Amicis (geb. am 21. Okt. 1846 in Imperia, gest. am 11. März 1908 in Bordighera) war ein berühmter italienischer Schriftsteller. Er war der erfolgreichste Kinderbuchautor des 19. Jahrhunderts. Sein Buch Cuore (Herz) aus dem Jahr 1886 war das, was heute für die Jugend Harry Potter ist, ein „Kultbuch“, ein absoluter Bestseller seiner Zeit. |
Im Alter von 16 Jahren ging er zur Militärakademie in Modena und wurde Offizier. 1866 nahm er als Leutnant an der Schlacht von Custoza gegen Österreich teil und musste ohnmächtig der Niederlage der Savoyer zusehen, weil die Heeresführung nicht in der Lage war, ihre zahlenmäßige Überlegenheit zu ihrem Vorteil zu nutzen. Wahrscheinlich verursachte dies die Enttäuschung, die ihn dazu trieb, das Heer zu verlassen. |
Nachdem er das Heer verlassen hatte,
wurde er Korrespondent der Tageszeitung la Nazione in Florenz und nahm unter anderem 1870 an der Eroberung von
Rom teil. In dieser Zeit entstanden seine Reisebücher Spagna (1873), Olanda (1874), Ricordi di Londra (1874), Marocco (1876), Costantinopoli (1878), und Ricordi
di Parigi (1879). Als Journalist bereiste er unter anderem
Südamerika (wohin so viele Italiener auswanderten), wurde
aus Überzeugung Mitglied der sozialistischen Partei, schrieb
militärgeschichtliche, länderkundliche
und pädagogische Artikel und Bücher, die ihn populär
machten.
Am 17. Oktober 1886, einem ersten
Schultag, wurde sein Roman Cuore vom Treves-Verlag herausgegeben.
Er wurde sofort ein großer Erfolg: In wenigen Monaten
gab es schon Übersetzungen in viele Sprachen. Das Buch
wurde sehr geschätzt, auch weil es reich an moralischen
Anregungen auf die Mythen des Risorgimento war. Es wurde zur
Bibel des Nationalismus und der bürgerlichen
Tugenden. |
„Cuore“ ist eine Mischung aus herzergreifenden,
moralisierenden, manchmal sehr sentimentalen Geschichten.
Seinerzeit gab es unzählige Auflagen davon und zurzeit
erlebt es in Italien eine Renaissance. Man kann gegen das
Buch sagen, was man will - es ist und bleibt ein Klassiker
der Welt-Kinderliteratur. Die Erzählung „Vom Apennin
zu den Anden“ aus
diesem Buch (die von einem italienischen Kind erzählt, das
seiner in Argentinien Arbeit suchenden Mutter nachreist) wurde
zahlreiche Male verfilmt und inspirierte auch die Fernsehserie
„Über Meere und Berge“ (1990). Dass sich De Amicis in den Jahren um 1890 den Ideen des Sozialismus annäherte, ist auch in seinen späteren Werken bemerkbar, in denen er den Problemen der ärmeren sozialen Schichten Beachtung schenkte. Die nationalen Vorstellungen aus Cuore wurden von De Amicis komplett überworfen. Es folgten weitere Bücher wie Sull'Oceano (1889), das von den schlechten Lebensbedingungen der armen italienischen Auswanderer berichtet, Il romanzo di un maestro (1890), Amore e ginnastica (1892), Maestrina degli operai (1895), La carrozza di tutti (1899). |
Das Buch „Cuore" zu kritisieren ist nur allzu leicht. Zu entfernt von unserer heutigen Wahrnehmung und Gefühlswelt erscheinen die rührseligen Geschichten der kleinen Helden der konservativ-bürgerlichen Welt jener Zeit. |
Es ist unmöglich, in Italien über Jugendliteratur zu sprechen, ohne dieses Buch zu erwähnen, das, wenigstens bis weit in die 1950er Jahre hinein, die Bildung ganzer Generationen von Italienern maßgeblich beeinflusste. |
Das Buch Cuore war ein Versuch, fünfzig Jahre nach der letzten Ausgabe der „Promessi sposi“ von Alessandro Manzoni, und bereits fünfundzwanzig Jahre nach der Einigung Italiens, diese mit einem literarischen Werk zu festigen, das durch seine einfache Sprache den Zugang zu den Menschen finden könne. Ein Versuch, ein gemeinsames Wertesystem zu verbreiten, das dem neuen Staate Einigkeit verleihe. In diesem Sinne war „Cuore“ außerordentlich erfolgreich. Sein einigender Erfolg ist nur vergleichbar - im Negativen - mit der Rolle des Fernsehens in den ersten Nachkriegsjahren. |
Man kann nicht behaupten, dass der Erfolg des Buches unerwartet gewesen sei. Denn De Amicis war sich bewusst, welche Rolle seinem Buch zukommen würde, ebenso wie er die literarischen und künstlerischen Grenzen desselben kannte. 1874 schrieb er eine strenge Selbstkritik, in der er überdeutlich die Schwächen seines Werkes aufzählte. |
Andrerseits bewies De Amicis mit seinen weiteren Werken weit größer literarische Qualitäten, die ihn auch heute noch lesenswert machen. |
Das Buch ist wie ein (fiktives) Tagebuch eines Schülers der dritten Volksschulklasse aufgebaut. Zwischen den Einträgen des Kindes schieben sich Beiträge in Briefform der Eltern und der Schwester ein und neun Erzählungen, die der Lehrer seiner Schülerschaft diktiert. Darsteller sind immer Kinder, die aus den verschiedenen Regionen des neu gegründeten Italiens stammen und Beispiele von Tapferkeit, Opferbereitschaft, Ehrlichkeit und Vaterlandsliebe sind. |