Geschichte

Giovan Battista Perasso (il Balilla)
Meine Beziehung zu Italien wurde sehr stark von der Aus­grenzung ge­prägt, die ich als in Italien (Ge­nua) auf­wach­sen­der Ös­ter­rei­cher in der Schu­le spürte, als im Ge­schichts­un­terricht die Rivalität zwischen Ös­terreich und Italien ange­sprochen wurde. Der jun­ge Held der Genue­ser, der ei­nen Aufstand gegen die Öster­rei­cher auslöste, ist nur ein Fall von vielen.
Während des Österreichischen Erb­fol­ge­krieges kam es 1746 in Genua zu einem Volksaufstand gegen die österreichischen Truppen, die sich vor allem im Stadtteil Portoria (heute Piccapietra) wegen etlicher Übergriffe gegen die Zi­vilbevölkerung unbeliebt gemacht hatten. Die Re­pu­blik Genua war während des Krieges mit Spanien und Frankreich gegen Österreich und Piemont-Sar­dinien verbündet. Giovan Battista (Giam­bat­tis­ta) Perasso, genannt Balilla, soll den Aufstand am 5. Dezember durch den Wurf von Steinen auf die Öster­rei­cher ausgelöst haben. Die Bevölkerung wur­de durch seine Steinwürfe ange­spornt, sich ge­gen die Österreichisch-Pie­mon­te­sischen Truppen zu erheben. Auf diese Weise wurde am 10. De­zem­ber 1746 die Stadt von den Öster­rei­chern befreit.
Die Arroganz der österreichischen Soldaten, die sich angemaßt hatten, zu verlangen, dass man ihnen bei der Bergung eines im Schlamm stecken ge­bliebenen Geschützes hülfe, war der Anlass für Perassos Geste gewesen.
Die Vertreibung der Österreicher aus Genua durch Balilla, 1842
Die Revolte zwang den österreichischen General Botta Adorno, die Stadt zu verlassen. Weder ihm noch seinem Nachfolger, General Schulem­bourg gelang es, Genua wieder einzunehmen.
In seiner Bedeutung entspricht das Wort „Balilla“ dem italienischen monello (Lausbub). Etymologisch führt man es aber auf Baciccia zurück, eine Ver­ballhornung von Giambattista.
Der Satz in Genuesischem Dialekt „Che l'inse“, den Balilla ausgerufen ha­ben soll, bevor er mit dem Steinewerfen begann, hat unter Sprach­for­schern zu vielen Diskussionen geführt. Aber über den Sinn seiner Worte sind sich alle einig: „Soll ich an­fan­gen?“, oder „Wer fängt an?“, „Wer soll anfangen?“.
Die historisch nicht belegten Taten des wahr­schein­lich etwa zwölfjährigen Pe­rasso wurden während des Risorgimento und besonders während des Fa­schis­mus als besonders patriotisch verherrlicht. Mussolini nannte seine 1926 von der Faschistischen Partei Italiens gegründete Ju­gend­or­ga­ni­sa­tion Balilla. Nach dem Vorbild der Balilla wurde in Deutschland auch die Hitlerjugend aufgebaut.
Balilla war und blieb für die Genueser insbesondere, aber auch für die Ita­lie­ner eine äußerst populäre geschich­tli­che Figur, die sogar Einzug in die Na­tio­nalhymne „Fratelli d'Italia“ fand. Seine wahre Iden­ti­tät ist jedoch fraglich. Eingehende Un­ter­su­chun­gen über die Identität des Balilla führten zur Erkennt­nis, dass es zur jener Zeit zwei Giovan Battista Perasso gab, die beide in Portoria lebten.

In den Jahren 1932 bis 1937 bekamen auch einige Automodelle von Fiat den Namen „Balilla", und zwar die Modelle 508 , 508S und 508CS.
 
 
Erbfolgekrieg
Österreichischer Erbfolge-Krieg, 1740-1748