Garibaldis Frauen | ||||
Giuseppe Garibaldi, der „Held der zwei Welten“ galt als der Held schlechthin. Noch im entlegendsten Winkel und im kleinstem Ort des heutigen Italien werden die zentralsten Straßen und Plätze nach ihm benannt. Er verkörperte die Figur des charismatischen Abenteurers und „Mann der Tat“. | ||||
In Nervi, dem vornehmen Vorort von Genua, findet man am Meer, entlang der beeindruckenden Felsenküste einen zwei Kilometer langen Küstenspazierweg (passeggiata). Üblicherweise sprechen die Genueser von der „Passeggiata di Nervi“, obwohl der Spazierweg „Passeggiata Anita Garibaldi“ heißt. | ||||
Garibaldi war – auch über Italiens Grenzen hinweg – einer der bekanntesten Männer seiner Zeit. Seine erste Frau, Anita Garibaldi, ist hingegen völlig zu Unrecht in Europa kaum bekannt. In Italien genießt sie nach wie vor einen hohes Ansehen. Dort gilt sie bis heute als die heldenhafte Frau schlechthin. Im Süden Brasiliens gibt es einen Ort, der nach ihr benannt wurde. In Rom gibt ein Denkmal, das Anita auf einem sich aufbäumenden Pferd zeigt, in der einen Hand eine Pistole, in der anderen ein Kind. | ||||
Heute wissen nur wenige, dass Garibaldi prägende Jahre seines Lebens (1835-1848) im politischen Exil in Brasilien, Uruguay und Argentinien verbrachte. Hier lernte er Anita (eigentlich Ana Maria de Jesus Ribeiro da Silva) kennen, die ihm vier Kinder gebären sollte. Anita Garibaldi haftete zwar der Ruf an, ihrem Mann sklavisch überall hin gefolgt zu sein und sonst nur Kinder zur Welt gebracht zu haben, sie tat aber viel mehr als das. Sie schloss sich dem Freiheitshelden an und nahm an seiner Seite an den Freiheitskämpfen in Südbrasilien, Argentinien, Uruguay und später auch in Italien teil. | ||||
Die 1821 in Morrinhos (Brasilien) geborene Tochter von Einwanderern aus den Azoren war 18 Jahre alt, als sie 1839 Garibaldi kennen lernte und seine Geliebte wurde. Sie befand sich zu diesem Zeitpunkt in Laguna, wohin sie nach dem Tod ihres Vaters mit ihrer Mutter gezogen war. Seit dem Jahr 1835 war in Rio Grande do Sul die sogenannte „Guerra dos Farrapos“ (der „Krieg der Zerlumpten“) im Gang. Obwohl der Namen das Gegenteil suggeriert, waren bei diesem Aufstand eher die führenden Schichten beteiligt, die für die Unabhängigkeit der Südprovinz kämpften. Den Befehl über die Flotte der Farrapos hatte Giuseppe Garibaldi und es war bei der Einnahme von Laguna, dass der Freiheitskämpfer und Ana sich kennen lernten. |
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In seinen Memoiren beschreibt Garibaldi die Begegnung mit Ana als Liebe auf dem ersten Blick. „Wir betrachteten uns gegenseitig verzückt und schweigend wie zwei Menschen, die sich nicht zum ersten Mal sehen, sondern einer in den Zügen des Anderen eine Stütze für sein Gedächtniß suchen. Endlich begrüßte ich sie und sagte: 'Du musst mein werden.'" Sie war zu diesem Zeitpunkt allerdings noch mit dem Schuster Manuel Duarte de Aguiar verheiratet. Ana, die bald ein Kind von Garibaldi erwartete, folgte diesem in den Kampf. Später gelang es ihr, ihren vermissten Ehemann für tot erklären zu lassen, sodass sie Garibaldi am 26. März 1842 heiraten konnte. | ||||
Als „Anita“ wurde Garibaldis Gefährtin erst später bekannt, als sie in Italien mit ihrem Mann für die Freiheitsbewegung der „Risorgimento“ kämpfte. | ||||
Treu begleitete Anita ihren Mann von da an auf allen seinen Kriegszügen. Als beim Kampf um Montevideo Garibaldis Flotte, während er auf dem Land verweilte, von feindlicher Übermacht angegriffen wurde, übernahm Anita den Oberbefehl. Während der langen Belagerung Montevideos durch die Brasilianer wich sie nicht von der Seite ihres Gatten. Auf dem schrecklichen Rückzug durch den Urwald von las Antas, der bei tropischen Regengüssen stattfand, gab sie den verzweifelten Soldaten mit ihrem Vorbild neuen Mut. Sie konnten sehen, wie tapfer die Frau ihres Anführers sich hielt, während sie dabei noch ihr drei Monate altes Kind in den Armen trug. | ||||
Anita Garibaldis Tod |
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Ein anderer Rückzug sollte Anita aber verhängnißvoll werden. Nachdem Garibaldi nach Europa zurückgekehrt war und 1849 die von Giuseppe Mazzini ausgerufene Römische Republik gegen die französische Armee verteidigte, die für den geflohenen Papstes Pius IX. intervenierten, musste er schließlich vor der Übermacht der Gegner weichen. Auch auf dieser Flucht begleitete ihn seine tapfere Frau. Doch diesen Strapazen konnte sie nicht standhalten. Anita, die schwanger und krank war, starb am 4. August 1849 auf der Guiccioli-Farm in der Nähe von Ravenna in den Armes ihres Mannes. Auf rührende Weise beklagt Garibaldi in seinen Memoiren den frühen Tod seiner Frau. | ||||
Die Marquise Giuseppina Raimondi (1841 – 1918) war Garibaldis zweite Frau. Sie wurde von ihm aber bereits kurz nach der Hochzeit wegen vermeintlicher Treuelosigkeit verstoßen. Sie hatte Garibaldi 1859 kennen, gelernt, während des zweiten italienischen Unabhängigkeitskrieges. Sie heirateten am 16. Januar 1860 in Fino Mornasco; am selben Tag soll Garibaldi von einer angeblichen Liaison der Marquise erfahren haben, die bis wenige Tage vor der Hochzeit angedauert hätte. Dies war jedenfalls die Begründung, die Garibaldis Rechtsanwalt aufführte, um die Annullierung der Ehe zu beantragen. Giuseppina soll wenige Monate vor der Hochzeit eine Liebesbeziehung zum jungen Luigi Caroli gehabt haben, von dem sie ein Kind erwartete. Paradoxerweise wollte sich der junge Mann zusammen mit Garibaldi für den bevorstehenden Zug der Tausend einschiffen, wozu dieser verständlicherweise nicht zustimmte. | ||||
Francesca Armosino (1846 –1923), die letzte Frau von Garibaldi stammte aus einer adeligen Familie armenischen Ursprungs, die nach Italien ausgewandert war, um der Verfolgung durch die Türken zu entkommen. Im Jahr 1866 verließ sie die Familie und zog auf die Insel Caprera, um dort als Kindermädchen zu arbeiten. Hier lernte sie Garibaldi kennen und die beiden verliebten sich, obwohl Garibaldi bereits 59 Jahre alt war und sie gerade erst 20. Zusammen hatten sie noch drei Kinder und blieben bis zu Garibaldis Tod im Jahr 1882 zusammen. | ||||
Heiraten konnten sie erst 1880, nachdem die Ehe mit Giuseppina Raimondi vom Appellationsgericht annulliert worden war. Nach Garibaldis Tod pendelte Francesca zwischen dem Haus in Caprera und dem in Livorno, das ihr Mann gekauft hatte, damit sie ihrem Sohn Manlio näher sein könne, der Kadett an der Marineakademie Livorno war. Francesca starb auf Caprera am 15. Juli 1923, wo sie neben ihrem Mann und das früh verstorbene Töchterchen Rosa auf dem kleinen örtlichen Friedhof begraben ist. | ||||