Die Lateranverträge |
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Die Lateranverträge (so genannt nach dem Ort der Unterzeichnung, dem Lateranpalast)
vom 11. Februar 1929 wurden zwischen dem Königreich
Italien (vertreten durch den faschistischen Ministerpräsidenten
Benito Mussolini) und dem Heiligen Stuhl (vertreten
durch Kardinalstaatssekretär Pietro Gasparri)
abgeschlossen. Sie klärten endgültig die so genannte
Römische Frage. |
Am 20. September 1870 hatte
König Vittorio Emanuele im Zuge der nationalen
Einigung Italiens das Land des Papstes von italienischen Truppen
besetzen lassen. Mit einem Schlag hatte der Papst alle weltliche
Macht, seine Truppen und Territorien verloren. Der Kirchenstaat
wurde in den seit 1861 bestehenden Nationalstaat
Italien zwangseingegliedert. Außer sich vor Entrüstung
stilisierte sich der ohnmächtige Papst Pius IX. zum
„Gefangenen des Vatikans“, eines Gebietes
rund um die Peterskirche, winzige 44 Hektar groß und mitten
im römischen Stadtgebiet gelegen. Die kirchliche Verwaltung
konzentrierte sich ab diesem Zeitpunkt auf die Vatikanstadt,
wo de facto die Souveränität des Papstes weiter bestand,
ohne dass sie rechtlich abgesichert gewesen wäre. |
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Bis 1929 blieb eine vertraglicher
Regelung aus. Diesen fast 60 Jahre anhaltenden – vor
allem diplomatischen – Konflikt um den Status Roms als italienische
Hauptstadt und den staatsrechtlichen Status des Vatikan innerhalb
Roms zwischen 1870 und 1929, bezeichnet man als die Römische
Frage. |
Mit
den Lateranverträgen von 1929 wurde der Vatikan-Staat geschaffen.
Es wurde festgelegt, dass sich das weltliche Territorium der
römischen Kirche fortan auf die Vatikanstadt
beschränken würde. Damit wurde der Vatikan als Nachfolger
des Kirchenstaates anerkannt und erhielt den rechtlichen
Status einer eigenständigen Nation, was den Päpsten
ihre Souveränität zurückgab. |
Im Auftrag des Papstes Pius
XI. besiegelte der Kardinalstaatssekretär Pietro Gasparri die Lateranverträge, in denen die Kurie auch ihre finanzielle
Unabhängigkeit wiedererlangen sollte. 1,75
Milliarden Lire zahlte das faschistische Italien dem Vatikan als Entschädigung für die 1870 beschlagnahmten Kirchengüter. |
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Laut den Lateranverträgen besteht das eigentliche Territorium
der Vatikanstadt nur noch aus dem von einer Mauer
begrenzten Gelände. Zum Vatikan gehören der
Petersdom, der Petersplatz, sowie die Paläste und Gärten
innerhalb der vatikanischen Mauern. Doch verfügt
der Vatikan auch über eine Reihe exterritorialer Besitzungen
in Rom, etwa Castel Gandolfo, die Sommerresidenz
des Papstes und die päpstliche Universität Gregoriana,
sowie diverse Kirchen, Basiliken, Wohnungen und weitere Immobilien.
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Die Lateranverträge
beendeten das gespannte Verhältnis zwischen dem Papsttum
und dem italienischen Staat - fast 60 Jahre lang hatten sich
die Päpste als Gefangene im Vatikan betrachtet und diesen
nie verlassen. Das dreiteilige Vertragswerk hatte zudem auch
Signalwirkung für das vier Jahre später von Adolf
Hitler mit dem Vatikan abgeschlossene Reichskonkordat. |
Die Lateranverträge
bestanden aus: |
Staatsvertrag |
Der Staatsvertrag garantierte die Souveränität
des Apostolischen Stuhls auf internationaler Ebene mit der
Vatikanstadt als neuem Staat und dem Papst als Staatsoberhaupt.
Im Gegenzug verzichtete der Heilige Stuhl auf die Gebiete
des alten Kirchenstaats und erkannte Rom als italienischen
Regierungssitz an.
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Glanz und Geheimnis des Vatikan |
Gebrauchsanweisung für den Vatikan |
JAHRES-ABO an
PM-History
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Konkordat |
Das Konkordat bestätigte die katholische Religion als
Staatsreligion und regelte die Beziehung des italienischen
Staates mit der italienischen Kirche in religiösen und
zivilrechtlichen Angelegenheiten.
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Finanzkonvention |
Diese regelte die Entschädigungsleistungen
des italienischen Staates gegenüber dem Heiligen
Stuhl bezüglich der Eigentumsverluste des Jahres 1870.
Unter anderem wird dem Heiligen Stuhl eine Entschädigung
in der Höhe von 1,75 Milliarden Lire zugesprochen. |
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Weiterentwicklung |
1947 wurden die Lateranverträge
durch die italienische Verfassung bestätigt. Die Einführung
der Zivilehe und Ehescheidung (1970) machten eine Revision notwendig,
die zum Konkordat von 1984 führte (die Abschaffung
der katholischen Staatsreligion, die rechtliche Gleichstellung
aller Religionsgemeinschaften, fakultativer
Religionsunterricht und die Eigenfinanzierung der Kirche durch
steuerlich begünstigte Spenden). |
Seit dem Abschluss der Verträge hat es mehrere Ergänzungen
gegeben, so die Unterstellung zusätzlicher Gebiete unter
die Souveränität des Heiligen Stuhls (unter anderem
eine große Sendeanlage für Mittel- und Kurzwelle
von Radio Vatikan in Santa Maria di Galeria.
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