Altamura ist ein Städtchen in der Region Apulien, die in Italien und im Ausland für ihre romanische Kathedrale aus dem XIII. Jahrhundert bekannt ist, für die Herstellung des „Altamura-Brots”, welches das DOP-Zeichen (geschützte Ursprungsbezeichnung) erhalten hat, und – hauptsächlich – für die
Funde der sehr gut erhaltenen fossilen Skeletten des Mannes von Altamura. Außerdem wurden in einem von Altamura einige Kilometer entfernten Steinbruch die Abdrücke von Dinosauriern entdeckt, die vor etwa siebzig Millionen Jahren in dieser Gegend gelebt hatten.
Die Kathedrale von Altamura
Am 7. Oktober 1993 wurden von einem Team des Centro Altamurano Ricerche Speleologiche (Altamura Zentrum für Höhlenforschung) in der Grotta di Lamalunga (einem Karst-Höhlensystem auf dem Gebiet der Gemeinde Altamura) die fossilen Überreste des sogenannten Altamura-Mannes entdeckt. Altamura ist eine der wichtigsten paleoanthropologischen Entdeckungen der letzten Jahrzehnte.
Der Altamura-Mann (von der Ortsbevölkerung „Ciccillo“ genannt) wurde zunächst der Epoche des Homo heidelbergensis (vor 600.000 bis 200.000 Jahren) zugeordnet, denn die meisten Merkmale, wie etwa das Gesicht, der Kiefer und das längliche, flache Schädeldach sind charakteristisch für den Homo erectus, aus dem der H. Heidelbergensis hervorging.
Wegen diverser Neandertaler-Merkmale wie die ausgeprägten Überaugenwülste ähnelte der Altamura-Mann aber dem Neandertaler, zu dem hin sich der Homo heidelbergensis vor etwa 200.000 Jahren in Europa weiterentwickelte. Man schätzt deshalb sein Alter auf 150.000 bis 250.000 Jahre. Über das Alter und die Zuordnung des Fundes ist man sich aber noch nicht einig.
Das Skelett befindet sich in einem weitläufigen Höhlensystem ziemlich weit vom Eingang entfernt und ist so vollständig, dass sogar noch die inneren Nasenknochen und die Wände der Augenhöhlen erhalten geblieben sind. Der Altamura- Mann ist zwar nicht der älteste Knochenfund aus dem Paläolithikum Apuliens, aber der vollständigste. Leider machen es die Verkrustungen (die Knochen sind sehr stark von Tropfsteinen überwuchert) unmöglich, den Altamura-Mann aus der Höhle zu entfernen.
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Beim Altamura-Mann, der bei seinem Tod etwa 35 Jahre alt war, handelt es sich um einen zwischen 1,60 bis 1,65 m großen Mann. Dass es sich um einen Mann handelt, ließ sich aufgrund seiner Beckenanatomie bestimmen. Vermutlich fiel der Mann in die Höhle, ohne sich dabei zu verletzen, konnte aber nicht mehr den Weg zurück finden oder nicht mehr hinausklettern und verhungerte.
Man of Altamura
Wegen der de facto nicht möglichen Bergung beschloss man, die Fossilien bis auf Weiteres an ihrem originalen Standort zu lassen.
Die Höhle ist für die Öffentlichkeit gesperrt, nicht nur um sie zu schützen, sondern auch weil sie sehr schwer zugänglich ist. Überall verstreut auf dem Boden der Höhle sind Knochen von Pferden, Rindern, Rotwild und weiteren Tieren zu finden, die mindestens 50.000 Jahre alt sind. Ein als Schauhöhle eingerichtetes Museum in der Nähe zeigt Näheres über den Altamura-Mann und seine Entdeckungsgeschichte und bildet die Situation in der Lamalunga- Höhle nach.
Focaccia blues []
Apropos Altamura-Brot: Vor einigen Jahren eröffnete McDonald's in Altamura eine Filiale. Es dauerte nicht lange, da wurde das M-Schild wieder abmontiert und die Filiale geschlossen - ein Bäcker der Familie Digesù hatte dem Fast-Food-Giganten Paroli geboten. Er mietete einen kleinen Laden neben McDonald’s und bot dort ein komplettes Essen aus frischer, selbst gebackener Focaccia und einem Dessert an. Trotz der Promotions von McDonald's bevorzugten die Leute von Altamura die Focaccia der Familie Digesù.
Die Geschichte erregte seiner Zeit großes Aufsehen und wurde im Jahr 2009 sogar von Nico Cirasola verfilmt.
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