Die Landung auf Sizilien und die Rückkehr der Mafia
Lucky Luciano wurde am 11. 11. 1896 als Salvatore Lucania im Dorf Lercara Friddi, etwa 25 km östlich von Corleone auf Sizilien, geboren. Als er im Alter von zehn Jahren
war, übersiedelte seine Familie in die USA. Schon in jungen Jahren
verdiente er Geld damit, indem er von anderen Kindern im Mafia-Stil
Schutzgelder verlangte.
Anfang der 1930er Jahreschaltete er die
alten Mafiabosse von New York aus und übernahm die Führung der
dortigen Kriminalität. 1936 wurde er verhaftet und zu
30 bis 50 Jahren Gefängnis verurteilt. Dank seiner
Unterstützung der amerikanischen Geheimdienste bei der
Vorbereitung der alliierten Landung in Sizilien (1943) wurde
er unter der Bedingung, die Vereinigten Staaten zu verlassen, freigelassen.
Auf der Konferenz in Casablanca im Januar 1943 einigten
sich der britische Premier Winston Churchill und der
amerikanische Präsident Franklin Delano Roosevelt auf die
Eröffnung einer zweiten Front in Europa. Man einigte sich darauf, zunächst den afrikanischen Krieg mit der Eroberung Tunesiens zu Ende zu bringen, um die dann freiwerdenden Kräfte für die Landung an der italienischen Küste auf Sizilien einzusetzen. Der alliierte Sieg über deutsch-italienische Verbände während des Afrikafeldzugs und die fast uneingeschränkte Herrschaft im Mittelmeerraum schufen im Mai 1943 optimale Voraussetzungen für das Landeunternehmen.
Nachtwache: Tagebuch aus dem Kriege/ Sizilien 1943
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Kommandeur der Invasion war General
Dwight Eisenhower. Der General Sir Harold Alexander
leitete die Landstreitkräfte, die aus der 8. Britischen
Armee unter General Bernard Montgomery und der 7. US-Armee
unter General George S. Patton bestanden.
Die Verteidigung der Achsenmächte, unter dem Kommando
des italienischen Generals Alfredo Guzzoni, bestand aus 365.000
italienischen und 40.000 deutschen Soldaten, mit zusätzlich
47 Panzern und in etwa 200 Artillerieeinheiten.
Bilder der Landung auf Sizilien 1943
Die in Nordafrika eingeschiffte
britische 8. Armee und amerikanische 7. Armee landeten
am 10. Juli 1943 auf Sizilien entlang der Küste zwischen Syrakus im Osten und Licata im Westen.
Die Achsenmächte waren von dem von General Dwight
D. Eisenhower geführten Angriff überrascht. Durch
gefälschte Informationen waren sie in den Glauben versetzt
worden, es würde eine alliierte Landung der Alliierten auf Sardinien oder in
Spanien bevorstehen.
Der Vorstoß der Alliierten
ins Landesinnere Siziliens konnte trotz heftigen Widerstands
der Achsenmächte nicht aufgehalten werden: Ohne Luftunterstützung
war die bis zum 17. August 1943 vollständig abgeschlossene
Besetzung Siziliens durch die Alliierten nicht zu verhindern.
Trotz der Tatsache, dass die Italiener und die Deutschen an Mannschaftsstärke und Zahl der Geschütze im Verhältnis eins zu fünf unterlegen waren, schlugen sie sich gegen die schlachterprobten Veteranen des Afrika-Feldzugs wacker. Der Vormarsch nach Messina kostete die britische und kanadische Armee fünf Wochen und mehrere tausend Mann Verluste.
Im kriegsmüden Italien lösten die Landung auf Sizilien wie auch die ersten Luftangriffe der Alliierten auf Rom Mitte Juli 1943 große Bestürzung aus, was zu einer
revolutionären Stimmung führte. Am 24. Juli kündigte
der Große Faschistische Rat Benito Mussolini die Gefolgschaft.
Am 25. Juli ließ König
Viktor Emanuel III. den „Duce" verhaften. Offiziell
erklärten zwar der König und der neue Ministerpräsident
Pietro Badoglio, sie wollten den Kampf
an der Seite des Verbündeten Deutschland fortsetzen.
De facto führten aber Geheimverhandlungen am 3. September
zu einem Waffenstillstand zwischen Italien und den Alliierten.
Die
Mafia-Connection
Weniger bekannt ist, dass das die
Mafia in Sizilien, die von Benito Mussolini fast zerschlagen
worden war, im Zweiten Weltkrieg mit Hilfe der USA wieder aufgebaut
wurde.
Während der Invasionsvorbereitungen erinnerte sich das "Office for Strategical Services", der amerikanische Geheimdienst während des Krieges, daran, dass niemand in den USA so gute Beziehungen zur sizilianischen Mafia hatte wie „Lucky“ Luciano. Die italienische Mafia wurde in Italien unter dem Faschismus
streng verfolgt. 1946 wurde Luciano freigelassen
unter der Bedingung, die Vereinigten Staaten zu verlassen und
nach Italien zurückzukehren.
Seine Kontakte halfen bei der Eroberung Siziliens. Maßgebliche Hilfe
bei der Invasion Sizilies leisteten auch der sizilianische Pate
Calogero Vizzini (Don Calò)
und die Nummer Zwei der Insel, Giuseppe Genco Russo,
die von der US-Army als Dank als Bürgermeister eingesetzt
wurden. Russos Männer trieben beispielsweise
alle Küstenverteidigungspläne der italienischen
Armee auf und erreichten, dass zwei Drittel der
dort stationierten Soldaten während der Invasion
desertierten.
Vito Genovese,
Unterboss von Luciano, entzog sich in den USA einer Mordanklage und arbeitete als Dolmetscher der US-Army in Neapel,
wo er einen blühenden Schwarzmarkthandel aufzog. 1944 wurde
er jedoch in die USA zurückgeschickt.
Calogero Vizzini wurde zum Bürgermeister
von Villalba ernannt, und 95% der eingesetzten Bürgermeister
waren Mafiosi oder Vertrauensleute der Mafia. Bereits nach zwei
Monaten hatte sich die Macht der Mafia wieder etabliert.
Nach dem Zusammenbruch des Faschismus
entstand auf der Insel eine starke kommunistische Bewegung,
hauptsächlich unter den Bauern. Die USA hatten nicht nur die Hilfe der Mafia im Kampf gegen die Achsenmächte in Anspruch genommen. Sie bekämpften auch die Kommunisten mit Hilfe der Mafia, unterstützt von der Kirche und den Großgrundbesitzern.
Nachtwache: Tagebuch aus dem Kriege/ Sizilien 1943