Brennus |
Die Gänse des Kapitols |
Für die Latinisten unter den Lesern: |
Galli de Alpibus
in Italiam descenderunt et totam regionem ferro ignique
vastaverunt. Mortis terror hostiumque formido omnes urbium
incolas repente invaserunt. Statim contra ingentes barbarorum
copias consul cum duabus legionibus a romanis missus est
sed Galli consulem eiusque legiones petiverunt
et acri proelio apud Alliam flumen vicerunt, postea Romam accesserunt.
Tum Romani, formidine capti, Urbem reliquerunt et cum senibus,
mulieribus liberisque in silvas confugerunt. Barbari
sine periculo ad Urbem pervenerunt et Capitolium, Romae arcem,
obsederunt. Iam Galli arcis moenia ascendebant, cum repente
vigiles anseres acribus clangoribus Marcum Manlium,
Capitolii custodem, e somno excitaverunt. Tum Manlius Romanos
milites vocavit, qui ingenti vi pugnaverunt et Gallos
reppulerunt: itaque Capitolium a barbarorum insidiis liberatum
est et Roma anserum clangoribus servata est. |
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Die Geschichte des
antiken Rom |
Nota bene; Das
lateinische Zitatenlexikon |
Gänse- und Entenvögel
aus aller Welt |
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Am Anfang des 4. Jahrhunderts
v. Chr. wurde die von Etruskern bewohnte Po-Ebene von keltischen Stämmen erobert, die bis dahin nördlich
der Alpen lebten.
Die keltischen Senonen aus Gallien waren es, die 387 v. Chr., geführt von Brennus (dessen wirklicher Name
unbekannt ist, denn alle keltischen Fürsten nannten sich im Kriegesfall „Brennan“, nach dem Namen des keltischen Kriegesgotts) über den Apennin nach Mittelitalien vorstießen. |
Zunächst gerieten die Gallier in Auseinandersetzungen mit
den Etruskern und griffen deren Stadt Clusium an, die sich daraufhin
Hilfe suchend an Rom wandte. |
Bei den Verhandlungen zwischen den Kelten und dem römischen Gesandten Quintus Fabius Ambustus wurde ein Anführer der Senonen getötet. Diese brachen daraufhin die Belagerung Clusiums ab und wandten sich gegen Rom. |
An der Allia (einem Nebenfluss
des Tiber nördlich von Rom) fand am 18. Juli
387 v. Chr. die entscheidende Schlacht statt. Das römische
Heer erwies sich den Galliern nicht gewachsen. Die Römer
boten sechs Legionen mit ca. 40.000 Mann unter dem Kommando
von Quintus Sulpicius auf. Den Galliern gelang hier ein überragender Sieg; die römische Phalanx wurde aufgerieben, die überlebenden flohen in Panik nach Veji und Rom, wo sich die Bürger auf den Kapitol-Hügel
zurückzogen. |
Als die Gallier in
Rom einzogen, trafen sie dort, der Überlieferung nach,
nur auf die Senatoren, die abgeschlachtet wurden. Im Anschluss wurde die Stadt Rom – mit Ausnahme des Hügels Kapitol – für sieben Monate belagert und geplündert. Seit dieser Schlacht gilt bei den Römern der 18. Juli als
„Dies Alliensis“, unheilvoller Tag. |
Nach der Plünderung bereiteten
sich die Gallier auf die Eroberung des Kapitols vor, die letzte
Hochburg der Verteidiger. Die Gallier hatten bei einem Rundgang einen verborgenen Zugang entdeckt. So wollten sie die Römer im Schlafe überraschen. Schon waren sie lautlos bis an den Mauerrand vorgedrungen, als die heiligen Gänse, die zu Ehren der Göttin der Juno auf dem Kapitol gehalten wurden, zu schnattern anfingen. |
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Der plan scheiterte, denn die Belagerten wurden – so will es
die Legende – von den Gänsen geweckt. Mit ihrem lauten Geschnatter gelang es ihnen schließlich, die Bewohner zu wecken. Gerade noch rechtzeitig hätten die schlaftrunkenen Römer erkannt, was passiert war, sodass Marcus Manlius Capitolinus, der Konsul der Stadt, die nötigen Verteidigungsmaßnahmen einleiten konnte und so zumindest noch das Kapitol gerettet werden konnte. |
Seither genießen die Gänse
bei den Römern besondere Verehrung (Heilige Gänse
der Juno). Auf diese Episode bezog sich ein römisches Fest,
das jeweils am 3. August gefeiert wurde, an dem die Hunde der
Stadt gekreuzigt wurden, weil sie in jener Schicksalstunde nicht
Alarm geschlagen hatten, und die Gänse, als
Retterinnen des Vaterlandes, in Prozession geführt wurden. |
Der späteren Überlieferung
zufolge soll dann Marcus Furius Camillus mit einem
Heer herangerückt und die Gallier wieder vertrieben haben.
Er soll dafür den Ehrentitel „Pater Patriae“
(Vater des Vaterlandes) erhalten haben. |
Wahrscheinlicher
ist aber, dass die Eroberer, die das
südliche Klima im heißen Sommer nicht gewohnt waren
und durch Krankheiten (etwa die Malaria) geschwächt wurden,
bereits auf dem Rückzug waren. |
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„Vae victis" |
Auch berichtet die Legende von hohen Tributzahlungen, die
von den Römern für den Rückzug der Gallier
bezahlt wurden. |
Von Brennus rührt die sprichwörtliche Redensart
„Vae victis“ („Wehe den Besiegten“)
her, welche er dem römischen Befehlshaber zugerufen
haben soll, indem er beim Zuwägen der 1000 Pfd. Gold,
die er für seinen Abzug verlangte, noch sein Schwert
in die Wagschale warf.
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