Rosa Balistreri (1927 –1990) war eine sizilianische Sängerin, Liedermacherin und Geschichtenerzählerin.
Rosa Balistreri kam in Licata (Sizilien) auf der Welt. Rosa lebte seit ihrer Kindheit in Armut und Elend. Sie musste mühsame und anstrengende Arbeiten verrichten, wie das Reinigen der Fische auf dem Markt im Winter und das Arbeiten auf den Feldern im Sommer wegen der prekären Bedingungen ihrer Familie: ein alkoholkranker Vater, ein querschnittsgelähmter Bruder, eine Mutter und zwei Schwestern in Not. Sie sang, um ihren Zorn abzureagieren. Ihrer kraftvolle Stimme erlaubte es ihr in späteren Jahren, sizilianische Volkslieder mit einem stark dramatischen Ton zu interpretieren, der das Gefühl der Armut und des Stolzes ihres Landes ausdrückte.
Canti siciliani (Doppel-CD)
La voce della Sicilia (CD)
Canta Ro' Etta Scollo singt Lieder von Rosa Balestreri
Musik war ihre Rettung gegen ihren gewalttätigen Ehemann Gioacchino Torregrossa (es war eine arrangierte Ehe), das Gefängnis (sie hatte versucht, ihren Ehamann zu töten), Misshandlungen, gegen den Verrat, den Verlust ihres Sohnes, die Ermordung ihrer Schwester, und den Tod ihres Vaters, der Selbstmord beging, um dem Schmerz zu entkommen. Dank der Musik hatte sie den Mut, Sizilien zu verlassen und später zurückzukehren, um ihre traurigen Erinnerungen zu überwinden.
Etwa zwanzig Jahre lang lebte sie in Florenz und zog dann 1971 in ihr geliebtes Palermo, eine Stadt, die für die Künstlerin immer eine Inspirationsquelle war.
Rosa Balistreri singt „Mirrina„
Ihre musikalische Karriere begann 1964, als sie zum Festival della Canzone Popolare in Salerno (Kampanien) eingeladen und dort mit einem Preis ausgezeichnet wurde. Ein weiterer Erfolg war 1966 die Teilnahme an einer Sendung von Dario Fo. Über Nacht wurde Rosa Balistreri zu einer der bedeutendsten Persönlichkeiten der Volksmusik, die in jenen Jahren in Italien wiederentdeckt und geschätzt wurde. Trotz der Erfolge blieb sie ihren Wurzeln und den ärmeren Menschen verbunden. 1968 gab sie in Gibellina, das von einem Erdbeben völlig zerstört worden war, ein Konzert für Obdachlose.
Rosa Balistreri singt „Terra ca nun senti„
Balistreri starb im Krankenhaus von Palermo an Hirnschlag während einer Tour in Kalabrien. Rosa starb zusammen mit dem Bild und dem Gesang eines tragischen Siziliens, das aber keine Resignation kannte.
Balistreri interpretierte sizilianische Volkslieder und schrieb auch selber Texte. In den 1970ern war sie eine linke Liedermacherin, protestierte gegen Armut, Arbeitslosigkeit und gegen die Mafia.
„Die Stimme von Rosa Balistreri, ihr dramatischer, gequälter Gesang schien direkt aus dem kargen und armen Sizilien zu kommen.“ So beschrieb sie Ignazio Buttitta, nachdem er Rosa Balistreri zum ersten Mal gehört hatte.