Nicht, dass ich, als Nachkriegskind,
von Carneras Boxkämpfe viel mitbekommen hätte. Aber
sein Name war in Italien lange Zeit ein Mythos. Er war, neben
der fiktiven Figur von Maciste, der Inbegriff des
„starken Mannes" und des „gutmütigen Riesen“.
„Ich habe so viele Schläge in meinem Leben einstecken müssen, wirklich eine Menge ... aber ich würde es wieder tun, weil all die Schläge, die ich bekommen habe, auch dazu beigetragen haben, dass meine Kinder studieren konnten."
Der italienische Boxer Primo Carnera (geboren
am 26. Oktober 1906 in Sequals (Pordenone, Friaul), gestorben
am 29. Juni 1967 ebenfalls in Sequals) war ein berühmter Boxer aus den 1930er Jahren. Carnera war vom 29 Juni 1933 bis zum 14 Juni 1934 Boxweltmeister im Schwergewicht. Den Titel gewann er in einem Kampf gegen Jack Sharkey
und verlor ihn das Jahr darauf an Max Baer.
Carnera, war mit 1,98 m
Körpergröße und etwa 120 kg Kampfgewicht
für damalige Verhältnisse außergewöhnlich
groß. Er widmete sich bereits in früher
Jugend dem Boxsport und begann zunächst als Amateur.
Im September
1928 besiegte er in Paris, bei seinem ersten Profi-Kampf, Leon Sebilo durch K.O. in der zweiten Runde. Auch die folgenden Kämpfe konnte er für sich verbuchen.
Primo: The Story of „Man Mountain" Carnera
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Carnera – Der größte Boxer aller Zeiten
Im Dickicht der Fäuste: Vom Boxen
Etwa nach einem Monat zeigte er, dass er auch eine gute Technik erworben hatte, als er gegen King Levinsky kämpft. Immer Im November siegt er per KO in der zweiten Runde gegen Vittorio Campolo. So vergeht ein ganzes Jahr mit insgesamt 17 Kämpfen, 9 davon gewonnen.
In den 1930er Jahren zog Carnera in die USA, in der Zeit
der Wirtschaftskrise und des Prohibitionismus.
Seine ersten 17 Begegnungen entschied er durch K.O.-Sieg
für sich. Der „gutmütige Riese" begeisterte
die Massen und auch die Mafia setzte auf ihn, was ihm den
Vorwurf brachte, dass der Großteil seiner Kämpfe
manipuliert gewesen sei.
Anfang 1933 kämpfte Carnera gegen Ernie Schaaf in New York und besiegte ihn in der 13. Runde durch K.O. Als Schaaf zwei Tage später an den Folgen seiner Kampfverletzungen verstarb machte sich Carnera große Vorwürfe und überlegte sich sogar, den Boxsport an den Nagel zu hängen.
Allerdings war Schaaf bereits 1932 in einem Kampf mit Max Baer bewusstlos
geschlagen worden sein Tod wird hauptsächlich
den harten Schlägen zugeschrieben, die ihm Baer
verpasst hatte.
Im Juni 1933 besiegte Carnera Jack Sharkey in New York durch K.O. in der 6.
Runde und stieg damit zum Boxweltmeister im Schwergewicht
auf. Weil die Schläge Carneras verheerend gewesen waren, hatte Sharkeys Team auf die Überprüfung seiner Boxhandschuhen bestanden.
Sie müssen aber feststellen, dass diese völlig in Ordnung waren. Primo Carnera war der erste Boxweltmeister im Schwergewicht, der aus Itailen kam. Nach dem Sieg sendete er zwei Dankestellegramme: das erste an seine Mutter, das zweite an den „Duce“ Benito Mussolini. Wegen seines Erfolges wurde er vom faschistischen Regime wie ein
Nationalheld gefeiert.
Im Juni 1934 verlor Carnera in Long Island (New York) den Weltmeistertitel an Max Baer, der ihn
durch K.O. in der 11. Runde besiegte. Nach diesem Kampf nahm er sich zwei Monate Genesungszeit, wegen eines eingegipsten Beines. Während dieser Zeit kommt niemand, außer die engsten Freunde und Verwandte, ihn zu besuchen. 1935 erlitt
er auch gegen den künftigen Boxweltmeister Joe Louis eine
Niederlage.
Primo Carnera vs Larry Gaines
Aufgrund einer Erkrankung an der Niere musste Carnera
ab 1938 für mehrere Jahre seine Boxkarriere unterbrechen.
1945 versuchte er zwar ein Comeback, nach einer Reihen von Niederlagen
zog er sich jedoch im Jahr 1946 endgültig aus dem aktiven
Boxsport zurück. Immerhin hatte Carnera bei 103 Kämpfen 88 Siege davongetragen (davon
70 durch K.O.).
1946, nach dem Abschied vom Boxen,
spezialisierte sich Carnera auf Showkämpfe und begann eine zweite Sportkarriere
als Catcher, was ihm seine Popularität wieder einbrachte und ihn reich machte. Diese Karriere führte er bis in die 1960er
Jahre hinein fort. Seinen letzten Kampf als
Catcher bestritt er im Mai 1961 in New York.
1947 schrieb Budd Schulberg den - 1956 in Hollywood verfilmten
- Roman „The Harder They Fall“ („Schmutziger Lorbeer“), der von einen
Boxer handelt, dessen Kämpfe manipuliert
wurden. Weil Carnera schon in früheren Jahren in den Verdacht gekommen war, Kontakte zur Unterwelt zu haben, wollten Eingeweihte in dem Film die angeblich ebenfalls "manipulierte" Karriere von Carnera wiedererkennen. Carnera verklagte, ohne Erfolg, die Filmgesellschaft, die den Film produziert hatte.
Auch als Comicheld hatte Carnera „Karriere" gemacht: Von
1953 bis 1954 erschien im Walter Lehning Verlag, Hannover, mit insgesamt 46 Heften die
(ursprünglich aus Italien stammende) Piccolo-Serie „CARNERA“.
Carnera starb am 29. Juni 1967, fast exakt 34 Jahre nach seinem Triumph
gegen Jack Sharkey in seinem Heimatort Sequals.