Nur in Italien möglich:Ilona Staller hatte
1978 für Furore gesorgt, als sie in der italienischen
Fernsehshow C'era due volte" ihre Brüste entblößte, was im katholischen Italien bis zu diesem Zeitpunkt undenkbar gewesen war. Später ging sie in die Politik und - sie wurde 1987 über ein
Direktmandat in Rom ins italienische Parlament
gewählt!
Ilona Staller,
meistens unter dem Namen Cicciolina bekannt,
wurde am 26. November 1951 in Budapest geboren. Ihr Vater war Beamter
im ungarischen Innenministerium, ihre Mutter Hebamme. Ilona wollte zwar Gynäkologin werden und sie begann zu diesem Zweck, Medizin zu studieren, brach das Studium aber ab, als sie glaubte, Interesse für die Archäologie zu haben. Das muss es aber auch nicht gewesen sein, denn ein paar Jahre später entschied sie sich
für eine Model-Agentur.
1974 beschloss Ilona,
ihr land zu verlassen, um nach Italien zu gehen, wo sie Karriere als Model machen wollte. Dieses Ziel löste sich jedoch
in Luft auf, als sie Riccardo Schicchi kennen lernte, der ein sehr bekannter Produzent
und Regisseur von Pornofilmen war.
Mit ihm moderierte sie auch beim Sender „Radio Luna“ die Fernsehsendung
„Voulez-vous coucher avec moi“, in der sie auch erstmals ihren
Künstlernamen „Cicciolina“ annahm, der bald italienweit bekannt wurde. In der Sendung plauderte sie ungeniert über Sexualität, was in der damaligen Zeit als anstößig galt.
Bald eroberte sie die
Titelblätter der meisten Magazine. Die erste Nacktreportage in
„L'Europeo“ war eine Sensation. Alle befassten sich
plötzlich mit ihr: die Presse, das Fernsehen, zahlreiche Prominente.
Gleichzeitig begann auch ihre Karriere im Filmgeschäft. Der Pornofilm
„Telefono rosso“ (1986) wurde ein großer Erfolg. In kürzester
Zeit wurde sie eine richtige Pornostar und arbeitete
mit bekannten „Künstlern" wie Moana Pozzi (1987) und Rocco Siffredi (1992) zusammen.
Durch ihren Einstieg in der Politik wurde Ilona Staller in ganz Europa bekannt: 1979 wurde sie zur Spitzenkandidatin der „Lista del Sole“, der ersten grünen Partei Italiens, gewählt. Zu ihrer Wahlkampftaktik gehörte es, dass sie bei ihren Auftritten die Brüste entblößte.
La Cicciolina. Göttliche Skandalnudel
Cicciolina (PostcardBook)
Cicciolina beteiligte sich unter anderem an einer Unterschriftenaktion,
die sich das Ziel gesetzt hatte, Volksentscheide in Italien durchzusetzen. Des weiteren protestierte sie gegen Atomenergie, für
Menschenrechte und gegen den Hunger auf der Welt und ihre Live-Shows
wurden mehr und mehr von politischen Themen durchsetzt. Die ständigen Versuche ihrer Gegner, durch
Anzeigen und Verdächtigungen sie zu stoppen, scheiterten an ihrer Beliebtheit.
1985 wechselte sie zum partito
Radicale, einer radikalen italienischen Partei, die sich gegen die Kernenergie, für Menschenrechte und gegen den Hunger auf der Welt einsetzt. Sie wurde 1987 ins italienische Parlament gewählt. Ihre Pornoshow Perversion führte die selbsternannte „Jeanne d’Arc im Krieg gegen
die Prüderie“ auch während ihrer Amtszeit weiterhin auf. Cicciolina provozierte eine Reihe von Skandalen: 1988 begrüßte sie beispielsweise ihre Fans mit nacktem Busen. Wegen „obszöner Akte in der Öffentlichkeit" wurde sie später in Venedig zu fünf Monaten auf Bewährung verurteilt. Ihren letzten Pornofilm drehte Cicciolina 1989.
Interview mit Cicciolina
Cicciolina wurde öfter im Parlament gesehen als der damalige Ministerpräsident Bettino
Craxi. Die onorevole (Ehrenvolle, so werden in Italien
alle Abgeordneten genannt) setzte sich für Liebeszimmer in den
italienischen Gefängnissen ein, gegen jede Art von Gewalt, gegen Tierversuche und für die Aufhebung
des Bordellenverbots. Auch heute noch tritt sie für die Entkriminalisierung
von Drogen ein, für das Verbot jedweder Form von Zensur, für Sexunterricht
in den Schulen und für eine objektive Aufklärung über AIDS.
In den 1990er
Jahren machte Cicciolina noch einmal Schlagzeilen, als sie
den amerikanischen Künstler Jeff Koons heiratete. Koons thematisierte
die Erotik in seinen Werken und erschaffte unter dem Titel Made
In Heaven Skulpturen und Bilder, die ihn und Ilona beim
Geschlechtsverkehr zeigten. Die Ehe mit Koons brach bereits 1992 auseinander und
Cicciolina verließ zusammen mit ihrem kurz
nach der Trennung geborenen gemeinsamen Sohn die USA. Das Kind blieb bei ihr
in Italien, obwohl ein amerikanisches Gericht
1998 Koons das Sorgerecht zugesprochen hatte. Letztendlich entschied im Juni 2007 ein italienisches Gericht, das Sorgerecht Staller anzuerkennen.
Im Januar
2002 versuchte Ilona Staller vergeblich in ihrem Heimatland, wo sie liebevoll „Husika“
(„Mäuschen“, bzw. „Fleischchen“) genannt wird,
für den Budapester Stadtteil Kobánya ins
ungarische Parlament einzuziehen.