Von Haus aus rothaarig wurde Monica Vitti (eigentlich Maria Luisa Ceciarelli, geb. 1931 in Rom) als blonde, Eleganz und Leidenschaftlichkeit gleichzeitig
ausstrahlende Frau eine der bekanntesten
italienischen Schauspielerinnen. Ihre raue Stimme war nicht unerheblich an ihrer erotischen Ausstrahlung beteiligt. Vierzig
Jahre lang überzeugte sie als Komödiantin und in dramatischen Rollen, was sie zu einer der Ikonen des italienischen Films werden ließ.
Bereits als Jugendliche tat sich Monica Vitti in Amateurproduktionen
auf der Bühne hervor. Nach dem Abschluss an Roms Accademia
Nazionale dArte Drammatica 1953 war sie vor allem
für das Theater tätig, wo sie - Shakespeare und Molière
spielend - den Beweis ihrer Vielseitigkeit brachte. Bereits
1954 hatte sie ihr Filmdebüt mit einer kleinen Rolle
in der Komödie „Ridere! Ridere! Ridere!“
(Lachen, lachen, lachen). Ende der 1950er Jahre lernte sie den
Regisseur Michelangelo Antonioni kennen, mit dem sie mehrere Jahre zusammen lebte. Unter seiner
Regie feierte sie Erfolge auf der Bühne und spielte in
sechs gemeinsamen Filmen zwischen 1957 und 1981. Ihren Durchbruch
zum Star bedeutete 1960 die Hauptrolle in Antonionis existenzialistischem
Filmdrama „L'Avventura„.
Mit Antonioni verband
sie eine künstlerische und eine Liebesbeziehung. Er machte
aus ihr seine Muse und die Hauptdarstellerin seiner Tetralogie
über die innere Entfremdung: „L'avventura“
(„Die mit der Liebe spielen“), „La notte“
(Die Nacht, 1961), wo sie mit Marcello Mastroianni und Jeanne
Moreau spielt, „L'eclisse“ („Liebe 1962“)
mit Alain Delon und „Deserto rosso“ („Die
Rote Wüste“, 1964). In der Zwischenzeit arbeitete
sie auch für Roger Vadim in „Il castello in Svezia“
(1963) und für Joseph Losey in „Modesty Blaise“,
einer parodistischen Agenten-Komödie.
La ragazza con la pistola []
Es
war der Regisseur Mario Monicelli, einer der Väter der „commedia all'italiana“, der ihr komödiantisches Talent
entdeckte, als er sie in der Komödie „La
ragazza con la pistola" („Das Mädchen
mit der Pistole“, 1968) einsetzte, in der sie das junge sizilianische Mädchen Assunta spielt, das von Vincenzo, dem von ihr heimlich geliebten
Mann „entführt" wird. Solche Entführungen wurden frühen in Sizilien öfters deshalb inszeniert, um die Einwilligung zu einer Hochzeit seitens der Eltern einer Frau zu erzwingen. Denn der sizilianische Ehrenkodex verlangte, dass der Entführer durch eine „wiedergutmachende Heirat" (ein
„matrimonio riparatore“) die durch die Entführung verlorene Ehre der Entführten wieder wiederherstellte.
Am Tag nach der Entführung überlegt es sich Vincenzo aber noch einmal und
flüchtet nach Großbritannien, um der Eheschließung zu entkommen.
Assunta wird von ihrer „lieben" Verwandschaft überzeugt, dass ihre „Ehre" nur wann wiederhergestellt werden kann, wenn sie den Flüchtigen tötet. So macht sie sich, mit einer Pistole in der Handtasche, auf
die Suche nach Vincenzo.
Während Assunta auf Vincenzos Spuren halb Großbritannien
bereist und mit einer ihr völlig fremden Welt konfrontiert wird, lernt sie einen Arzt kennen, der ihr hilft und dem
es gelingt, ihre Lebensanschauung schrittweise
zu verändern. Jetzt ist es Vincenzo, der, beeindruckt
durch die Entwicklung von Assuntas Persönlichkeit, sie
heiraten will . . .
Ausschnitt aus „La ragazza con la pistola“ ()
Zwischen 1971 und 1979
wurde Monica Vitti viermal mit dem bedeutendsten italienischen
Filmpreis David di Donatello ausgezeichnet. 1974 gehörte
sie zur Jury beim Filmfestival von Cannes. 1984 erntete sie
für ihre Darstellung im Film „Flirt“ einen Silbernen Bären bei der Berlinale 1984. Dieser Film,
bei dem Monica Vitti auch am Drehbuch mitarbeitete, markierte
zudem das Regiedebüt ihres Lebensgefährten Roberto
Russo, mit dem sie seit 2000 verheiratet ist. Davor hatte sie zwei weitere, länger andauernde Liebesbeziehungen: mit dem Regisseur Michelangelo Antonioni, dann mit Carlo Di Palma (unter dessen Regie sie in den 1970er Jahren in drei Filmen auftrat).
1989 war sie Regisseurin, Autorin und Darstellerin des Films
„Scandalo segreto„. Danach zog
sich Monica Vitti mehr und mehr vom Film zurück, trat
aber weiterhin in TV- und Theaterrollen auf. 1993 veröffentlichte
sie mit „Sette sottane“ (Sieben Röcke)
eine erfolgreiche Autobiografie. 1995 wurde ihr bei der Biennale
Venedig der Goldene Löwe für ihr Lebenswerk
überreicht.
Eine Bildergalerie mit Fotos von Monica Vitti findet man bei fanpix.net.
La ragazza con la pistola
Ein Film, den
ich immer wieder ansehen könnte. Schade, dass es
keine deutsch-synchronisierte DVD gibt.