Italienische Sprache

Der schöne Klang

Es gibt Sprachen, deren Schönheit sich erst zeigt, wenn man sie beherrscht, wenn man ihre Feinheiten und ihre Ausdrucksmöglichkeiten kennt. Dann sind aber die Schönheit der Form und die Schönheit der Bedeutung sehr schwer zu trennen. Für den, der eine Sprache nicht kennt, und deshalb nur ihren Klang hören und beurteilen kann, wird die Schönheit der Form aus­schlagge­bend sein. Von manchen Sprachen braucht man nur ein paar Sätze zu hören, und schon ist man überwältigt von ihrer Anmut und ihrer Musi­ka­li­tät. Andere findet man auf Anhieb hart, befremdend, wenn nicht sogar häss­lich.


Sprachen, die mehrere Konsonanten nacheinander erlauben (wie es bei eini­gen slawischen Sprachen der Fall ist), klingen oft lautlich unschön. Wie könn­te beispielsweise der tschechische Satz „Steck den Finger durch den Hals“, des­sen Aussprache ungefähr „Strtsch prst skrs krk“ ist, jemals angenehme Asso­zia­tionen wecken? Wie könnten das Fehlen von Melodie, flache Aus­spra­che und gutturale Töne reizvoll wirken?

Selbstverständlich sind es auch die Assoziationen, die unser Empfinden be­ein­flussen. Deutsch gilt für einige Menschen als hässliche Sprache, weil ihr oft harscher Ton automatisch mit dem Befehlston der Nazis assoziiert wird. Ita­lie­nisch gilt dagegen auch deshalb als schön, weil man dabei an die lange Kultur­ge­schich­te von Dante bis Verdi denkt.


Italienische Gedichte/
Poesie italiane
Luciano Pava­rotti:
Nea­po­li­ta­ni­sche Lieder

Italienisch ist meiner Meinung nach eine der schönsten Sprachen, und ihre mu­sikalische Kadenz verführt schneller das Herz als den Verstand. Nicht ohne Grund ist Italienisch zur Sprache der Musik geworden. Wer kennt nicht die wunderschönen Arien der Opern von Verdi, Puccini oder Donizetti?


Ti amo Nur „Je t'aime“ klingt besser.
Bel bambino Kann ein „schönes Kind" schöner sein?
Bellissima Kann eine Frau schöner sein?
La dolce vita Ist das Leben nicht schön?
Ciabatta Kann Brot besser schmecken?
Paperino Klingt es nicht besser als „Donald Duck"?
Paparazzo Ist der Klang dieses Wortes nicht köstlich? Das Wort stammt vom Namen eines aufdringlichen Presse­fo­to­gra­fen aus dem Film „Das süße Le­ben“ von Federico Fellini. Dessen Na­mens­geber wiederum war der Hotelbesitzer Co­rio­lano Pa­pa­razzo aus Ca­tan­za­ro, der im Rei­se­führer „By the Jonian Sea“ von George Gissing erwähnt wird. Fellini hatte das Buch gelesen und war von dem Namen sofort fasziniert.
 
Hören sich die Worte dieses Lieds von
Domenico Modu­gno nicht wunderbar an?
„Der Regen im Pinienhain“, das berühmte Gedicht
von Gabriele D'Annunzio. (Zum deutschen Text)
„L'infinito (Das Unendliche)“
von Giacomo Leopardi (Zum deutschen Text)
Ein Lied, wie ein Kin­der­reim, gesungen von kei-
nem Geringeren als Beniamino Gigli

Giro giro tondo
casca il mondo,
casca la terra,
tutti giù per terra
Kinderreime haben es an sich.
   
Lava lava le scodelle
per mangiar le tagliatelle
lava bene lava male
butta l’acqua nel canale
Dieser Kinderreim ist fast ein Gedicht.
   
Ambarabà ciccì coccò
tre civette sul comò
che facevano l'amore
con la figlia del dottore;
il dottore si ammalò:
ambarabà ciccì coccò! 
Ein weiterer Reim, nicht ganz für Kinder.

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Gli assidui bisbigli perduti
nel sibilo assiduo dei fusi
Faszinieren diese zwei aus den Canti di Castel­vecchio von Giovanni Pascoli wahllos he­raus­gegriffenen Verse nicht schon allein durch ihren Klang?

Der folgende Satz ist der Zungenbrecher schlecht­hin, den jeder Italiener kennt:
Sopra la panca la capra campa, sotto la panca la capra crepa.
(etwa: auf der Bank lebt die Ziege, unter der Bank stirbt die Ziege.)

Kurzgeschichten auf Italienisch für Anfänger: Niveaus A2-B1 IL MAESTRO LIBERO: Der Lehrer, den jedes Kind gern hätte – eine zweisprachige Geschichte für italienischlernende Kinder und Erwachsene

Der zweitbekannteste Zungenbrecher ist der fol­gende:
Apelle figlio d'Apollo fece una palla di pelle di pollo, tutti i pesci vennero a galla per vedere la palla di pelle di pollo fatta da Apelle figlio d'Apollo.
(Apelle, Sohn des Apollon, machte einen Ball aus Hühnerhaut, alle Fische kamen an die Oberfläche, um den Ball aus Hühnerhaut zu sehen, gemacht von Apelle, Sohn des Apollon.)

Tito, tu m'hai ritinto il tetto, ma non t'intendi tanto di tetti ritinti.
(Tito, du hast mein Dach wieder gestrichen, aber hast keine Ahnung von wiedergestrichenen Dä­chern.)

Una rana nera e rara sulla rena errò una sera.
(Ein schwarzer und seltener Frosch irrte einen Abend auf dem Strand umher.)
 
 
Italienische Gedichte/
Poesie italiane
The Very Best of Beniamino Gigli
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