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In den Bergen oberhalb von Bordighera liegt das fast tausend Jahre alte „Fürstentum Seborga“. Wie einst ein kleines gallisches Dorf im Nordwesten der Bretagne den Römern Widerstand leistete, so besteht das kleine Dorf Seborga an der Blumenriviera in Ligurien auf seine „Unabhängigkeit“ von Italien. |
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Seit Anfang der 1960er Jahre erhebt eine Gruppe von Bürgern des Ortes, geführt von Giorgio Carbone, dem Geschäftsführer eines lokalen Blumenhändlergemeinschafts, wegen eines vermeintlichen Status als Fürstentum (Principato), das Seborga im Mittelalter gehabt haben soll, den Anspruch auf die Unabhängigkeit ihrer Gemeinde von Italien. |
1963 waren die Bewohner des kleinen „borgo“ so sehr von dieser Argumentation überzeugt, dass sie Carbone als ihren Staatsoberhaupt wählten. Er nahm den Titel Giorgio I., Fürst von Seborga an. |
Carbones Status as „Fürst“ wurde am 23. April 1995 bestätigt, als die Einwohner Seborgas in einem Referendum mit großer Mehrheit für die Ausrufung des Fürstentums und die Unabhängigkeit von Italien stimmten. |
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Seitdem wählen die Bürger von Seborga ihren „Prinzen“, der rein symbolische Aufgaben innehat. Giorgio I. „herrschte" von 1963 bis 2009. Ab dem 25. April 2010 „herrschte" sein Nachfolger Marcello I. (Marcello Menegatto), der von einem Kabinett von neun Ministern unterstützt wird. Marcello I. stammt aus einer Industriellenfamilie aus dem Tessin. |
Italien hat die Unabhängigkeitserklärung nie ernst genommen und deshalb niemals rechtliche Schritte dagegen unternommen. Die italienische Rechtsordnung ist de jure und de facto in der Gemeinde in vollem Umfang gültig. |
Bis heute hat sich der italienische Staat nie um einen eindeutigen Beweis für die Zugehörigkeit Seborgas zu seinem Staatsgebiet bemüht und es augenzwinkernd den Bewohnern überlassen, aus der Legende Kapital zu schlagen. |
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Palazzo dei Monaci (Sitz der Münzprägeanstalt) |
Seborga profitiert nämlich touristisch von dem Bekanntheitsgrad, den sie durch die Medienberichte erhalten hat. Das „Antike Fürstentum Seborga“ ist heute eine profitable Touristenattraktion. Sogar National Geographic war schon da. Und es wird fleißig am Mythos weitergestrickt. Die Gemeinde hat sogar eine eigene Währung, einen eigenen Pass und eine eigene Hymne. |
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Die San-Martino-Kirche |
Neben Italien, Monaco, Frankreich, Luxemburg und Belgien gibt es inzwischen auch in München ein Honorarkonsulat des „Fürstentums" . |
Man mag die 275-Einwohner-Gemeinde dieses Kuriosums wegen besuchen wollen, aber die Schönheit des malerisch auf einem Felsen gelegenen Dorfes, vor allem zur Mimosen- und Ginsterblüte, ist allemal ein Besuch wert. |
Im neuen BLOG-Teil dieser Webseite können Sie MEHR ÜBER SEBORGA ERFAHREN. |
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