Landschaften/ Orte

San Gimignano


San Gimignano ist eine Kleinstadt von weniger als 8000 Einwohnern in der Provinz Siena. Ihr wun­der­schö­ner mittel­al­ter­li­cher Stadtkern ist seit 1990 UNESCO-Weltkulturerbe.
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Den Namen dieser Stadt kannte ich von Anfang an nicht als allein ste­hen­den Begriff, sondern nur im Zu­sammenhang mit seinen berühm­ten Türmen, „Le torri di San Gimi­gna­no“ (Die Türme von S.G.), oder seinem Wein, dem be­rühm­ten Weißwein „Vernaccia di San Gi­mi­gnano„.
San Gimignano
Auf der Piazza Comunale
San Gimignano befindet sich in der Provinz Sie­na auf ei­nem Hü­gel­rü­cken ober­halb der Val d'Elsa. Von den frü­he­ren 72 so ge­nann­ten Ge­schlech­ter­tür­men exis­tie­ren heu­te noch ins­ge­samt 15, die dem Ort den Cha­rak­ter ei­nes mit­tel­al­ter­li­chen Man­hat­tans ge­ben. San Gi­mi­gnano ist haupt­sächlich durch diese 15 mit­tel­al­ter­li­chen Tür­me be­kannt, die immer noch imposant aus der Land­schaft emporragen. Von den 72 Türmen, die in der goldenen Zeit der Kom­mu­ne existierten, gab es be­reits im Jahr 1580 nur noch 25. Je höher der Turm ei­ner Familie war, desto hö­her war das Ansehen der­sel­ben. Der älteste, 51 Me­ter hohe Turm nennt sich Torre Ro­gnosa („räu­diger Turm" bzw. „geplagter Turm“). Der Name ist darauf zu­rück­zu­führen, dass der Turm einige Zeit als Kerker diente.

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Der größte Turm, die Torre del Podestà, auch Torre Grossa genannt, ist 54 Meter hoch. Exakt im Jahr 1300, vier Monate nach dem die Stadt Dante Ali­ghieri als Gast hatte, wurde mit dem Bau begonnen. Ein Gesetz aus dem Jahr 1255 verbot es Privat­bür­gern, Turme zu bauen, die höher wa­ren als die Torre Grossa. Das brachte die zwei wichtigsten Familien San Gimi­gna­nos, die Ardinghelli und die Salvucci, auf die Idee, mit jeweils zwei Zwil­lings­türmen, die nur geringfügig kleiner waren als erlaubt, ihre Bedeutung zu zeigen.
In den Gassen von San Gimignano
Die Architektur dieser Geschlechtertürme ist eine ursprünglich in Italien ent­standene Bauweise, die einflussreichen Patrizierfamilien als Statussymbol diente und durch hohe, in der Grundfläche meist quadratische Wohntürme charakterisiert war. Dieses sich mit der Höhe der Türme gegenseitige Über­trum­pfen der Familien schien ihnen wichtiger zu sein als ein luxuriöses Leben, das in solchen Türmen natürlich nicht möglich war.
San Gimignano
Blick auf die Stadt
San Gimignano ist eine der we­ni­gen Städte, die solche Tür­me noch be­sitzt. Zwei be­kann­te Ge­schlech­ter­tür­me, die Tor­re de­gli Asi­nel­li, (97 m), und die Tor­re del­la Ga­ri­sen­da (48 m) sind in Bo­lo­gna zu fin­den. Die­se Tür­me dien­ten auch der Ver­tei­di­gung. Ins je­weils hö­he­re Stock­werk ge­langte man über Lei­tern, die im Be­la­ge­rungs­fall ein­fach nach oben ge­zo­gen wur­den. Man­che die­ser Tür­me ver­füg­ten über Ver­tei­di­gungs­ein­rich­tungen wie bei­spiels­wei­se Was­ser­speier, mittels derer man die Belagerer mit heißem Öl übergießen konnte.
San Gimignano soll bereits von den Etruskern be­siedelt worden sein. Aus der Vergessenheit des Mit­tel­al­ters taucht der Ort im 10. Jahr­hun­dert heraus. Den Namen verdankt sie dem heiligen Bischof von Modena, San Gimignano, der laut einer Legende den Ort vor den barbarischen Horden des Totila ge­schützt haben soll. Die Stadt ver­dankt ihre Exis­tenz vor al­lem der Via Fran­ci­ge­na (Fran­ken­stra­ße), auf der im Mit­tel­al­ter Händ­ler und Pilger vom Norden nach Rom zogen.
San Gimignano
San Gimignano – Foto von Ricci Speziari (Lizenz)
Im 12. Jahrhundert wurde San Gimignano freie Kommune, von den Ghi­bel­li­nen regiert. Der Ort entwickelte sich dank seines florierenden Handels mit land­wirtschaftlichen Produkten mit anderen italienischen Städten. Der Glanz der Stadt dauerte bis 1348 an, als sie sich aufgrund der Pest, die ganz Europa heimsuchte, und der darauf folgenden Hungersnöte, Florenz unterordnen musste. San Gimignano erlitt daraufhin eine Zeit des Verfalls und versank in die Bedeutungslosigkeit.
Das toskanische Manhattan
San Gimignano bietet heute dem Besucher all das, was er sucht: Geschichte, eine einzigartige Ar­chi­tek­tur, Meisterwerke der Kunst und eine wunderbare Umge­bung mit einer Land­schaft, die als Aus­hän­ge­schild der Toskana gelten kann. Bei einer Wanderung durch diese herrliche Landschaft, von der aus man immer die Türme im Blick hat, kann man unter anderem die „Fonti“ be­sich­tigen, eine Reihe von großartigen, gut erhaltenen Arkaden aus dem 14. Jahr­hun­dert, wo man einst Wasser schöpfte und die Wäsche wusch. Hier be­ar­beiteten auch die Wollweber ihre Wolle.


Neben den Geschlechtertürmen hat die Stadt zahl­reiche Sehenswürdigkeiten zu bieten:
Platzkonzert auf der Piazza Comunale
Die Piazza della Cisterna, ein von mit­tel­al­ter­li­chen Pa­läs­ten um­ge­be­ner Platz mit ei­nen klei­nen Brun­nen (ita­lie­nisch: cis­ter­na) in der Mit­te, das Stadt­tor Porta San Gio­van­ni aus dem 13. Jahr­hun­dert und die ro­ma­ni­sche Kir­che Col­le­gia­ta San­ta Ma­ria As­sun­ta mit ei­nem Fres­ken­zy­klus von Be­noz­zo Gozzoli aus dem Jahre 1456.
Sehr Interessant sind auch die Museen, die die Stadt beherbergt: Das Museo della Tortura zeigt die grau­samen Fol­termethoden des Mittel­al­ters; Im Museo d'Ar­te Sacra ist re­li­giö­se Kunst zu se­hen, vom Mit­tel­al­ter bis zum 16. Jahr­hun­dert; das „Museo Civico" (städ­ti­sche Mu­seum) im Rat­haus mit Wer­ken Flo­ren­ti­ni­scher und Se­ne­sischer Künstler aus dem 13 bis 15 Jahrhundert. Zum Museum ge­hört auch die Torre Grossa, der einzige Turm in San Gimignano, der be­sich­tigt und be­stiegen werden kann, und von dem man einen herrlichen Blick auf die Stadt genießen kann.