Am westlichen Rand des Golfs von
Tigullio an der italienischen Riviera di Levante
(östlichen Riviera) erstreckt sich, reichlich mit Macchia,
Kastanien- und Olivenbäumen bedeckt, die naturgeschützte
Halbinsel von Portofino. An der Südspitze dieses
„promontorio“ öffnet sich eine traumhafte
Bucht, die der französische Schriftsteller Guy de Maupassant
im Jahr 1889 mit folgenden Worten beschrieb:
„Man entdeckt ganz plötzlich
eine versteckte Bucht... einen kleinen Ort: Portofino.
Er schlingt sich wie eine Mondsichel um dieses ruhige Becken ...
von einem Wald von starkem, frischem Grün umgeben ... Niemals
habe ich Eindrücke erlebt, die sich mit jenen
vergleichen lassen, die ich bei der Einfahrt in diese kleine Bucht
empfunden habe ...„.
Andrea Bocelli singt vor der Kulisse Portofinos
Der Ort, der heute etwa 550 Einwohner zählt, ist längst
nicht mehr der kleine Fischerort, der er einmal war, vielmehr
ist er zu einem eleganten Salon und einem kleinen, raffinierten, exklusiven
Paradies geworden.
Den Startschuss für den Tourismus setzte Montague Yeats Brown,
der britische Konsul in Genua, der 1867 (nach einigen Quellen bereits 1845) für 7000 Lire das im 14. Jahrhundert errichtete Castello
di San Giorgiokaufte und es
zu einer komfortablen Villa umbaute. Brown und seine Freunde machten das Fischerdorf in der europäischen Aristokratie rasch bekannt.
Lord Carnarvon, der begeisterte Ägyptologe, der die Ausgrabungen von Howard Carter in Egypten finanzierte, die zur Entdeckung von Tutanchamuns Grab führten, verdankte die Entdeckung dieses Kleinods im Jahr 1884 einem starken Sturm. Wegen diesem sah er sich gezwungen, für eine Nacht mit seinem Schiff in der geschützten kleinen Bucht Zuflucht zu suchen.
Ihm gefiel der Ort so sehr, dass er sich einige Jahre später die Villa Altachiara bauen ließ, die 2001 für Schlagzeilen sorgen sollte, als die Gräfin VaccaAgusta auf mysteriöse Weise verschwand.
Aussicht auf Portofino vom Castello Brown
1914 kam sogar Kaiser Wilhelm zu Besuch, als Gast des Champagnerbarons und ehemaligen kaiserlichen Botschafters in JapanAlfons von Mumm. Seitdem fanden zahlreiche Aristokraten, berühmte Schriftsteller, Dichter,
Stars der Filmwelt und bekannte Persönlichkeiten
aus aller Welt Zuflucht in Portofino (lat.: PortusDelphini).
Seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts, als der Zustrom ausländischer Gäste – zunächst Briten, dann Deutsche – begann, ist Portofinos Wirtschaft eng mit dem Tourismus verbunden.
Blick auf Schloss Brown
Das erwähnte Castello Brown ragt oberhalb des Ortes
inmitten eines üppig bewachsenen Parks voller mediterraner
Blumen und Pflanzen.
Das Schloss und der Ort Portofino sind der Schauplatz der 1922
im Castello Brown selbst entstandenen Novelle „Enchanted
April“ (Verzauberter April) der britischen Autorin
Elizabeth von Arnim. 1992 drehte der Regisseur Mike
Newell den gleichnamigen Film.
Metallskulptur von Federico Schiaffino
1961 wurde das Schloss
von Browns Nachbesitzern an die Gemeinde Portofino verkauft. Seit einigen Jahren dient
das Castello Brown als Museum. Es beherbergt heute
eine Sammlung von Fotografien berühmter Persönlichkeiten
von Film und Fernsehen, die in der zweiten Hälfte des 20.
Jahrhunderts in Portofino zu Gast waren. Es war nicht zuletzt der Zuzug dieser
Prominenten, der den kleinen aber imposanten Ort weltbekannt
machte.
Im Garten des Castello Brown
Zwischen den 1950er und den 1970er Jahren kamen
hier die berühmtesten Hollywood-Stars vorbei: Clark Gable,
Ava Gardner, Humphrey Bogart, Rita Hayworth, Tyrone Power und
Linda Christian. Berühmtheiten
wie Frank Sinatra, Brigitte Bardot, Catherine
Deneuve oder Elisabeth Taylor fanden auch den Weg hierher.
Villen und Gärten
Rex Harrison liebte Portofino so sehr, dass er sich hier mit seiner Frau Lili Palmer kurz nach dem Zweiten Weltkrieg einquartierte.
Er war der letzte, der eine Genehmigung bekam, dort wo während des Krieges eine Kasematte stand, eine Villa zu errichten. Hier hatte er später viele berühmte Gäste: unter anderen Lawrence Olivier, Vivian Leigh und den Schriftsteller Truman Capote.
Ligurien: Küstenland
zwischen Cinque Terre und Seealpen
Enchanted April [] (Elisabeth von Arnim)
Portofino war in jenen Jahren „der"
Ort schlechthin für die Stars aus Hollywood und die
Protagonisten des internationalen Jetsets, für die Playboys, die
Verrückten und all die Möchtegerns, die sich dieses teuere
Ambiente leisten konnten. Auch der griechische Reeder Aristoteles Onassis besuchte an Bord seiner Luxusyacht zusammen
mit seiner ersten Frau Athina Livanos und seinen zwei Kindern den mondänen Ort.
Man konnte ihn regelmäßig beim Tee im Caffè
Excelsior sehen, einem berühmten Café mit viel
Flair aus dem Jahre 1924. In späteren Jahren kam er nach
Portofino mit seiner märchenhaften Yacht „Cristina“,
begleitet von Winston Churchill und von der Operndiva Maria Callas, mit der er eine Liebesaffäre hatte.
Park mit mediterranem Flair
Auf der sich etwa 3 km ins Meer schiebende Halbinsel zwischen Camogli und Santa Margherita Ligure und nördlich von Portofino liegt das Naturschutzgebiet "Promontorio di Portofino", das vom 610 m hohen Bergmassiv Monte Portofino überragt wird. Die wilde, unverbaute Landschaft dieses Naturschutzgebiets bietet für Wanderer einmalige Erlebnisse. Das geschützte Gebiet umfasst eine Fläche von 1.056 ha.
Das Gebiet beherbergt eine äußerst vielfältige Flora und Fauna: Mönchsgrasmücke, Rotkehlchen, Buchfink, Kohlmeise, Eichelhäher, Turmfalke, Wanderfalke, Mäusebussard, Brandseeschwalbe / Blindschleiche, Brillensalamander, Springfrosch, Smaragdeidechse, Girondische Glattnatter, Äskulapnatter, Gelbgrüne Zornnatter / Wildschwein, Fuchs, Dachs, Braunbrustigel, Steinmarder, um nur eine kleine Auswahl zu nennen.
Die Chiesa di San Giorgio
Das Bergmassiv fällt entlang der Küste steil ins Meer und wäre ein im Mittelmeer einmaliges Tauchrevier, würde der Meeresabschnitt nicht ebenfalls unter besonderem Schutz stehen. Das Schutzgebiet wurde in drei Zonen unterteilt (A, B und C), in denen der freie Schiffsverkehr, das Angeln, das Unterwasserfischen und das Sporttauchen stark eingeschränkt sind. In der Zone A ist jeglicher Schiffsverkehr, sowie das Baden, Angeln und Tauchen strengstens verboten.
Ein Gesetz des Jahres 2009 sieht sogar in den geschützten Gewässern ein Ankerverbot vor für Boote, die länger als fünf Meter sind. Dies soll die Zerstörung der Seegraswiesen, welche die Grundlage bedeutender mariner Ökosysteme sind, durch die Ankervorrichtungen der Yachten verhindern. Die etwa 1.300 geschützten Hektar sollen in naher Zukunft in einen Nationalpark umklassifiziert werden.
Die Schönen und die Reichen
Es ist ein großes Glück, dass die Halbinsel bereits 1935 in einen Naturpark umgewandelt wurde. Die Berghänge um Portofino sind dicht bewachsen mit Zypressen, Pinien und Palmen, hinter denen vereinzelte Luxusvillen schüchtern hervorschauen. Würde man heute Portofino fotografieren und die Bilder mit jenen Fotos vergleichen, die in den 1950ern aufgenommen wurden, in der Zeit, als Rex Harrison den Ort „entdeckte“, könnte man kaum einen Unterschied erkennen.
Diese erfreuliche Tatsache ist auf das strikte Bauverbot zurückzuführen, das strengstens eingehalten wird. Selbst einflussreiche Prominente können nur auf bereits bestehende Villen zurückzugreifen. So scheiterte sogar Premierminister Berlusconi, als er vor mehreren Jahren versuchte, die von ihm – für 500 Euro pro Tag! – gemietete Villa Olivetta zu kaufen. Sie ging für 500 Millionen Euro an die beiden Modedesigner Domenico Dolce und Stefano Gabbana.
Eine „bescheidene" Terrasse am Meer
Ein Hang zum Größenwahn.
Eine fast obszöne Schau von Prunk und Reichtum
im mondänen Hafenbecken Portofinos. Kein Multimillionär
ohne luxuriöse Yacht, die im kleinen Hafen noch
überdimensionierter wirkt, als sie eh schon ist. Das Vorbild
ist die High Society des vergangenen Jahrhunderts. Aga Khan,
die Agnellis, Alfried Krupp von Bohlen und Halbach, Stavros
Niarchos und den bereits genannten Aristoteles Onassis.
Das Luxushotel „Splendido“, ein ehemaliges Kloster
Sie wohnen auf ihren Yachts, in ihren Villen oder in der dünnen Luft der großen Hotels.
Hoch über dem Meer gelegen, mit einer atemberaubenden Ausblick über die Bucht von Portofino, liegt das berühmte, zu den führenden Hotels der Welt gehörende Hotel Splendido. Was der Hotel-Concierge Fausto Allegri über die prominenten Gäste des Hotel Splendido erzählt, gibt einen Einblick in diesen Schaukasten der Eitelkeiten.
Ganz allein ist man in Portofino nie
Kaum zu glauben, dass dieser schöne Ort gegen Ende des Zweiten Weltkriegs zerstört werden sollte. Alle wussten, dass Portofino von den deutschen Truppen vermint worden war, und dass im Falle eines Rückzugs der Hafen gesprengt werden sollte. Der Befehl zum Rückzug kam. Die Einwohner Portofinos zitterten.
Am Morgen des 24. Aprils 1945 ging eine in einem dicken Mantel eingemummte alte Frau den Weg hinauf zur Festung von Portofino, Sitz der deutschen Kommandantur, und sprach dort mit dem Oberleutnant Reimers und ihn beschwor, den Ort nicht zu zerstören. Und das Wunder geschah: Die deutschen Truppen verließen Portofino und ließen den wunderschönen Ort unversehrt . Die alte Dame war niemand anderes als die Baronin von Mumm, die Witwe des bereits erwähnten Erbe der gleichnamigen Champagnerkellerei Philipp Alfons Freiherr Mumm von Schwarzenstein.
Kein Pro ohne Contra.
In der Hochsaison (und dann besonders an den Wochenenden)
fallen die Touristen wie die Heuschrecken in Portofino ein. Die kurvenreiche, enge Küstenstraße von Santa
Margherita Ligure nach Portofino – eine der schönsten
Küstenstraßen der Welt – ist dann heillos verstopft.
Tausende von Fremden werden in Schüben am Hafen entlang
geführt und berauben diesen mit ihrer schieren Masse seiner
Beschaulichkeit.
Die Patina an den rot-
bis ockerfarbenen Hauswänden wird in Portofino zur Wahrung eines harmonischen
Ortsbilds sorgsam gepflegt. Der kleine Ort ist längst kein idyllisches Fischerdorf mehr, sondern ein Luxusflaniertrottoir. Die Einwohner Portofinos werfen längst keine Netze mehr aus. Sie verdienen sich
– sofern ihre Eltern und Großeltern nicht längst
ihre Grundstücke und Häuser verkauft haben –
als Inhaber sündteurer Souvenirläden, Boutiquen und
Restaurants ein solideres Einkommen. Touristen sollten das Preis-/Leistungsverhältnis genau im Auge halten. Denn es stimmt hier keinesfalls! Nur der „caffè“ ist nicht allzu teuer (etwa 3,50 €), denn dessen Preis ist in Italien traditionell niedrig.
Insidertipp: Aus zuverlässiger
Quelle habe ich erfahren, dass es mittlerweile wieder drei echte
Fischer in Portofino gibt.'
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