Landschaften/ Orte

Die Renaissancestadt Pienza


Eine Sage erzählt, dass der römische Diktator Silla das Land, in dem das heu­tige Pienza liegt, einem seiner Veteranen namens Corsinio geschenkt hatte, so nannte sich der Ort zunächst Corsignano. Merk­wür­dig ist der Name "Corsi­gnan de' ladri" (Corsi­gna­no der Diebe), der die­sem an­ti­ken Städt­chen ge­ge­ben wurde, weil man sich erzählte, dass alle Pilger, die in die Stadt kamen, ausgeraubt wurden.
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In Corsignano kam im Jahr 1405 Enea Silvio Piccolo­mini auf die Welt. Dieser hochgebildete Mann, der erst im Alter von über vierzig Jahren zum Priester geweiht wurde, erreichte 1458 als Papst Pius II die Höhe seines Erfolges.

Karte Toskana
ADAC Karte Toskana

Er nahm sich der Aufgabe an, das Dorf Corsignano zu einer "Ide­al­stadt" der Renaissance im Sinne der philo­sophischen Ideen des 15. Jahrhunderts umzugestalten. Eine Pius-Stadt - Pienza. Pienza sei eine „aus einem Liebesgedanken und einen Schönheits­traum“ entstandene Stadt, so de­fi­nierte der berühmte italienische Dichter Gio­van­ni Pas­coli die kleine Stadt in der südlichen Toskana.
Das Rathaus
Den Auftrag dazu bekam der Architekt Bernardo Rossellino. Als der Papst die beendeten Arbeiten zur Sicht bekam, war er entzückt, hauptsächlich über die einfache Herrlichkeit der Kathedrale, die er "domus vitrea" nannte. Er drohte den Kirchenbann, wenn jemand die Reinheit dieses Bauwerkes mit Malereien verändert hätte.
Piccolomini-Garten. Blick auf das Orcia-Tal (Lizenz)
Nicht alle Bauten waren bis zum Tod von Pius II fertig, wie auch der ab­ge­bro­chene Bau des Palastes von Kardinal Ammannati zeigt. Der Papst starb ganz plötzlich im Jahr 1464 in Ancona, als er Soldaten und Mittel suchte, um die Invasion der Türken aufzuhalten. Unter anderem wurde der Bau eines großen künstlichen Sees nicht realisiert.
Es wurde dennoch wei­ter­ge­baut, wenn auch mit weniger Elan, und was daraus entstanden ist, gilt heute noch für die Kunst­geschichte als Wiege der Re­nais­san­ce-Stadt­baukunst.


Es handelt sich bei Pienza um das erste Beispiel einer „humanis­ti­schen Stadt­pla­nung„. Das Konzept wurde später von anderen italienischen Städten aufgenommen und es verbreitete sich schließlich über ganz Europa. Pienza ist in all diesen Jahrhunderten fast unversehrt geblieben und ist seit 1996 UNESCO-Welterbe.
Die Kathedrale

Die Konkathedrale Santa Maria Assunta aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts gilt wegen der Vermischung von Elementen der Renaissance und gotischer Bauelemente als etwas eigenartig. Die Kirche liegt an der zen­tra­len Piazza Pio II zwischen dem Palazzo Vescovile (dem Bi­schofs­pa­last) und dem Palazzo Piccolomini.

Die „Via dell'Amore"
Pienza ist einfach bezaubernd. Nichts ist hier ohne Absicht entstanden, kein Haus, keine Gasse; nur der Mensch mit seinen Bedürfnissen, seinen Maß­stä­ben und seinem Geschmack stand Pate. Die Stadt ist ein Meister­werk des Gleichgewichts und der Pro­por­tio­nen. Es ist funktionell und schön zugleich; kleine mit­tel­al­te­rli­che Gas­sen ste­hen im­po­san­ten Pa­lästen und Kirchen ge­gen­über, während am Ortsrand Straßen angelegt wurden, die eine atemberau­ben­de Aussicht auf den Monte Amiata bieten - ein Traum für Verliebte. Nicht umsonst findet man hier zwei idyllische Gassen, die sich "Via dell'amo­re" und "Via del bacio" nennen.
Pienzas Gassen bei Sonnenuntergang
Pienza befindet sich im Herzen des Orcia-Tals (Val d'Orcia), im südlichen Teil der Provinz Siena. Der Name ist vom Fluss Orcia abgeleitet. Seit 2004 gehört auch das Tal zum Weltkulturerbe der UNESCO. Bei der No­mi­nie­rung hieß es: „Das Orcia-Tal ist ein außergewöhnliches Beispiel aus der Re­nais­sancezeit, das die Ideale einer ästhetischen Landschaft im höchsten Maße widerspiegelt.

Die ins Auge springende Ästhetik der Landschaft mit ihren flachen Ebenen, aus denen sich fast ke­gel­för­mi­ge Hü­gel erheben, inspirierte viele Künst­ler. Wäh­rend der Renaissance lieferte die Gegend insbesondere den Künstlern der Schule von Siena (Malereibewegung zwischen dem 13. und 15. Jahr­hun­dert) zahlreiche Motive für ihre Landschaftsbilder. Die künstlerische Wie­der­ga­be des Orcia-Tals wurde zur Ikone der Renaissance.

Hafen von Camogli
Landschaft in der Val d'Orcia
Die Region ist für ihre gastronomischen Spezialitäten bekannt. Die Typi­sch­ste und Bekannteste ist der Pecorino di Pienza, ein Käse, der aus der Milch von sardischen Schafen gewonnen wird. Es handelt sich um das Flaggschiff der Käsesorten aus der Provinz Siena. Es gibt ihn in den ver­schie­den­sten Va­rianten: mit Peperoncino, Trüffeln, Pfeffer oder Nüssen versetzt oder im Tres­ter des berühmten Brunell da Montalcino, unter Asche oder in Grotten gereift.
Ebenso werden in den Delikatessenläden in Pienza feine und ausgefallene Mar­meladen- und Ho­nig­sor­ten angeboten, die man zum Käse servieren kann, angeboten. Es gibt sogar eine typische lokale Pastasorte, die "Pici".