Jedes Mal, wenn ich nach Genua komme, fiebere ich dem Augenblick
entgegen, an dem ich das alte Fischerdorf Boccadasse besuchen kann.
Im Sommer ist ein semifreddo (Softeis)
ein absolutes Muss. Es ist eines der Besten Genuas. Im Winter,
wenn die mareggiata (stürmische See) die Wellen
über den Strand peitscht, kann man sich in die Zeit zurückversetzt
fühlen, als dieses Genueser Viertel noch ein autonomes
Fischerdorf war, als Fischen noch ein gefährlicher, anstrengender
Beruf war und nicht ein Zeitvertreib von alteingesessenen,
traditionsbewussten Menschen.
Die ligurische Metropole Genua ist zwar als Hafenstadt, aber kaum als Touristenziel
bekannt. Laden doch der Hafen und die Industrieviertel, die
sich dem Durchreisenden präsentieren, nicht gerade
zum Verweilen ein. Dabei hat diese Stadt weit mehr zu bieten: Die mittelalterliche
Altstadt gilt als eine der größten Europas, eine
Art Kasbah, die viel Atmosphäre und allerhand architektonische
Juwele zu bieten hat; und dann die vielen wundervollen
Ecken am Meer: den Corso Italia, Boccadasse, Capo
Santa Chiara mit seiner wunderbaren Aussicht, Quarto, Quinto, Nervi.
Boccadasse ist der
Endpunkt vieler Sonntagsspaziergänge auf dem Corso Italia,
der kilometerlangen Uferpromenade von Genua.
An der Kirche von Sant'Antonio vorbei gerät man zu einem
Aussichtspunkt, der sich oberhalb von Boccadasse befindet,
und von dem aus man die einmalige Kulisse dieses kleinen Ortes
genießen kann.
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Genua - Die facettenreiche Schönheit (Wandkalender 2024 DIN A3 quer)
Das alte Fischerdorf Boccadasse ist ein Stadtteil im Stadtteil, aber auch
ein antikes, ursprünglich gebliebenes Dorf mitten in einem
modernen Viertel. Sein Name soll auf die Form der kleinen Bucht
zurückgehen, die wie ein Eselsmaul aussieht, was im genueser
Dialekt „böcca d'äse“ heißt.
Die Kirche von Sant'Antonio
Die Piazzetta, die Fischerboote,
der kleine Strand, die verschachtelten, übereinander getürmten kleinen Häuser Boccadasses mit ihren pastellfarbenen Fassaden und das pittoreske Durcheinander von schmalen Durchgängen, steilen Treppen und handtuchschmalen Gässchen sind der perfekte Rahmen für das unvergleichliche Panorama des Golfes
bis nach Portofino. Boccadasse ist ein
romantischer Ort für Verliebte.
Das alte Viertel – in dem übrigens auch Livia,
die ewige Verlobte des Commissario Montalbano in den Krimis
des Schriftstellers Andrea Camilleri wohnt – ist ein bezaubernder
Ort, wo seit unzählbaren Generationen die Genueser an
lauen Sommerabenden oder sonnigen Wochenenden flanieren gehen,
ihre
Kinder am Strand spielen lassen, Sonnenuntergänge bewundern und – das berühmte Eis der ANTICA GELATERIA AMEDEO essen. Eine Gelateria (Eisdiele), die es seit 1927
gibt, und eine der wenigen, die in jeder
Jahreszeit Eis herstellen.
Was geschieht, wenn die Idylle von den Kräften der Natur zerstört wird, zeigt das folgende Video, welches die „mareggiata“ (Sturmflut) vom 29. Oktober 2018 dokumentiert.
Die Hintergrundmusik dises Videos ist das genueser Lied „Da a me riva“ des italienischen „cantautore“ (Liedermacher) Fabrizio De André.
Textübersetzung
Von meinem Ufer aus
nur dein leichtes Taschentuch,
von meinem Ufer aus
in meinem Leben,
dein bitteres Lächeln
in meinem Leben
Du wirst mir meinen Kummer verzeihen,
aber ich denke an dich gegen die Sonne
und ich weiß, dass auch du aufs Meer schaust,
das etwas größer ist als der Schmerz
Und ich blicke aus dem Fenster,
angelehnt an diese alte Truhe,
und ich bin hier, um
drei Samthemden zu sehen,
zwei Decken und die Mandoline
und ein Tintenfass aus Holz.
Und in einer schwarzen Kappe
sehe ich dein Bild als junges Mädchen,
um wieder Genua küssen zu können
auf deinen Mund in Mottenkugeln.
Kalter Wind in Genua (Krimi)
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Boccadasse ist ein Viertel, das
die Genueser innig lieben, gerade weil es in all den Jahren
unverändert geblieben ist. In Boccadasse scheint die Zeit
stehen geblieben zu sein: Es gibt keine Badeanstalten und man hört
nichts vom Verkehr. Das Dorf scheint,
mit seinen kleinen Gassen, die auf einer Seite ansteigen
und über den Capo Santa Chiara hinunter
nach Vernazzola führen, völlig unverändert zu sein.
Mareggiata (Foto von Carlo Morsilli)
Boccadasse gleicht eigentlich einem Bühnenbild, das vom
Rest der Stadt umgeben ist. Dennoch gibt es noch heute eine
kleine Fischerflotte, die ihrem jahrhundertealten Beruf nachgeht.
So kann man noch Fischer, meist alte Männer, beim Flicken
der Netze beobachten, während zahlreiche Katzen in der
Sonne dösen, in hoffnungsvoller Erwartung, dass einer der
Fischer, berührt von ihrem leisen Miauen, ihnen ein kleines
Fischlein zuwirft.
Festa di Sant'Antonio (Foto von Carlo Morsilli)
Von religiösen Zeremonien bis zum Tauchen, von Wohltätigkeitsveranstaltungen bis zum Feuerwerk: Das alte Fischerdorf feiert jedes Jahr am 13. Juni das traditionelle Patroziniumsfest zu Ehren des heiligen Antonius von Padua.
Die Gründung von Boccadasse scheint auf spanische Fischer zurückzugehen, die durch
Unwetter gezwungen waren, hier an Land zu gehen, wo sie blieben
und den kleinen Hafen gründeten. Heute lebt Boccadasse kaum noch vom Fischfang, sondern auch dank der kleinen Kunstgalerien,
der Eisdielen, der Restaurants und vom Besuch junger und älterer
Sonnenhungriger, die sich auf seinen Felsen sonnen.
Seltener Schnee (Foto von Carlo Morsilli)
Der genuesische Mundartdichter Edoardo Firpo widmete seinem geliebten Boccadasse ein paar Verse:
Sinngemäß übersetzt: „Mein Boccadasse, wenn man vom Chaos der Stadt bei dir ankommt, ist es, als würde man zurück in seine Wiege kommen, oder in die Arme seiner Mutter fallen ....."
Oberhalb
des Ortes befindet sich der Kap von Santa Chiara, wo
sich zwei kleine Schlösser befinden und von wo man eine
herrliche Aussicht auf den Golf von Genua genießen kann
mit dem Berg Portofino als eindrucksvolle Kulisse.
Was wohl kaum einer weiß: Der Name dieses
kleinen genueser Viertels stand Pate bei der Benennung des
Viertels La Boca in Buenos Aires, das größtenteils
von Genuesern besiedelt wurde. Auf den Trikots des argentinischen Fußballvereins Boca
Juniors steht geschrieben Zeniexes (Genueser).
Der genuesische Mundartdichter Edoardo Firpo widmete seinem geliebten Boccadasse ein paar Verse:
Sinngemäß übersetzt: „Mein Boccadasse, wenn man vom Chaos der Stadt bei dir ankommt, ist es, als würde man zurück in seine Wiege kommen, oder in die Arme seiner Mutter fallen ....."