Regatta der alten Seerepubliken: Jahrhundertelang kämpften
sie erbittert um die politische und wirtschaftliche Vorrangstellung
im Mittelmeer: die ehemaligen italienischen Seerepubliken Venedig,
Genua, Amalfi und Pisa. Die besten Bootsbauer der Welt arbeiteten damals für diese mächtigen Handelsstädte,
denn nur wer die stärksten und schnellsten Schiffe besaß, der konnte den Seehandel im Mittelmeer beherrschen. Diese maritime
Konkurrenz lebt heute noch weiter, wenn auch nur friedlich auf den sportlichen Wettkampf beschränkt. Wenn einmal im Jahr
die Mannschaften aus den vier Städten in einer spektakulären Regatta gegeneinander antreten, verfolgen Millionen italienischer
Fernsehzuschauer das Ereignis am Bildschirm.
Ende der 1940er Jahre
nahm die Idee dieser historischen Veranstaltung Gestalt an.
Der Gründungsakt des Vereins für die Regatta wurde
am 10. Dezember 1955 in Amalfi unterzeichnet. Seitdem erfolgt
die aus historischen Gefolgen und Bootrennen bestehende Veranstaltung
jährlich abwechselnd in den vier Städten.
Amalfi und die Küsten
der Campania.
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Im darauffolgenden
Jahr, 1955, fand die Regatta in Genua zum ersten Mal auf Versuchsebene
statt, auf vier „Kähnen" mit je vier Ruderern;
aber erst 1956 wurde der Ruderwettkampf in seiner heutigen Form
in Pisa offiziell eingeweiht. Vor der Regatta fand auf der Arno-Promenade
ein großer historischer Umzug statt, mit dem an vier verschiedene
Geschichtsepisoden der Städte Amalfi, Genua, Pisa und Venedig erinnert wurde.
Seitdem
wird die Veranstaltung (der palio) jedes Jahr wiederholt, abwechselnd in
der Bucht von Amalfi, im Hafen von Genua, in der Laguna von
Venedig und auf dem Arno in Pisa. Ausnahmsweise fand die Regatta
auch schon auf dem Po von Turin statt, aus Anlass der 100-JahreFeier
der Vereinigung Italiens, in Montecarlo während der Feier
des 500jährigen Bestehens des Fürstenturms und auf
der Themse in London im Wettstreit mit vier Mannschaften englischer
Universitäten.
Auf dem Programm der Veranstaltung, die jeweils am 1. Sonntag
im Juni stattfindet, steht auch ein großer historischer
Umzug, bei dem jeder Stadt ein eigenes Motto vorgegeben ist.
Darauf folgt die Eigentliche
Ruderregatta. Im Wettstreit stehen vier Boote, die von Alvio
Vaglini dem Original aus dem 12. Jh. nachgebaut wurden und am
9. Juni 1956 vom Stapel gelassen wurden.
Palio 2007 in Venedig
Die
vier Boote sind 11 m lang und wiegen 760 Kg. Sie werden von
acht Ruderern auf festen Sitzen vorangetrieben und
von einem Steuermann geführt, der auf dem Heck steht, überragt
von der Fahne den jeweiligen Republik. Um sie beim
Wettkampf unterscheiden zu können, tragen die Boote
die traditionellen Farben der vier Städte: blau für
Amalfi, weiß für Genua, rot für Pisa und grün
für Venedig.
Jedes Boot hat als Bugfigur sein eigenes Wappentier: ein geflügeltes
Pferd für Amalfi, der Drache des heiligen Georgs, des Schmutzheiligen
der Stadt Genua, der deutsche Kaiseradler für Pisa (als
Zeichen dafür, den Staufern und Schwaben die Treue gehalten
zu haben) und der Löwe des heiligen Markus, des Schutzherrn
von Venedig.
Der Wettkampf findet über
eine Entfernung von 2000 m ab in grader Linie und wird in Amalfi und in Genua im Meer abgehalten, in Venedig auf der Lagune und in Pisaauf dem Arno.