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Bis vor nicht allzu langer Zeit war diese kleine sizilianische Inselgruppe nur schwer zu erreichen, und auch heute noch ist es umständlich, diesen Archipel, der aus den aus dem Meer ragenden Spitzen von sieben Vulkanen besteht, ohne ein eigenes Boot zu erreichen. | ||||||
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Der am nächsten gelegene Flughafen ist der von Catania, das auf dem sizilianischen Festland liegt und etwa 130 km von der Hafenstadt Milazzo entfernt ist. Mit dem Schnellboot braucht man dann von dort für die Überfahrt zur Hauptinsel Lipari noch etwa eine Stunde. Bei stürmischem Wetter – und das ist im Winter gar nicht selten – wird der Fährbetrieb sogar eingestellt. Alle sieben Inseln (nicht gezählt habe ich den Felsen Basiluzzo) dieses kleinen süditalienischen Archipels bestechen durch ihre wilde Schönheit. | ||||||
(Karte von Norman Einstein / Lizenz) |
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Lipari | ||||||
Jede der Inseln hat ihre eigene, ganz besondere Persönlichkeit. Lipari gilt als die Geschäftstüchtige. Sie ist mit 37 km² die Größte der Äolischen Inseln und ihre Gemeinde schließt auch aller anderen Inseln außer Salina ein. | ||||||
Wenn man sich Lipari vom Meer aus nähert, ist bereits der erste Anblick faszinierend. Verschachtelte Häuser schmiegen sich um einen gewaltigen Felsen, auf dem die wuchtige Burg und die alles überragende Kathedrale thronen. Auf Lipari findet man im Gegensatz zu den anderen Inseln sowohl idyllische Landschaften als auch eine gute Infrastruktur sowie städtisches Leben. | ||||||
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Die Trinkwasserversorgung für alle Inseln erfolgt mehrmals wöchentlich mit Tankschiffen vom Festland aus. Auf Lipari befindet sich darüber hinaus auch eine Meerwasserentsalzungsanlage. | ||||||
Der Hafen von Lipari (Foto von Hans Bickel / Lizenz) |
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In Lipari wird ein Internationales Folklorefestival veranstaltet, mit Künstlern aus der ganzen Welt. Interessant ist auch das Patronatsfest San Bartolomeo im August, das wichtigste im gesamten Archipel, mit Prozessionen, Märkte und einem großen Feuerwerk. | ||||||
Salina | ||||||
Im Gegensatz zu den anderen Inseln des Archipels verfügt Salina über eine Süßwasserquelle und ist dadurch ganz von Vegetation bedeckt. Sie wird deshalb auch „die Grüne“ genannt; auf ihr gedeihen Farne, Pappeln, Edelkastanien und eine Art Macchia mit Ginster, Kaktusfeigen und dornigen Kapernsträuchern. Auf Salina wird aus der Rebsorte Malvasia di Lipari der gleichnamige goldgelbe Likörwein Malvasia delle Lipari produziert, der mild, lieblich und höherprozentig ist. Eine weitere Erwerbsquelle der Insulaner ist die Kapernernte. Zusammen mit der anderen sizilianischen Insel Pantelleria liefert Salina 95% der italienischen Kapernernte. | ||||||
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Seit 1983 steht die mit 26,8 km² zweitgrößte Insel des Äolischen Archipels bis auf die unmittelbare Umgebung der Orte und einen schmalen Küstenstreifen im Nordosten die ganze Insel unter Naturschutz. Wie die anderen Inseln ist auch Salina vulkanischen Ursprungs. Die sechs inaktiven Vulkane waren vor 13.000 Jahren zum letzten Mal aktiv. Die zwei erloschenen Vulkankegel, die Fossa delle Felci (962 m) und die Fossa dei Porri (860 m), sind die zwei größten Erhebungen der Insel. | ||||||
Die elektrische Energie wird wie auf den anderen Inseln von dieselbetriebenen Kraftwerken erzeugt. Auf Salina befindet sich außerdem auch eine Windkraftanlage. | ||||||
Sonnenuntergang in Salina |
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Die Insel Salina, die unbekannteste und am wenigsten mondäne Insel von den sieben, gilt als unscheinbar und bäuerlich. Kein Vergleich mit der lebhaften Lipari, der mondänen Panarea oder der mystischen Insel Stromboli. Im Jahr 1994 sorgte aber ein besonderes Ereignis dafür, dass die bis dato unbekannte Salina zu weltweitem Ruhm kam. Das stille Dorf Pollara, das am weitesten vom Hafen in Santa Marina entfernt liegt, und dessen öffentliches Leben sich fast nur auf den Kirchplatz beschränkt, wurde als Drehort für einen sehr poetischen Film erwählt, „Il postino“. | ||||||
Merkwürdigerweise kam es auf Salina zu keinem großen "Postino"-Tourismus. Aber ein wenig zur Pilgerstätte wurde Pollara trotzdem, obwohl man auf der Insel kein Aufheben macht. Es gibt nicht einmal Wegweiser zu den Drehorten. Lediglich in der Hochsaison kann es geschehen, dass an manchen Tagen Dutzende Touristen die steile Schotterstraße hinaufgehen, um das schmächtige alte Haus aufzusuchen, in dem der von Massimo Troisi gespielter „Briefträger" wohnte. | ||||||
Zehn Jahre davor, im Jahr 1984, war auf Salina unter der Regie der berühmten Brüder Taviani die Literaturverfilmung „Kaos“ entstanden. | ||||||
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Vulcano | ||||||
Vom Namen der Insel ist das heutige Wort für Vulkan abgeleitet. In der römischen Mythologie galt die Insel als Schmiede des römischen Feuergottes Vulcanus. Vulcano ist mit 21,2 km² die drittgrößte und südlichste der Liparischen Inseln. Sie ist nur rund 20 km von der sizilianischen Nordküste entfernt. Die letzte eruptive Tätigkeit des Vulkans begann am 3. August 1888 mit einer Explosion, der rasch weitere folgten. Aschen und große glühende Blöcke wurden bis zu 3 km weit geschleudert auf den bewohnten Nordteil der Insel. Die letzte schwere Eruption erfolgte am 15. März 1890. Erst am 22. März 1890 endete die explosive Aktivität. | ||||||
Klick zum Vergrößern | ||||||
Der Vulkan auf Vulcano ist ein Bilderbuchvulkan, mit einem perfekten Krater, aus dem Schwefeldämpfe dringen. Kaum ein – sportlicher – Besucher der Inseln, der nicht zum großen Krater aufsteigen möchte, dem Gran Cratere. Man geht in weiten Serpentinen bergauf, zunächst durch den mit Ginster bewachsenen unteren Hangbereich, dann über schwarzen Sand und schließlich geht man in einer gelb-roten Mondlandschaft, inmitten der Fumarolen, den vulkanischen Dampfaustritten. Achtung ist hier geboten, man sollte sich nicht zu lange in den giftigen schwefelhaltigen Dämpfen aufhalten. | ||||||
Direkt neben dem Hafen befindet sich die "Vasca di Fanghi", ein schwefelhaltiges Schlammloch. Der warme Schwefelschlamm soll eine gute Heilwirkung bei einigen Hauterkrankungen haben. Der Anblick der Menschen mit ihren grau beschmierten Körpern, die in dem Loch „baden“, ist ziemlich kurios. Seit ein paar Jahren wird dieses Vergnügen mit Duschen und Umkleiden bewirtschaftet und kostet Eintritt. Aber Vorsicht, der stinkende Schlamm dringt tief in die Haut ein, und den unangenehmen Geruch wird man lange nicht los. | ||||||
Vulcano - das Schwefelbad |
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Auf dem nördlichen Zipfel der Vulkaninsel, Vulcanello, dem „kleinen Vulcano“, befindet sich die „Valle dei mostri“, das Monstertal, wo in die Landschaft gestreute Lavabrocken die Form monsterartiger Gestalten haben. | ||||||
Stromboli | ||||||
Die Insel Stromboli gilt als die mythische Feuerspuckerin, denn der gleichnamige Vulkan, aus dem sie besteht, ist der einzige europäische Vulkan, der kontinuierlich aktiv ist, und mit seiner von weither sichtbaren Rauchwolke einen erstaunlichen Anblick bietet. Nachts, wenn sich an der Nordwest-Flanke des Berges der glühende Lavastrom über die Feuerzunge Sciara del Fuoco ins Meer hinabwälzt, gleicht der Vulkan einem großartigen Feuerwerk. Man kann das beeindruckende Schauspiel vom Ausflugsboot aus sicherer Entfernung miterleben. | ||||||
Es besteht je nach Gefährdungslage auch die Möglichkeit, auf den Flanken des Vulkans hinauf bis zum Kraterrand auf über 900 m zu steigen, um dort einen Blick ins Erdinnere zu werfen. Man sollte es aber in einer Gruppe tun, die von offiziellen Stromboli-Vulkanführern geleiteten wird. Meistens ist der Zugang zum Gipfel strikt auf diese geführten Exkursionen beschränkt, und die Aufenthaltsdauer auf eine Stunde beschränkt. Der Aufstieg ist beschwerlich und dauert etwa drei Stunden. | ||||||
Knappe 600 Menschen leben hier, außerhalb der Gefahrenzone, an der nordöstlichen Küste oder im Südwesten in Ginostra, einem kleinen Dorf, das nur mit dem Boot erreichbar ist. Die Insel ist autofrei. An den engen Sträßchen drängen sich weiß getünchte Häuser, die von einer üppigen Vegetation umgeben sind, in völligem Kontrast zum schwarzen Hintergrund der Berghänge und Strände. | ||||||
Szenen aus dem Film „Stromboli" | ||||||
Die Fläche der Insel beträgt nur 12,6 Quadratkilometer, was für die Höhe von 918 m ungewöhnlich ist. Vom Meeresgrund ragt der Kegel des Vulkans Stromboli sogar 3000 Meter auf. Die elektrische Energie wird auch auf Stromboli von Diesel-Kraftwerken erzeugt. Im Ort Ginostra wurde eine Solaranlage errichtet, die 150.000 KWh Strom pro Jahr erzeugt. | ||||||
Der Film „Stromboli“ des italienischen Neorealismus-Regisseurs Roberto Rossellini sorgte in den 1960er Jahren für weltweites Interesse und machte so aus der Insel Stromboli zunächst ein Ziel für Ruhe Suchende und später für Touristen und Bergwanderer. | ||||||
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Panarea | ||||||
Panarea ist mit 3,4 km² die Kleinste der Inseln und zugleich auch die Mondänste. Auf der Insel selbst stehen zahlreiche Villen reicher Festland-Italiener. Vielleicht gibt es deshalb für Tagestourismus keine Infrastruktur. Den schönsten Strand findet man im Südosten an der Cala di Junco. Weitere Bademöglichkeiten an Sand- und Kiesstränden sind teilweise nur vom Wasser aus erreichbar. Für die Kulturinteressierten sind die Ausgrabungen eines bronzezeitlichen Dorfes auf dem Capo Milazzese sehenswert. | ||||||
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Die schmalen Straßen und Gassen von Panarea kann man nur zu Fuß begehen (die Insel ist autofrei) oder mit kleinen Elektroautos bzw. mit Ape-Kleintransportern, die für den Transport des Gepäcks der Touristen benutzt werden. Abgesehen von den Tagestouristen bewegt sich der Tourismus der Insel auf einem gehobenen Niveau. In den letzten dreißig Jahren wurde die Insel in großem Umfang umstrukturiert und saniert. Zahlreiche baufällige Häuser wurden von Italienern aus dem Festland oder von weiteren Fremden aufgekauft und wieder im Stil der Insel instand gesetzt. Es ist kein Zufall, dass die Insel eine der Letzten war, auf der der elektrische Strom eingeführt wurde, wobei Panarea die einzige der Äolischen Inseln ist, deren Stromleitungen unterirdisch verlegt wurden, und somit die Landschaft nicht mit Strommästen verunstaltet ist. | ||||||
Alicudi und Filicudi | ||||||
Jede der Inseln hat ihre Persönlichkeit: Alicudi und Filicudi sind die einsamen Außenposten. Diese beiden Inseln im Westen haben sich stärker als die Nachbarinseln entvölkert. Alicudi und Filicudi, die beiden westlicheren Inseln, haben sich in den letzten Jahren stärker als die Nachbarinseln entvölkert. Die bescheidene Schaf- und Ziegenhaltung, Wein- und Getreideanbau lohnte nicht mehr, touristisch sind sie wohl auch wegen der großen Entfernung zu den Nachbarinseln, was Tagesausflüge erschwert, nicht sehr entwickelt. | ||||||
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Alicudi ist vielleicht die Stillste und eignet sich für Menschen, die Ruhe und Abgeschiedenheit suchen. Stromversorgung gibt es hier erst seit 1991. In Filicudi sollte man unbedingt den etwa 85 m hohen „Faraglione La Canna“ (faraglione ist ein nadelförmiger, aus dem Meer ragender Fels), den „Scoglio della Fortuna“ (Glücksfels) sowie die beeindruckende Grotta del Bue (Grotte des Ochsen) sehen. | ||||||
Der Hafen von Alicudi |
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Die Liparischen Inseln wurden 2000 von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt. In der Begründung stand u.a.: „dass die vulkanischen Landschaften der Inseln klassische Gegenstände der fortdauernden Untersuchung der Vulkanologie weltweit darstellen“. | ||||||