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Il Presepe (die Weihnachtskrippe) |
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Für mich als in Italien aufwachsendes, aber völlig integriertes Kind waren es fast ausschließlich die traditionellen religiösen Feste, die mich daran erinnerten, dass wir doch keine Italiener waren. | ||||||
Wir Österreicher feierten Weihnachten bereits am Heiligen Abend, mit Christbaum, Lametta und viel Kerzenlicht. In Italien war und ist die Krippe (der presepe) der feierliche und augenscheinlichste Mittelpunkt des Weihnachtsfestes. Außerdem bekamen die italienischen Kinder ihre bescheidenere Geschenke erst am Weihnachtstag. Dafür gab es für sie dann Nachschlag am Dreikönigstag, der Befana. | ||||||
Inzwischen stehen die unauffälliger gewordenen, industriell erzeugten Krippen unter einem bunten, elektrisch beleuchteten Plastikchristbaum. Das intime, andächtige Beisammensein im flackernden Kerzenlicht ist den Italienern immer noch fremd. Ihr Weihnachten war immer heller und lauter - keine „Stille Nacht"! | ||||||
Das Wort presepe (auch presepio) stammt aus dem lateinischen praesepium, Futterkrippe. | ||||||
Die Krippe, wie sie sich in den italienischen Weihnachtszimmern und später auch in andere Regionen Europas verbreitete, begann laut Überlieferung im 13. Jahrhundert. Die Legende sagt, dass der Heilige Franz von Assisi einen Mann namens Giovanni Vellita aus dem Dorf Greccio bat, eine Krippe anzufertigen. | ||||||
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Der Heilige Franz hielt vor dieser Krippenszene eine Messe ab, die in allen, die sie erlebten, große Ehrfurcht hervorrief und die Weihnachtskrippe populär machte. Vom frühen 14. Jahrhundert an wurden Krippen überall in Italien gebräuchlich. Das älteste schriftliche Dokument, in dem es um die Herstellung einer Krippe geht, stammt aus dem Jahre 1384. | ||||||
Presepe im Dom von Milazzo (Sizilien) |
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Zu den berühmtesten Weihnachtskrippen zählen bis heute die Neapolitanischen Krippen, deren charakterstarke Köpfe an die Masken der italienischen Commedia dell'arte erinnern. Die Szene der Geburt Christi wird dort oft in äußerst aufwendige und detailreiche Straßen- und Marktszenen eingebettet, so dass die Darstellung der Geburt oft nur noch Nebensache scheint. | ||||||
Presepe in der Chiesa del Gesù (Genua) |
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Die Krippe schmückt italienische Wohnzimmer schon zwei Wochen vor Weihnachten, die Figur vom Christuskind darf jedoch erst in der Nacht vom 24. zum 25. Dezember genau um Mitternacht - in die Krippe gelegt werden. | ||||||
Pappmaché-Weihnachtskrippe im Chiostro di San Lorenzo (Genua) |
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Der frühere Bischofspalast in Genua beherbergt jedes Jahr eine Weihnachtskrippe besonderer Art: „Il Presepe in cartapesta” (Die Pappmaché-Krippe) erschaffen von Marco Laganà, einem Künstler, der diese antike Kunst noch beherrscht.0 |
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Il mio presepio |
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Die kontinuierliche Weiterentwicklung bis hin zur heutigen Weihnachtskrippe wurde durch die Reformation schlagartig unterbrochen. Bestärkt durch das Konzil von Trient (1545-1563) versuchte der Orden der Jesuiten, Serviten und Franziskaner die Inhalte der Bibel durch szenenhafte Darstellungen neu zu beleben. Vor allem Weihnachten sowie die Passion zu Ostern wurden solchermaßen näher gebracht. Kästchen mit biblischen Darstellungen wurden in Kirchen aufgestellt und wurden in auch adligen Kreisen bald sehr populär. | ||||||