Mit einem „per favore“ (bitte) oder einem „grazie“ (danke) machen Sie auf jeden Fall nichts falsch. Zu weiteren, wichtigen Höflichkeitsformen.
In Bars und Restaurants
In Italien weichen die Essenszeiten etwas von denen, die in Österreich und Deutschland üblich sind, ab, wenn auch nicht so extrem wie in Spanien. Es ist alles etwas nach hinten verschoben. Wenn man beispielsweise um 19 Uhr zum Abendessen in ein Restaurant geht, hat man es vermutlich allein für sich. Dafür rechnet man in keinem Restaurant damit, dass an einem Abend ein Tisch turnusmäßig von mehreren Gästen belegt wird. In einem Restaurant den erstbesten freien Tisch anzusteuern, gilt als unhöflich. Stattdessen sollte man sich vom Kellner einen Tisch zuweisen lassen. Wobei diese Zuweisung selbstverständlich nirgendwo den strikten Charakter hat, wie es in der früheren DDR üblich war.
Der Tradition entsprechend besteht
ein italienisches Essen aus mehreren Gängen. Man sollte
sich also nicht wundern, wenn, nachdem man sich gerade mit einem
Teller Spaghetti satt gegessen hat, der Kellner kommt und freundlich
fragt: „E di secondo cosa le porto?“ (Was kann
ich Ihnen als zweiten Gang bringen?). Das war früher, besonders
in den „besseren" Restaurants ein absoluter (und teuerer)
Zwang.
Mit dem Steigen der Preise und dem zunehmenden Schlankheitsbewusstsein
der Italiener wird diese Sitte auch von den Italienern nicht
mehr so ernst genommen. So überspringt man beispielsweise
die „antipasti“, oder man teilt sich den „primo“ (den ersten Gang, also
das Nudelgericht), oder man nimmt halt nur einen „secondo“ (Hauptgang).
Zum Essen werden Spaghetti übrigens am inneren Tellerrand mit der Gabel aufgewickelt. Wenn man dafür ein Löffel zu Hilfe nimmt, outet man sich als Ausländer, denn dies ist in Italien unüblich. Die Verwendung des Löffels war allerdings in manchen Regionen in Süditalien früher durchaus üblich!
Ansonsten gibt es keine besonderen Konventionen, was die Tischmanieren betrifft. Sie entsprechen im Wesentlichen denen in Mitteleuropa.
Eine Rechnung pro Tisch im Restaurant ist bei den Italienern
ganz normal und es wird vom Kellner fast als Zumutung gesehen,
wenn jeder Gast auf seine
eigene Rechnung besteht. Wenn in
Italien mehrere Personen gemeinsam essen gehen, gibt es beim
Bezahlen eine einzige
Rechnung, die in einer Summe bezahlt
wird. Meistens wird dann ganz einfach der Rechnungsbetrag
durch die Anzahl der Personen geteilt (egal, ob der auch tatsächlich
so viel gegessen hat oder nicht), oder jeder steuert freiwillig
mit einen angemessenen Betrag bei. Peinlich
wird es, wenn die ausländischen Gäste genauestens
anhand der Speisekarte ihre Kosten zusammenrechnen und dabei
auch noch den Beitrag für das „coperto" (das „Gedeck“ (il „coperto“),
das zwischen 0,50 und 5,00 Euro betragen kann) vergessen. Siehe auch "im Restaurant".
Wenn man im Restaurant bezahlen möchte, macht man zunächst dezent – ja nicht lautstark „cameriere!“ rufen – mit einer Geste den Kellner auf sich aufmerksam und äußert mit einem „scusi“ (Entschuldigung) und/oder „il conto per favore“ (die Rechnung bitte) seinen Wunsch.
In einem familiengeführten Restaurant freut man sich, wenn der Gast mit „faccia i miei complimenti al cuoco“ (Ausspr: „fatscha i miäi komplimenti al kuóko"), den Koch für das vorzügliche Essen lobt.
Während man in vielen Biergärten in Deutschland - das gilt zumindest in Bayern - nur die Getränke kaufen muss und das Essen ggf. auch selbst mitbringen darf, ist dies in Italien absolut Tabu. Auch in einer einfachen Gaststätte darf man ausschließlich die dort angebotenen (bzw. gekauften) Speisen und Getränke zu sich nehmen.
Ebenso ist es verpönt, sich in einem vollen Restaurant (nach dem Motto „ist hier bitte noch frei?“) an einen Tisch zu anderen Personen zu setzen. Eine Ausnahme bildet vielleicht Kontaktkneipen für Jugendliche.
Während man in den meisten Gaststätten in Deutschland und Österreich nicht verzehrte Speisen problemlos eingepackt bekommt und nach Hause bringen kann, war das in Italien (besonders im Norden) bis vor wenigen Jahren absolut verpönt. Man ist ja schließlich nicht arm!
Seit 2016 geht Italien gesetzlich gegen die Verschwendung von Lebensmitteln vor. In italienischen Restaurants, so steht es unter anderem im Gesetzestext, muss keiner mehr den Hund vorschieben, um mit nach Hause zu nehmen, was er nicht verzehrt hat. Eine „Family Bag“ gibt allen ganz offiziell die Möglichkeit dies zu tun. In der Region Venetien wurden sogar von Designern gestaltete Papiertragetüten und Behälter an einhundert Restaurants verteilt. Damit wollte man Restaurantbesuchern das kulturell geprägt ungute Gefühl nehmen, nicht verzehrtes Essen mit nach Hause zu nehmen.
Jeder Kaffee hat in Italien seine
Tageszeit. Nach dem Aufstehen trinken die Italiener ggf. einen Espresso (bzw. einen „caffè")
zum Frühstück, einen Cappuccino oder (seltener) einen „latte macchiato". Nicht selten wird der Kaffee im Stehen an der Bar getrunken. Es heißt, dass Italiener nachmittags
keinen Cappuccino trinken. Diese Aussage mag statistischen Wert haben, aber ich habe oft genug das Gegenteil erlebt. Jedenfalls macht sich entgegen manchem Ratgeber kein Tourist lächerlich, wenn er nachmittags einen Cappuccino an der Bar verlangt. Nur unmittelbatr nach dem Essen, da gehört ausschließlich der „caffè“ zum guten Ton! Aber viele Italiener trinken ihren caffè als „macchiato“, also mit etwas Milch, wofür nicht selten aufgeschäumte Milch verwendet wird. Was ist das also anders als ein kleiner Cappuccino?
Begrüßung
Ist man nur flüchtig bekannt, begrüßt man sich korrekt per Handschlag (Die Corona-Pandemie wird dies vorübergehend ändern), während bei guten Bekannten die Begrüßung auch herzlicher ausfallen kann (z.B. mit Schulterklopfen). Das Küssen bei der Begrüßung (zuerst links, also rechte Wange des Partners, dann rechts, linke Wange) ist nur bei guten Bekannten und ausschließlich zwischen Männern und Frauen oder zwischen Frauen üblich. Der Kuss wird nur angedeutet. Den Status des guten Bekannten bekommt man relativ schnell, besonders bei Freunden von Freunden.
Vorsicht übrigens beim Grüßen: „Ciao“ sagt man nur zu jungen Leuten oder
sehr guten Bekannten. Üblicher und etwas formeller ist „buon giorno" („guten
Tag“) oder „buona sera" („guten Abend“).
Wenn Sie jemanden nicht gut kennen, sollten Sie sich keineswegs
mit ciao verabschieden, „arrivederci" (oder „arrivederla") tut's besser. Je lockerer (und jünger) ein gesellschaftlicher Kreis ist, desto schneller ist „Ciao“ angesagt. Mit Geschäftspartnern sollte man da sehr vorsichtig sein.
Bekleidung
Ein Tipp, der sich längst herumgesprochen hat: Socken in Sandalen – schlimmer noch: Tennissocken – gelten in Italien als einer der größten Schnitzer in Sachen Mode.
Obwohl leider auch in Italien bei den Jugendlichen und in breiten Teilen der Gesellschaft der „casual look“ mit den knielangen
Bermudas mit ausgebeulten Beintaschen und eine allgemeine Amerikanisierung der Kleidung längst überhandgenommen haben, schätzen die meisten Italiener geschmackvoll gekleidete Menschen. So
finden sie es beispielsweise nicht schön, wenn Touristen im Stadtzentrum allzu salopp oder gar nur spärlich bekleidet herumlaufen.
Abseits der Badeanstalten wird man nur selten Einheimische finden, die im Badeanzug
herumbummeln oder nur ärmellose Unterhemden tragen. Denn es entspricht nicht dem Schönheitsempfinden der Italiener und ist unter ihnen deshalb verpönt. Der Tourist, der in solch einer Kluft gesehen wird, erntet aber höchstens einen missbilligenden Blick.
In Venedig kann es Touristen, die in der Öffentlichkeit im Badeanzug oder in einer anderen als anstößig gesehenen Kleidung ertappt werden, sogar passieren, dass sie ein Bußgeld zahlen müssen. Siehe dazu „Republik der Verbote“. Es gibt in Venedig eine Truppe ziviler Ordnungshüter, die keine Strafzettel sondern Flugblätter an Touristen verteilen, auf denen die Regeln des guten Benehmens in fünf Sprachen erläutert werden. Dazu gehört unter anderem, dass man nicht mit nacktem Oberkörper herumlaufen darf.
Überall in Italien sollte man beim Besuch von Kirchen die Schultern und die Beine bedeckt halten. Dieser Respekt für den geweihten Ort wird von den Menschen erwartet.
Blumen
Sie werden zu jemand nach Hause eingeladen? Sie möchten der Gastgeberin eine Freude machen, indem sie ihr einen Strauß Blumen mitbringen? Achtung. Den größten Fauxpas würden Sie zun, wenn sie einen Strauß Chrysanthemen mitbrächten. Denn diese gelten als Trauerblumen. Man verwendet sie hauptsächlich als Grabschmuck auf Friedhöfen.
Eingeladen bei Freunden
Als Gastgeschenk sind Blumen zwar eine Möglichkeit, aber kaum noch üblich. Besser ist es, einen Wein oder ein Dessert (z.B. Pasticcini oder Panettone in der Weihnachtszeit) mitzubringen.
Es heißt, dass man als Gast während des Essens das Glas nie selber nachfüllen sollte, weil das Sache des Gastgebers sei. Das mag beim ersten Glas Wein auch stimmen, bei guten Bekannten kann man sich aber im Laufe des Essens auch selber bedienen, ggf. fragt man die Gastgeber, ob man bei ihnen auch einschenken soll.
Beim Einkaufen
Dass Italiener mit dem Anstellen an der Bar oder im Geschäft
ihre Probleme haben, ist nicht neu. Wer die robusteren Ellbogen
hat, kommt eher dran. Aber vielleicht sollte man sagen „kam eher dran.“
Denn in immer mehr Bäckereien, Gemüseläden, oder
Wurst- und Käsetheken im Supermarkt muss eine Nummer
gezogen werden, und man kommt erst an die Reihe, wenn die jeweilige Zahl gerufen, bzw. angezeigt wird.
Eine Legende ist, dass man in den italienischen Geschäften oder auf den Märkten feilschen kann wie beispielsweise in den arabischen Ländern. Wenn man von Flohmärkten oder Touristenmärkten absieht, sind die Preise immer Festpreise. In Süditalien auf den Wochenmärkten hat der Orient noch seine Chance.
Handy
Die meisten Italiener haben ihr Handy zwar immer bei sich und telefonieren zuweilen auch lautstark, ohne sich um die Belästigung anderer Menschen zu kümmern, aber das gehört auch in Italien nicht unbedingt zum guten Ton.
Vor allem gilt es als unhöflich, wenn man während eines Gesprächs ein Handy-Anruf annimmt und sich dann minutenlang mit der „fernen" Person unterhält. Leider nimmt dieses flegelhafte Verhalten (besonders bei Jugendlichen) immer mehr zu.
Meinungsunterschiede ...
... werden in Italien meistens mit größter Höflichkeit und Gelassenheit ausgetragen, wie es auf dem folgendem Video zu sehen ist.