Pernacchia,
das ist das italienische Wort, das man in jedem Wörterbuch
findet. In Neapel sieht man es etwas differenziert. Laut Eduardo
de Filippo im Film „L'oro di Napoli“ (Das Gold
aus Neapel) ist die pernacchia (weiblich) weich und faul,
fett und ausgestreckt wie eine Odaliske auf einem Teppich. Il pernacchio (männlich) eine starke oder schwache, große oder kleine,
doch immer fleißige und konstruktive (akustische) Grimasse.
Laut Wörterbuch
ist eine pernacchia ein „unanständiges Geräusch“,
das in Italien zur Verhöhnung eine Person gemacht wird.
Man erzeugt es beispielsweise, indem man die Rückseite
der Hand oder des Unterarmen an den Mund presst, den Anpressdruck
stark erhöht und die Luft stoßartig auspustet.
Das Wort stammt aus dem
lateinischen vernacula (Diener oder Sklave), womit
gemeint sein könnte, dass nur Menschen niedrigeren Ranges
solche unanständigen Geräusche äußern. Eine pernacchia ist wie ein Missfallenspfiff bei einer
misslungenen Theateraufführung, nur odinärer,
treffender, beleidigender.
Exemplarischer
Einsatzfall einer pernacchia ist jener in Vittorio De
Sicas Film „L'oro di Napoli„. Unerreichbar die
Episode, in der Eduardo De Filippo als „Professor"
Don Ersilio den Einwohnern eines neapolitanischen Armenviertels
beibringt, wie sie sich gegen die Gemeinheit und die Schikanen
eines Adeligen wehren können.
Er empfiehlt ihnen, dass sie, jedes Mal wenn der „Graf"
im Viertel auftaucht, seinen Namen laut aufrufen sollen,
um sogleich eine laute, gemeinsam ausgestoßene, schmetternde
pernacchia folgen zu lassen.
Die pernacchia als Ausdruck des Missfallens, der Wut,
des Volkswillens, der Beleidigung. Nichts taugt so wie eine pernacchia, um die
erhitzten Gemüter abzukühlen mit einem schallenden
Gelächter.
Im Film „L'oro di Napoli" dient die Pernacchia als
lautstarke Rache. Als der „Graf" im Viertel auftaucht,
bekommt er laut und deutlich seinen Namen, sowie Vornamen und alle
seine Adelstitel zu hören, um anschließed mit: „Prrrrrrrrrrrr“,
einer lautstarken pernacchia beleidigt zu werden!
Szene aus „Das Gold von Neapel" []
Es wäre
kein Einzelfall, wenn im italienischen Parlament nach der
Rede eines umstrittensen Politikers aus den Rängen eine lautstarke pernacchia
zu hören wäre.