Wissenswertes

San Silvestro

Silvester ist auch in Italien ein lautes, buntes Fest für die ganze Familie und enge Freunde. Viele Italiener nutzen die Tage um den Jahreswechsel für ei­nen Skiurlaub in den Bergen, die Meisten begrüßen das neue Jahr aber in ihrem Heimatsort.

Während Silvester bei uns nicht unbedingt mit einem Festmahl verbunden ist, wird in Italien am Abend groß aufgetischt. Nur ungern verzichten die Italiener auf ihr „Cenone di Capodanno“ (Deutsch: „großes Neujahr-Abend­es­sen“). In meist großen Ge­sell­schaf­ten feiert man zu Hause oder in einem Re­stau­rant an einem reich ge­deck­ten Tisch. Ein Silvestermenü kann von Ge­gend zu Gegend anders aus­fal­len, was aber fast überall in Italien zur festen Tradition gehört, das sind die „Lenticchie“ (Linsen). Linsen gelten nämlich als Glück bringend, da sie Münzen ähnlich sind. Außerdem quellen sie auf, wenn man sie kocht, was wachsenden Reichtum symbolisiert.
Typische Gerichte des „cenone“ sind Cotechino con lenticchie (Cote­chi­no mit Linsen) oder Zampone con lenticchie – (Zampone mit Linsen). Zampone und Cotechino gibt es schon vorgekocht und abgepackt zu kaufen. Obwohl Cotechino und Zampone eigentlich norditalienische Spe­zia­li­tä­ten sind, werden sie auch bei in Süditalien an Silvester zusammen mit Linsen auf den Tisch gebracht.

Eine Reihe von „glücksbringenden" Bräuchen begleiten das Fest.
So sollte man zu Mitternacht ein knallrotes Kleidungsstück tragen, am Besten wäre rote Unterwäsche, egal ob Spitzenhöschen oder Boxer­shorts. Aber – Achtung! – sie sollten unbenutzt und nicht selbst gekauft worden sein.
Zu Mitternacht empfiehlt es sich auch, die Augen zu schließen, den Zeige- und den Mittelfinger zu kreuzen – das entspricht dem deutschen „Daumen halten" – und anschließend gedanklich drei Wünsche zu formulieren.
Feiert man mit der geliebten Person, ist es Pflicht, sich punkt Mitternacht unter einem Mistelzweig zu küssen.
Junge Mädchen, die wissen möchten, ob sie im kommenden Jahr heiraten werden, sollten um Mitternacht die Hausschuhe hinter sich werfen. Zeigen dann deren Spitzen in Richtung Tür, ist die Hochzeit sicher.
Das in deutschen Ländern übliche Bleigießen ist in Italien hingegen (außer in Südtirol) völlig unbekannt.

Als Unterhaltungsprogramm gibt es häufig Tanz und Gesang, stellenweise werden auch Lotterien gespielt. Was absolut nicht fehlen darf, ist – wie auch überall in der Welt – ein großes Feuerwerk.
Die Italiener lassen es zu Silvester aber auch gerne selbst knallen - und zwar richtig. Das handelsübliche zugelassene Feuerwerk ist vielen dabei nicht be­ein­druckend genug, so greifen sie auf nicht zugelassene Feuerwerkskörper zu – meist gefährliche Billigware aus China – oder mischen sogar selbst, vor al­lem in der Gegend um Neapel. Bei selbst hergestellten Böllern entwickeln die Ita­lie­ner einen besonderen Ehrgeiz. Jedes Jahr beschlag­nahmt die Polizei vie­le Tonnen pyrotechnisches Material. Kein Wunder, dass es immer Schwer­ver­letzte gibt, und manchmal sogar Tote. In Neapel und Umgebung sind in die­sen Tagen alle verfügbaren Streifenwagen im Einsatz, um illegale Böl­ler­bas­tel­stätten auszuheben.
Botti di Capodanno“ in Neapel
In der Region in und um Neapel ist dieses Phänomen besonders ausge­prägt. Viele Geschäfte verkaufen nicht nur harmlose Knallfrösche, sondern auch ge­fährliche Feuerwerkskörper. Und das auch an Jugendliche. Es gibt einen gro­ßen kriminellen Schwarzmarkt für die „botti“, wie hier die Knall­körper ge­nannt werden. Es werden jene Feuerwerkskörper verkauft, die wegen ihrer Ge­fähr­lich­keit vom italienischen Staat verboten sind. Viele kri­minelle Ver­käu­fer halten die Ware direkt im Kofferraum ihres Autos und ver­schwin­den so­fort, wenn die Carabinieri anrücken. Vor allem in Neapel hat sich eine regelrechte organisierte Kriminalität gebildet. Viele der illegalen Feuer­werks­kör­per kommen – zollfrei und unkontrolliert – aus China über den Hafen von Neapel. Die gefährliche Ware wird teilweise an Orten gelagert (beispielsweise in einem Treppenhaus), wo sie schlimme Schäden anrichten könnte.

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2017 gab es 184 Verletzte (bezogen auf ganz Italien). Noch 2013 ver­zeich­nete Italien zu Silvester 2 Tote und noch 350 zum Teil schwer verletzte Men­schen (darunter 43 Kinder). Immerhin ein deutlicher Rückgang gegenüber dem Vorjahr mit seinen 600 Verletzten. Immer noch zu viel! In Mailand wur­den im selben Jahr zwei Kinder (jeweils 7 und 10 Jahre alt) verletzt, der Kleinere verlor durch einen Knaller eine Hand.
Einige Gemeinden in Norditalien (aber auch die Stadt Macerata in den Mar­ken) haben auf den Böller-Wahnsinn reagiert: Dort ist diesmal am Silves­ter­abend das private Knallen auf öffentlichem Grund oder auf privatem Grund, von dem der öffentliche Grund erreichbar ist, verboten. Als Strafe drohen Geldbußen von mehreren Hundert Euro.

Neben dem Verzehren von Linsen und dem Tragen von roter Unterwäsche findet man im Aberglauben um die Silvesternacht eine weitere Reihe von vermeintlichen Glücksbringern.
Weintrauben: "Chi mangia l'uva per Capodanno conta i quattrini tutto l'anno" („Wer zu Neujahr Weintrauben isst, zählt das Geld das ganze Jahr“), so behauptet ein altes Sprichwort. Das kommt davon, dass noch im Winter geerntete Weintrauben eine reiche Ernte voraussetzen.
Nach Mitternacht: Lässt man einen Priester oder einen sehr großen, schwarz­haarigen Mann in die Wohnung eintreten, bringt dies Glück für die Woh­nung für ein ganzes Jahr.
Wenn man in der Neujahrsnacht einen Mistelzweig an die Türen be­fes­tigt, werden dadurch die bösen Geister vertrieben. Diese Sitte soll direkt aus der Zeit der Druiden stammen.
Neujahr: Man sollte beim Ausgehen immer etwas Geld bei sich haben. Der Glaube sagt, dass, wenn man so handelt, das Jahr kein „mageres" Jahr werden kann.
Geld: Man soll niemals, falls gefragt, ein Darlehen verweigern. Das ge­lie­he­ne Geld wird hundertfach zurückkommen.
 
 
 
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