Essen und genießen

Fichi (Feigen)

Kindheitserinnerungen: Der Fei­gen­baum im Garten eines Freundes; das große Feigenklau(b)en im Sep­tem­ber; die süßen, weichen Früchte; sich den Bauch voll schlagen, ohne eine Lira dafür zu bezahlen. Ich könnte einen Fei­gen­baum bei geschlossenen Augen am Geruch erkennen!
Keine Frage, dass ich mich bei den Feigen, die auf dem Viktualienmarkt in München als exotische Früchte für ein Euro pro Stück angeboten wer­den, veräppelt fühle. Zu­mal die ver­kauften Exemplare meist ziemlich fest und trocken sind: Luxussymbolik für Neureiche!
Und doch: So wie die Kaki-Frucht langsam langsam ihren Siegeszug auf den deutschen Obstständen angetreten hat, so könnte es auch mit den Feigen geschehen. Schon habe ich gute, reife Feigen auf dem Obststand eines Griechen in meiner Nähe entdeckt – nach Gewicht zu akzeptablen Preisen verkauft!

Aus zahlreichen re­li­giö­sen Ab­bil­dun­gen von Adam und Eva sind au­ßer­dem auch die gro­ßen, ge­lapp­ten Blät­ter des Fei­gen­baums be­kannt, die, in dem sie die Blö­ßen der Bei­den de­cken, der Über­win­dung des Scham­ge­fühls dienen. Als Trockenfrucht in der Weihnachtszeit ist die Feige auch allen wohlbekannt. Dass die Feige auch als frische Frucht vorzüglich schmeckt, das hat sich noch nicht allzu­sehr herumgesprochen.

Die Echte Feige (Ficus carica) ist ein mittelgroßer Baum aus der Gattung der Feigen (Ficus). Die Kultur des Feigenbaumes ist mehrere tausend Jahre alt. Seine Heimat ist das Gebiet östlich des Mittel­mee­res. Die bedeutendsten Fei­genkulturen gibt es rund um das Mittelmeer. Sie reifen jedoch in allen trocke­nen und warmen Regionen. Für frische Feigen ist Kalabrien das größte Produk­tionsgebiet. Mit zu­neh­mender Klimaerwärmung wird sie auch in Deutsch­land gezüchtet, zumal es inzwischen auch winterharte Sorten gibt.
Foto Rainer Zenz
Der Feigenbaum erreicht eine Höhe von 10 bis 12 Meter und blüht und fruch­tet dreimal im Jahr. Er ist sommergrün und laubwerfend. Die Krone kann bei ältern Bäumen sehr breit und ausladend sein, meis­tens aber unregelmäßig und niedrig. Der Stamm ist meis­tens knor­rig, un­re­gel­mäßig oder gebogen und hat eine glatte, hellgraue Rinde. Der Baum ver­zweigt sich bereits ab einer geringen Höhe.
Die eher steifen und ledrigen Blätter sind bis zu 20 oder 30 Zentimeter lang und ebenso breit. Sie erin­nern in ihrer Form an eine Hand mit drei bis fünf Lappen als „Finger“. Während die Ober­sei­te dun­kel­grün und rauhaarig ist, ist die Unterseite heller.
Die ausgewachsene Frucht ist gelblichgrün bis grün oder violett und hat die Form einer Birne oder eines dicken Tropf­ens. Das Fruchtfleisch ist rosa bis röt­lich, das bei reifen Früchten weich, saftig und sehr süß schmeck­end ist. In ihrem Inneren befinden sich zahlreiche gelbliche Kernchen.
Foto Rainer Zenz
5 - 8 Euro das Kilo
Zum Verzehr braucht man die Feigen nur waschen. Sie können - besonders, wenn sie sehr reif sind - mit der Schale gegessen werden. Mann kann die Feige aber auch schälen (umständlich) oder längs auf­schnei­den, dann das Frucht­fleisch auslöffeln (vor­nehm) oder mit den Zähnen (weniger vornehm) ab­tren­nen. Die Haut der Feigen (besonders bei den unreifen Früchten) gibt einen dicken, weißen Milch­saft ab, der leicht ätzenden ist.

Frischfeigen gibt es vom September bis Februar. Sind die Früchte sehr weich oder auf­ge­sprun­gen, ist das ein Zeichen der Vollreife.


Sprachliches
Bei dem italienischen Wort für die Feigenfrucht muss man sehr aufpassen, um nicht sprachlich einen Fauxpas zu machen. „Il fico“ (männlich) ist sowohl der Feigenbaum als auch die Feigenfrucht! „La fica“ (weiblich) ist hingegen ein nicht ganz feiner Aus­druck für das weibliche Ge­schlechts­teil. In der (auch nicht ganz feinen) Umgangssprache hat sich dieses Wort (und seine Ab­wand­lung „figa„) auch als Bezeichnung für „hübsche Frau“ eingebürgert. „Che bella figa!“ steht also für: „Was für eine körperlich attraktive Frau!“.
Wissenschaftlich ausgedrückt: FIGA/FICA hat sich heute als Dysphemismus oder Lexen der sexuellen Bewunderung im Sinne von „Mädchen“ durch­ge­setzt. Aber dem ist nicht genug. Absurderweise hat sich in der Ju­gendsprache der Mädchen der Begriff „figo“ für „fescher Junge“ eingebürgert!

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Kulinarisches

Der Verzehr von Feigen hilft gegen Verstopfung, und auch Husten und andere Beschwerden können mit Feigen gelin­dert werden. Manche sprechen dieser Frucht sogar eine Wirksamkeit gegen Tumoren zu.

In der Küche finden die Feigen zahlreiche Ver­wen­dungs­mög­lich­kei­ten: her­vorragend ist beispielsweise die Feigenmarmelade. In Kalabrien verwendet man miele di fichi (Feigenhonig) zur Herstellung von ver­schiedener Süß­spei­sen, oder zum Süßen von Spei­se­eis und Obst­sa­la­ten. Tat­sächlich ist Feigen­honig s­ehr in Mode gekommen als Würze für frischen Käse oder Fleisch.


Rezepte
Miele di Fichi
Der Feigenhonig ist typisch für Kalabrien, hat aber mit Bienenhonig nichts zu tun. Er ist lediglich ähnlich zähflüssig wie Honig. Die Zubereitung ist äußerst einfach. De Feigen werden in Wasser weichgekocht, dann werden sie aus­ge­presst. Der daraus ent­stan­dene Saft wird weitergekocht bis er die ge­wünsch­te Dickflüssigkeit erreicht hat.
Feigen mit Rucola und Parmaschinken
Eine ideale Vorspeise, eine klassische Zu­sam­men­stel­lung wie das bekannte „Honigmelone mit Par­ma­schinken“. Eine Lage Parmaschinken wird mit Rucola be­legt und ge­ho­bel­tem Parmesan. Darauf dekoriert man die geviertelten Feigen. Mit etwas Olivenöl und Balsa­mico-Essig besprenkeln.
 
 
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