Slow
Food ist eine ursprünglich aus
Italien stammende Bewegung, die sich das Ziel gesetzt
hat, das Genießen des Essens zu fördern,
und sich daher gegen Fast Food und überhaupt
gegen schlechtes, hektisches Essen (und Leben) einsetzt.
Slow Food bemüht sich um die Erhaltung
der regionalen Küche mit den heimischen Produkten,
Tieren und Pflanzen und deren lokaler Produktion. Der Gründer
und internationale Vorsitzende
Carlo Petrini definierte die Grundbegriffe einer „Neuen
Gastronomie“ als Maßstab: Buono,
pulito e giusto
(gut, sauber und fair). Wenn ein Element fehle, sei das nicht Slow Food, so Petrini.
Slow
Food entstand in den 1980er Jahren in der piemontesischen
Kleinstadt Bra, in der Provinz Cuneo, und nannte sich
zunächst „Arcigola„. „Gola“
bedeutet etwa Esslust. Ein widersprüchlicher Begriff, am Rande der negativen Aussage, bedeutet doch „peccato di gola“ (peccato = Sünde) Völlerei. Der Anführer der Gruppe
war Carlo Petrini, heute noch Präsident
von Slow Food. Man gründete 1982 die Zeitschrift
„La Gola“ .
Alles hatte 1986 mit
den Auseinandersetzungen um den Plan von McDonald's begonnen,
ausgerechnet in der Altstadt von Rom ein Hamburger-Restaurant
zu eröffnen. Die Journalisten, die in der Nähe arbeiteten,
vor allem die Redakteure der Tageszeitung „Il
Manifesto“ mit der Gourmet-Beilage „Gambero
Rosso“ (Roter Krebs), taten sich zusammen,
bauten auf der berühmten Piazza di Spagna
– als Protest gegen „Fast Food“ – eine
lange Tafel auf und servierten dort Speisen nach
alter italienischer Tradition (und Qualität).
Der
von Stefano Bonilli gegründete „Gambero
Rosso“, inzwischen der bekannteste Weinführer
für italienische Weine, trug dazu bei, die Vorstellungen
von „Arcigola“ zu verbreiten. So entstand
„Slow Food„. Der gemeinnützige Verein,
der 1986 von Carlo
Petrini in Bra gegründet wurde, ist eines
der Aushängeschilder nicht nur für die Önogastronomie,
sondern überhaupt für die gesamte Kultur des Piemonts.
Der Verein
ließ sich den Begriff „Slow Food“ als
Markennamen schützen. Unternehmen, die den Begriff in einem
anderen Zusammenhang benutzen, werden dementsprechend
per Anwalt mit einer Abmahnung wegen Copyright-Verletzung
bedacht. Das Logo von Slow Food ist die Schnecke –
das Symbol der Langsamkeit.
Aus der
von Carlo Petrini 1986 gegründeten kleinen
Organisation ist mittlerweile eine internationale
Organisation mit über 80.000 Mitgliedern in über 100
Ländern auf allen Kontinenten geworden. Derzeit sind es
in Deutschland rund 10.000, die in lokalen und regionalen „Convivien“
(Tafelrunden) organisiert sind.
Die tragende
Idee der Slow-Food-Bewegung ist, den Genuss, den Verstand und die Langsamkeit wieder in den Vordergrund zu bringen. In Turin wurde von Slow Food der „Salone
del Gusto“ gegründet, die wichtigste
önogastronomische Messe der Welt.
Der Salone del Gusto ist alle zwei Jahre Treffpunkt für
Feinschmecker aus der ganzen Welt. Jedes Jahr wird ein eigenes Motto ausgewählt. „Voler bene alla terra" (Die Erde lieben) war das Motto des Jahres 2016.
Trattoria-Tour: Eine kulinarische Reise durch Italiens Lieblingslokale
Slow Food Genussführer 2019/20: Unsere besten Restaurants und Gasthäuser in Deutschland
Aufgepasst:
Wer Slow Food mit Bio-Lebensmittel gleichsetzt, irrt
sich. Für Slow Food steht im Wesentlichen die Vielfalt der Nahrungsmittel
und Esskulturen im Vordergrund. Wichtig ist der möglichst
ursprüngliche Genuss, der zwar bei Bio-Produkten gegeben
sein kann, aber nicht zwangsläufig muss. Einen Biowein,
der nicht schmeckt, entspricht nicht den Anforderungen von Slow
Food.
"Seit
der zweiten Hälfte der neunziger Jahre, 1995, 1996, achtet
unsere Arbeit fest auf die Artenvielfalt, die Biodiversität
bei Pflanzen, Tieren und Esskultur, denn wir haben gemerkt,
dass viele dieser Arten von der Ausrottung bedroht sind.
Darum kämpfen wir dafür, dass diese Ökonomie
umweltbewusst, vertretbar und ertragreich ist für
den, der arbeitet." (Carlo Petrini)
In früheren
Zeiten fand man auf den Märkten der Welt 5000 Kartoffelsorten,
heute hingegen findet man vielleicht ein halbes Dutzend. Auch
die Mehrzahl der Apfelsorten ist von den Märkten verschwunden.
Um nicht
immer öfter „es war einmal“ sagen zu müssen,
schuf Slow Food im Jahr 1996 das internationale Projekt „Arca
del gusto“, die Arche des Geschmacks.
Die „Arche des Geschmacks®“
ist ein eingetragenes Warenzeichen von Slow Food
International. Das Projekt „Arca
del Gusto“ dient dem Schutz
der kleingewerblichen Produktion hochwertiger Lebensmittel vor der Sintflut der industriellen
Gleichmacherei. Es will erreichen,
dass Hunderte von Tierarten, Wurst- und Käsesorten,
wild wachsenden genießbaren und angebauten
Kräutern, Getreide- und Obstsorten erhalten
bleiben. Es will unter anderem das Erlernen des Feingeschmacks
fördern und das Recht auf Genuss stärken.
Arche des Geschmacks
Die Organisation Slow
Food hat mit der Arche des Geschmacks eine Liste
von gefährdeten Lebensmitteln, Kulturpflanzensorten und
Nutztierrassen erstellt, die angesichts einer globalisierten
Lebensmittelwirtschaft und einseitig an Ertragshöhe und
Vermarktungsfähigkeit orientierter Zuchtauswahl und einem
Kostendruck in der Verarbeitung im Fortbestand gefährdet
sind. Mit diesen Lebensmitteln und den entsprechenden Pflanzensorten
und Tierrassen ginge auch ein Stück Esskultur und das traditionelle
Wissen um die Produktion dieser Lebensmittel zu Ende.
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Kulinarisches Wörterbuch
Vegetarisch kochen: Cucina Vegetariana. Meine 80 vegetarischen Lieblingsrezepte aus Italien
Die auf der Arche
aufgenommenen Lebensmittel („Passagiere“
genannt) müssen folgende Kriterien erfüllen:
Einzigartige geschmackliche
Qualität!
Historische Bedeutung!
Die Produkte
sind in ihrer Existenz bedroht.
Sie haben einen
identitätsstiftenden Charakter für eine Region,
sie unterstützen
die nachhaltige Entwicklung einer Region,
sie sind frei von
gentechnischer Veränderung.
Die Tiere stammen
aus artgerechter Haltung.
Die Produkte sind
käuflich erwerbbar.
Slow Food steht
auch für politische
Lobbyarbeit:
für Verbraucherschutz
im Lebensmittelbereich,
gegen gentechnisch
veränderte Nahrungsmittel,
in der Agrarpolitik
vor allem gegen die Anwendung von Pestiziden,
für Engagement
im Umweltschutz und die Sammlung und Erhaltung des Wissens
um lokale Anbau- und Verarbeitungsmethoden.
Das Projekt „Arche des
Geschmacks" startete in Deutschland im Jahr 2000. Der Arche-Passagier
Ostheimer Leberkäse
wird, neben weiteren regionalen Produkten, seit Herbst
2006 in den Speisewagen der 550 ICE-Züge der Deutschen
Bahn serviert. 2014 begrüßte die Arche des Geschmacks
von Slow Food vier neue Passagiere an Bord. Mit dem Alpinen
Steinschaf, der Bohnensorte
Ahrtaler Köksje, der Kesselheimer
Zuckererbse und dem
Bremer Scheerkohl sind nun 40 traditionelle Lebensmittel
in Deutschland Teil des weltweiten Slow Food Projekts zur Erhaltung
der biologischen Vielfalt. Zur Webseite von Slow
Food Deutschland.
Slow Food wird vorgeworfen, elitär zu sein. Dazu Petrini: „Lebensmittel werden billiger und billiger und sind zu reiner Handelsware verkommen, bei der es nur noch um den Preis geht. Das muss geändert werden. Der hemmungslose Konsum muss aufhören. Es muss weniger produziert, weniger konsumiert und weniger weggeworfen werden.“
Eine Maxime von Slow Food ist es außerdem, gute
Qualität zu fairen Preisen anzubieten. Bei Restaurants,
die in die Empfehlungsliste von Slow Food aufgenommen
werden, wird ein ehrliches Preis/Leistungs-Verhältnis
erwartet. Die Obergrenze für ein mehrgängiges regionaltypisches Menü (ohne
Getränke) setzt Slow Food bei 35
Euro an.
Dennoch wurde die Slow-Food-Angelegenheit in Deutschland, laut einiger Kritiker, weitgehend von einer meist grün wählenden, finanziell gut abgesicherten Klientel okkupiert und zelebriert. Dazu der Schriftsteller W. Droste: „In sogenannten Convivien wird 'richtig Essen und bewusst Genießen' gelehrt. In jedem süditalienischen Hafenarbeiter steckt mehr kulinarische Kenntnis als in der ganzen deutschen Slow-Foob-Bagage zusammen.“
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